Soldaten
APA/AFP/Ishara S. Kodikara
Explosionen in Sri Lanka

Ministerium spricht von „Terror“

Nach den Explosionen in Kirchen und Hotels in Sri Lanka, bei denen über 200 Menschen ums Leben gekommen sind, spricht das Verteidigungsministerium von „Terror“. Die Verantwortlichen für die Angriffe am Ostersonntag seien „identifiziert“, es gab bereits erste Festnahmen. International zeigte man sich über die Ereignisse erschüttert.

Am späten Sonntagnachmittag (Ortszeit) veröffentlichte die Polizei neue Opferzahlen: So soll es bereits 207 Tote geben. Mehr als 500 Menschen sind außerdem verletzt, wie Sprecher von sieben örtlichen Krankenhäusern der dpa sagten. Zuvor ging man von rund 150 Todesopfern aus, zahlreiche Menschen befanden sich laut den vorherigen Angaben noch in Lebensgefahr.

Unter den Opfern befinden sich nach Angaben der Tourismusbehörde 32 Ausländer aus acht Staaten. Dazu gehörten den Angaben vom Sonntag zufolge Bürger Indiens, der USA, Großbritanniens, Portugals, Chinas, der Niederlande, Belgiens und der Türkei. Auch 300 Österreicher befinden sich laut Außenministerium auf Sri Lanka. Bis jetzt sei aber nichts darüber bekannt, ob Österreicher auch unter den Opfern sind – die Lage sei aber unübersichtlich.

„Hohes Sicherheitsrisiko von weiteren Anschlägen“

Laut dem Außenministerium in Wien besteht ein „hohes Sicherheitsrisiko von weiteren Anschlägen“. „Bleiben Sie bis auf Weiteres vor Ort und folgen Sie den Anweisungen der Sicherheitsbehörden“, hieß unter den Reiseinformationen zu Sri Lanka auf der Website des Ministeriums.

Der stellvertretende Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sagte, es handle sich bei den Angriffen um einen „terroristischen Vorfall“, und dieser sei von religiösen Extremisten verübt worden. Ermittler hätten die Täter bereits identifiziert, so Wijewardene. Sieben Menschen wurden im Zusammenhang mit den Attacken festgenommen, sagte Wijewardene bei einer Pressekonferenz.

Soldaten vor Kirche
APA/AP/Eranga Jayawardena
Die Armee sicherte das Gebiet rund um eine der Kirchen in der Hauptstadt Colombo

Polizei geht „Verschwörung“ nach

Bisher bekannte sich niemand zu den Angriffen. Staatspräsident Maithripala Sirisena sagte, die Streitkräfte und die Polizei gingen der „Verschwörung“ auf den Grund. Erst vor zehn Tagen hatte Sri Lankas Polizeichef Pujuth Jayasundara vor möglichen Selbstmordanschlägen auf Kirchen und das Indische Hochkommissariat durch die radikalislamische Gruppe NTJ gewarnt. Er berief sich dabei auf Informationen eines „ausländischen Geheimdiensts“.

Als Reaktion auf die Angriffe verhängte die Regierung noch am Sonntagnachmittag (Ortszeit) eine sofortige Ausgangssperre, die über Nacht gelten soll. Der Flughafen von Colombo ist laut österreichischem Außenministerium jedoch in Betrieb, Passagiere könnten diesen „unter Vorweisung des Flugtickets“ erreichen. Weiters wurde der Zugang zu Sozialen Netzwerken und Messenger-Diensten gesperrt. Die Schulen sollten die kommenden zwei Tage geschlossen bleiben, die Universitäten unbefristet.

Acht Explosionen insgesamt

Insgesamt kam es am Ostersonntag zu acht Explosionen, sechs davon innerhalb einer halben Stunde. Ziel waren drei Kirchen, in denen Ostergottesdienste stattfanden, in verschiedenen Teilen des Landes, außerdem drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo.

Bei den Kirchen handelte es sich um die St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo, die St.-Sebastians-Kirche im rund 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Negombo sowie die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo. Außerdem gab es Explosionen in den Fünfsternehotels Shangri-La, Cinnamon Grand und Kingsbury in Colombo.

St. Sebastian Kirche nach dem Anschlag
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Die St.-Sebastians-Kirche in Negombo

Später wurde eine siebente Explosion in einem kleinen Hotel in einem Vorort der Hauptstadt Colombo mit zwei Toten gemeldet. Eine achte Explosion mit drei weiteren Todesopfern ereignete sich am Nachmittag in einer Wohngegend in Dematagoda, einem anderen Vorort Colombos. Nach Angaben der Regierung seien für diese zwei Explosionen vor der Polizei flüchtende Täter verantwortlich gewesen.

„Schreckliche Szenen“ in Kirche

Der Minister für Wirtschaftsreform, Harsha de Silva, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, in einer Kirche in Colombo habe es „schreckliche Szenen“ gegeben. Diese sei mit Körperteilen übersät gewesen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Einsatzkräfte Verletzte aus einer verwüsteten Kirche trugen.

Polizisten
APA/AP/Eranga Jayawardena
Polizei und Rettung waren in der Hauptstadt Colombo im Einsatz

Eine 20 Jahre alte Touristin aus Dänemark, die mit drei Freundinnen in einem Hotel in Colombo untergekommen ist, sagte dem dänischen Rundfunk zur Explosion in der St.-Antonius-Kirche: „Es herrschte Chaos in der Straße, mit Menschen und Rettungswagen überall. Viele der Einheimischen haben die Straße hinunter gezeigt und gesagt, es habe eine Explosion gegeben, und viele seien tot.“

Internationale Anteilnahme

Außerhalb Sri Lankas zeigte man sich von den Angriffen erschüttert. Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte den „barbarischen Akt“: „Die Anschläge in Sri Lanka, auf friedlich betende und Gottesdienst feiernde Menschen und auf Hotelgäste, sind ein schrecklicher und barbarischer Akt. Sie sind auf das Schärfste zu verurteilen“, schrieb er auf Twitter. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) reagierte „tief erschüttert und besorgt“ auf die Angriffe. Auch FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl zeigte sich auf Twitter „zutiefst“ betroffen.

Explosionen in Sri Lanka

Bei acht Explosionen wurden am Ostersonntag in Sri Lanka mindestens 150 Menschen getötet. Bisher hat sich niemand zu den Anschlägen bekannt.

US-Präsident Donald Trump sprach den Opfern sein Mitgefühl aus, der russische Präsident Wladimir Putin sprach von einem „grausamen und zynischen Verbrechen“. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb: „Das ist ein Angriff auf die gesamte Menschheit.“ EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Auch UNO-Generalsekretär Antonio Guterres reagierte bestürzt auf die Anschläge. Er hoffe, dass die Verantwortlichen schnell zur Rechenschaft gezogen werden. Der Papst erwähnte die Angriffe in seiner Osteransprache: Er bete für „alle Verletzten und diejenigen, die wegen des dramatischen Ereignisses leiden müssen“.

Beliebtes Touristenziel

Der südasiatische Inselstaat ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Gäste aus Europa. Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten. Der Islam stellt mit einem Anteil von 9,7 Prozent (Stand: 2012) eine weitere religiöse Minderheit in dem Land dar.

Sri Lankas Bürgerkrieg ging 2009 nach 26 Jahren zu Ende. Die Rebellengruppe Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatte für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft. Die Armee besiegte die Aufständischen schließlich mit aller Härte. Die UNO wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.