Türkischer Oppositionschef bei Beerdigung attackiert

Drei Wochen nach der Kommunalwahl in der Türkei ist Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu auf dem Begräbnis eines Soldaten attackiert worden. Ein Mann schlug ihm während des Gerangels in der Provinz Ankara mit der Faust ins Gesicht, wie heute auf Bildern des Senders CNN Türk zu sehen war.

Gerangel um den türkischen Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu
AP

Leibwächter versuchten, die aufgebrachte Menge zurückzudrängen, und brachten den Chef der größten Oppositionspartei CHP schließlich in ein Haus. Von dort aus ließ Kilicdaroglu mitteilen, es gehe ihm gut. Weil sich die Menge zunächst nicht zerstreute, wurde Kilicdaroglu nach Angaben von CNN Türk mit einem gepanzerten Fahrzeug weggebracht.

Der genaue Hintergrund des Vorfalls ist unklar. Das Gouverneursamt erklärte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, der Fall werde untersucht. Der Sprecher der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP, Ömer Celik, verurteilte die Tat.

Vorwürfe aus Erdogans AKP

Der Soldat und drei weitere Militärs waren bei Gefechten mit der als terroristisch eingestuften Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) nahe der irakischen Grenze ums Leben gekommen. Präsident und AKP-Chef Recep Tayyip Erdogan hatte der CHP und drei weiteren Oppositionsparteien vor der Kommunalwahl vom 31. März vorgeworfen, mit der PKK zusammenzuarbeiten und deren Anhänger „in die Gemeinden zu schleusen“.

Die AKP hatte die Hauptstadt Ankara und die Metropole Istanbul bei der Kommunalwahl an die CHP verloren. In Istanbul wurde der CHP-Kandidat Ikrem Imamoglu vergangene Woche zum Bürgermeister erklärt, allerdings steht die Entscheidung über einen Antrag der AKP auf Wahlwiederholung noch aus.

Imamoglu feierte mit Hunderttausenden „Neuanfang“

Imamoglu hat indes dennoch mit hunderttausenden Anhängern und Anhängerinnen einen „Neuanfang“ in der Stadt am Bosporus gefeiert. Bei der heutigem Kundgebung versprach der Politiker, allen Bürgern unabhängig von ihrer politischen Orientierung zu dienen. „Ich werde arbeiten, Lösungen entwickeln und Ergebnisse erzielen. Das ist mein Versprechen an jeden einzelnen der 16 Millionen Istanbuler“, sagte Imamoglu auf der Kundgebung im Stadtteil Maltepe.

„Niemand wird diskriminiert werden.“ Tausende Menschen schwenkten türkische Flaggen und Porträts des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk. Imamoglu versprach eine „verantwortungsvolle und transparente Stadtverwaltung“ und erklärte: „Wir werden keine einzige Lira verschwenden.“