Eltern unterschätzen oft Grad des Übergewichts ihrer Kinder

Viele Eltern dicker Kinder sehen ihren Nachwuchs nicht als übergewichtig oder gar fettleibig an. Mehr als die Hälfte der Eltern mit dickem Nachwuchs unterschätzt Forschern zufolge dessen Grad an Übergewicht. Auch die Mädchen und Buben kannten ihren hohen Gewichtsstatus oft nicht, wurde auf dem europäischen Kongress für Adipositas (Fettsucht) in Glasgow berichtet. Der Kongress dauert bis Mittwoch.

Für ihre Metaanalyse nutzten die Wissenschaftler weltweit 87 Studien aus den vergangenen fast 20 Jahren. Diese umfassten 24.774 Kinder und Jugendliche von null bis 19 Jahren und deren Eltern.

„Trotz der Versuche, das öffentliche Bewusstsein für das Problem der Fettsucht zu fördern, zeigen unsere Ergebnisse, dass das Übergewicht der Kinder oft unterschätzt wird“, sagte Abrar Alshahrani von der englischen Universität Nottingham. Folglich bekämen viele Kinder nicht die Unterstützung, die sie brauchten, um gesund zu bleiben.

Zahl innerhalb von 40 Jahren verzehnfacht

Weltweit hat sich den Angaben zufolge die Zahl der Kinder und jungen Erwachsenen mit Fettleibigkeit in den vergangenen 40 Jahren mehr als verzehnfacht: bei den Mädchen von fünf auf 50 Millionen von 1975 bis 2016, bei den Buben sogar von sechs Millionen auf 74 Millionen. Das Ergebnis der Metastudie: 55 Prozent der Eltern von zu dicken Kindern unterschätzen deren Gewichtsstatus – vor allem bei kleinen Mädchen und Buben.

Eltern, die selbst zu viele Kilos auf die Waage bringen und nicht so gebildet sind, liegen besonders häufig daneben. Und 34 Prozent der zu dicken Kinder und Teenager schätzten den Grad ihres Übergewichts ebenfalls als zu gering ein. Auch viele Mediziner irrten sich.

Mehr Buben übergewichtig als Mädchen

In Österreich sind rund 30 Prozent der Buben in der dritten Schulstufe übergewichtig oder sogar adipös. Bei den Mädchen ist die Rate etwas geringer und reicht von 21 Prozent im Westen und Süden Österreichs bis zu 29 Prozent im Osten, ergab eine in dieser Form erstmals durchgeführte Studie, die mit dem Ernährungsbericht 2017 im Gesundheitsministerium präsentiert wurde.

Es handelte sich um eine repräsentative Statuserhebung, in der die Daten von 2.510 Drittklässlern erfasst wurden. Das erfolgte nach einer vorgegeben Methode der Childhood Obesity Surveillance Initiative (COSI) der WHO Europa, durch die vergleichbare Daten von 35 Ländern erhoben werden.