Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Kim und Putin

Betont gute Stimmung in Wladiwostok

Das erste Zusammentreffen des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ist am Donnerstag betont freundlich verlaufen. Eine gemeinsame Erklärung oder die Unterzeichnung von Abkommen war nicht geplant – zwei Monate nach dem abgebrochenen Treffen zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump ist aber schon die Demonstration guter Atmosphäre ein wichtiges Symbol für beide Seiten.

Es sei im Gespräch um die Situation auf der koreanischen Halbinsel gegangen, die zu den größten internationalen Problemen gehöre, sagte Kim in Wladiwostok. Putin sagte, beide Seiten hätten auch darüber gesprochen, wie die Lage verbessert werden könne. Die beiden äußerten sich nach einem mehr als einstündigen Gespräch, wie das russische Fernsehen zeigte.

Kim sagte, er sei nach Russland gereist, um mit Putin intensiv zu beraten, wie die Stabilität der Region strategisch vorangebracht werden könne. „Wir konnten über die Geschichte unserer Beziehungen und über das Heute sowie die Entwicklung des bilateralen Verhältnisses sprechen“, sagte Putin. Im Voraus hatten er und Kim erklärt, auch über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm zu sprechen. Mit dem Treffen in Wladiwostok demonstrieren die beiden, dass die USA nicht die einzige Macht sind, um das Thema der atomaren Abrüstung Nordkoreas auf die Tagesordnung zu setzen.

Putin befürwortet internationale Garantien für Nordkorea

Die internationale Gemeinschaft müsse Garantien hinsichtlich der Sicherheit und Souveränität Nordkoreas geben, sagte Putin nach rund fünfstündigen Gesprächen mit Kim. Nur die Einhaltung internationalen Rechts und nicht „das Recht des Stärkeren“ könne den Konflikt über das nordkoreanische Atomprogramm lösen, sagte Putin weiter. Er wolle die US-Seite bei Interesse offen über das Treffen mit Kim informieren, sagte Putin bei einer live im Staatsfernsehen übertragenen Pressekonferenz.

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Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Auch beim gemeinsamen Mittagessen ließen sich Kim und Putin fotografieren
Kim Jong Un und Wladimir Putin beim Gipfel
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Gemeinsam mit ihren Delegationen begannen die Staatsoberhäupter mehrstündige Verhandlungen
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Kim Jong Un reiste mit seinem gepanzerten Zug nach Wladiwostok
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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In der russischen Stadt wurde das Treffen unter strengster Geheimhaltung vorbereitet
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Auf dem Bahnsteig wurde vor der Ankunft des Sonderzugs der rote Teppich ausgerollt
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Rund neun Stunden dauert die Fahrt aus Nordkorea nach Wladiwostok
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Als dritter Machthaber aus seiner Familie hofft Kim Jong Un, mit seinem Besuch in Wladiwostok die Freundschaft zwischen den beiden Ländern wiederzubeleben
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Das Gipfeltreffen findet auf dem Universitätscampus auf der Insel Russki statt
Treffen von Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Putin sagte, er wolle sich für „positive“ Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel einsetzen
Treffen von Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Auch auf dem Universitätscampus wurde roter Teppich verlegt
Besuch von Kim Jong Un in Wladiwostok
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Militärische Begrüßung für den nordkoreanischen Machthaber in Russland
Treffen von Kim Jong Un und Wladimir Putin
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„Ich freue mich, sie hier zu sehen“, sagte der Kreml-Chef, als einander die Politiker erstmals die Hände schüttelten
Treffen von Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Kim bezeichnete die Gespräche mit Putin als „sehr substanziell“
Treffen von Kim Jong Un und Wladimir Putin
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Die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung ist nicht geplant

