Gespräche über weltweit ersten Radzusteller-KV

Österreich nimmt in der ungeordneten Arbeitswelt der Fahrradzusteller und -zustellerin eine Sonderstellung ein. 2017 wurde bei Foodora als einer der ersten Firmen in der „Gig-Economy“ ein Betriebsrat in Österreich gegründet, darüber wurde weltweit berichtet. „Wir sind weltweit die Ersten, die einen Kollektivvertrag machen für so eine Branche“, sagte Gewerkschafter Karl Delfs heute.

Das erste Treffen zwischen der Gewerkschaft vida und dem Fachverband der Kleintransporteure hat bereits stattgefunden. Anwesend waren auch Firmen- sowie Arbeitnehmervertreter von Branchengrößen wie Mjam, Lieferservice und Pink Pedals. Ziel ist ein eigener Kollektivvertrag für Fahrradboten und -botinnen. Delfs hofft, dass bis Jahresende eine ausgearbeitete Vorlage gelingt, die mit 2020 in Kraft tritt.

Ungeordnete Arbeitsverhältnisse

„In einer boomenden Branche brauchst du verlässliche Mitarbeiter, das geht mit freien Dienstnehmern nicht. In einer Branche, wo man Lieferketten einhalten muss, halte ich das für eine Gefahr in der Qualität“, so der Bundessekretär für den Bereich Straße in der Gewerkschaft vida.

Derzeit sind die Arbeitsverhältnisse der Radzusteller ungeordnet. Selbst jene Boten bzw. Botinnen, die fix angestellt sind, sind als Arbeiter bzw. Arbeiterinnen dem freien Gewerbe zugeordnet. Der Großteil der Zusteller und Zustellerinnen ist in einem freien Dienstverhältnis.

Darüber hinaus gibt es selbstständige Fahrer und Fahrerinnen – darunter viele anerkannte Flüchtlinge, da diese zwar als Angestellte nicht arbeiten dürfen, mit Gewerbeschein als Unternehmer bzw. Unternehmerin hingegen schon.

Betriebsrat auch bei Pink Pedals

Dem Vernehmen nach macht das Mjam/Foodora zu schaffen, die vom Aus des Konkurrenten Uber Eats betroffenen Fahrer und Fahrerinnen zu übernehmen: Viele haben keine Arbeitserlaubnis. Abgesehen von Mjam/Foodora hat auch der Grazer Fahrradbote Pink Pedals einen Betriebsrat. In Richtung eines Betriebsrates bewege sich auch Lieferservice, sagte Delfs.

Die erste Verhandlungsrunde diente einem Austausch der Positionen. „Ich habe ganz stark das Gefühl, dass alle Beteiligten aufrichtig an einem Kollektivvertrag basteln wollen“, schilderte Delfs die Stimmung. Das nächste Treffen findet Ende Mai statt.

Gehaltsmodell mit fixen Gehältern

Die Sozialpartner stellen sich ein Gehaltsmodell mit fixen Gehältern vor, das nicht unter 1.500 Euro brutto im Monat liegen soll. Die Bezahlung soll sich am Kollektivvertrag der Kleintransporteure orientieren.