Krawalle bei „Gelbwesten“-Protesten in Paris

Bei den ersten „Gelbwesten“-Protesten seit dem Großbrand in der Kathedrale Notre-Dame ist es in Paris erneut zu Ausschreitungen gekommen. Sicherheitskräfte setzten in der französischen Hauptstadt gestern Tränengas gegen Aktivisten ein und nahmen mehr als 200 Menschen fest. Während in Paris deutlich mehr Menschen als vor einer Woche auf die Straße gingen, sank die Teilnehmerzahl landesweit nach Angaben des Innenministeriums auf weniger als 30.000 Menschen.

Französische Polizei verhaftet Dutzende „Gelbwesten“

Keine Osterpause für die „Gelbwesten“: Es ist das 23. Protestwochenende in Folge. Die Demonstranten fordern mehr soziale Gerechtigkeit und niedrigere Steuern, sie sind gegen die Reformpolitik von Präsident Emmanuel Macron; unter ihnen waren wie fast immer auch gewalttätige Randalierer.

Die Demonstrationen in der französischen Hauptstadt hatten relativ ruhig begonnen. Ein kleinerer Protestzug, der an der Basilika Saint-Denis begann, verlief nach Polizeiangaben ohne Zwischenfall. Zu den ersten Zusammenstößen kam es am frühen Nachmittag in der Nähe des Bastille-Platzes und des Platzes der Republik.

Tränengas und brennende Motorroller

Demonstranten zündeten Motorroller an und warfen Flaschen und Gegenstände auf die Polizei, wie AFP-Journalisten berichteten. Zudem gab es aus den Reihen der Teilnehmer den Sprechchor „Bringt euch um, bringt euch um“ – eine Anspielung auf eine Reihe von Selbstmorden unter Polizisten seit Beginn des Jahres. Auch Mülleimer, Absperrungen und Autos standen in Flammen. Die Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas gegen die „Gelbwesten“ vor.

Brennender Motorroller in Paris
AP/Michel Euler

Der Erste Beigeordnete der Pariser Bürgermeisterin, Emmanuel Gregoire, sprach von „sehr schweren“ Schäden im Zuge der Ausschreitungen. Insgesamt beteiligten sich nach Angaben des Innenministeriums rund 9.000 „Gelbwesten“ an den Demonstrationen in der Hauptstadt – etwa doppelt so viele wie vor einer Woche.

Innenminister Christophe Castaner ließ darum landesweit mehr als 60.000 Mitarbeiter von Polizei und Gendarmerie mobilisieren. Die „Gelbwesten“ gingen gestern auch in Montpellier, Marseille, Bordeaux, Toulouse und Lille zu Hunderten bzw. Tausenden auf die Straße.