Botschaft an Trump

Dem nordkoreanischen Diktator dürfte das Treffen vor allem wichtig gewesen sein, um Trump zu zeigen, dass er trotz des internationalen Drucks Allianzen schmieden kann. Die Verbindungen zwischen Pjöngjang und Moskau sind seit gemeinsamen kommunistischen Zeiten eng. Kim wolle nun durch seinen ersten Russland-Besuch die USA zum Kurswechsel bewegen, meinte der Moskauer Experte Wladimir Frolow in der Zeitung „Wedomosti“ (Mittwoch-Ausgabe). Statt eines kompletten Endes des Atomprogramms, wie es die USA wollen, ein Vorgehen in Etappen: Für jeden Schritt bei der Abrüstung sollen im Gegenzug UNO-Sanktionen gegen Pjöngjang fallen. In diesem Punkt unterstützt Putin Kim.

Russland ist als Nachbarland Nordkoreas an einer atomaren Abrüstung dort interessiert. Moskau setzt sich dafür ein, dass für Schritte bei der atomaren Abrüstung die Sanktionen gegen Pjöngjang gelockert werden. Der Kreml-Chef positioniert sich in der Rolle des internationalen Konfliktmanagers. Im Syrien-Konflikt hat er den engsten Draht zu Machthaber Baschar al-Assad, und auch in Afghanistan und Libyen ist es Russland durch Diplomatie und den Einsatz des Militärs gelungen, seinen Einfluss deutlich auszudehnen.

Amikale Atmosphäre

Betont freundlich wurde der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un in Russland von Präsident Wladimir Putin empfangen. (Videoquelle: Reuters)

Kims Gipfel mit Trump Ende Februar in Vietnam war hingegen vorzeitig abgebrochen worden. Beide waren mit maximalen Forderungen in die Gespräche gegangen und hatten sich nicht auf zentrale Fragen der atomaren Abrüstung Nordkoreas einigen können. Trotzdem bewerteten sie das Treffen anschließend positiv. Erst kürzlich sagte Trump auch einen weiteren Gipfel für möglich.

Beziehungen zwischen Nordkorea und USA auf der Kippe

Neue Spannungen sind aber unübersehbar. Wenige Stunden vor dem Gipfel mit Putin kritisierte Nordkorea derzeit laufende Militärübungen Südkoreas und der USA. Die Luftmanöver gefährdeten die Beziehungen zwischen den koreanischen Staaten, sagte ein nordkoreanischer Sprecher und kündigte „entsprechende Gegenmaßnahmen unserer Armee“ an, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete.

Die Militärübung der USA und Südkoreas könne „die aggressive, anstößige und streitsüchtige Art ihrer feindseligen Handlungen nicht verbergen“, sagte der Sprecher des nordkoreanischen Komitees für die friedliche Wiedervereinigung des Landes. Durch den geänderten Codenamen der Übung in Südkorea würden beide Staaten suggerieren, das Manöver sei im Umfang reduziert worden – das sei aber nicht der Fall.

Im Zug in den russischen Osten

Kim hatte mit seinem gepanzerten Sonderzug am Mittwoch die Grenze Nordkoreas zu Russland überquert. Stunden später war er in der Hafenstadt am Pazifik angekommen und wurde mit militärischen Ehren empfangen. Im Anschluss an das Gespräch begannen die Delegationen mit für mehrere Stunden anberaumten Verhandlungen. Eine gemeinsame Gipfelerklärung oder die Unterzeichnung von Vereinbarungen sollen nicht geplant sein. Nordkoreas Machthaber bleibt am Freitag in Wladiwostok und soll erst am Samstag heimreisen.

ORF-Korrespondent Christian Lininger analysiert das Treffen

Laut Lininger geht es bei dem Gipfel um Symbolisches – ein Zeichen des Zusammenhaltes zwischen Nordkorea und Russland an die Welt.

Russland hatte Kim bereits im Mai vergangenen Jahres eingeladen. Zuletzt war es im Jahr 2011 zu einem Gipfel zwischen den Führern Russlands und Nordkoreas gekommen. Der mittlerweile gestorbene Kim Jong Il – der Vater des jetzigen Machthabers – hatte sich seinerzeit mit dem damaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew getroffen.