Kritik an Blümel nach Filmbeirat-Besetzungen

Personalentscheidungen im Bundeskanzleramt sorgen in der Filmszene für Aufregung: Kritisiert wird die Neubesetzung zweier Beiräte im Ressort von Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP), berichten „Der Standard“ und „profil“: Der Beirat für innovativen Film wurde mit Personen, die im kommerziellen TV- und Kinobereich tätig sind, besetzt, der Festivalbeirat mit prominenten Personen mit Naheverhältnis zur ÖVP.

Neu im sechsköpfigen Filmbeirat sind die beiden Produzenten Oliver Auspitz (MR-Film) und Alexander Glehr (Novotny-Film). An ihrer prinzipiellen Filmexpertise wird nicht gezweifelt, MR-Film produzierte Serienerfolge wie „Schnell ermittelt“ und „Vorstadtweiber“, Novotny-Film Kinohits wie „Was hat uns bloß so ruiniert“, „Angelo“ und „Anna Fucking Molnar“. Brigitta Burger-Utzer von Sixpack-Film spricht allerdings im „Standard“ von starken Zweifeln am Fachwissen für innovative Formate.

Filmwissenschaftlerin nahm Bestellung nicht an

Glehr vermutet gegenüber dem „Standard“, dass man Personen „ohne unmittelbares Eigeninteresse für die Förderstelle berufen wollte“. Er zeigte sich von seiner Nominierung allerdings überrascht. Der Schauspieler und Regisseur Hannes Fretzer, der ebenfalls neu im Beirat ist, soll in der Szene weitgehend unbekannt sein. In Sozialen Netzwerke sorgen derzeit Trailer zu zwei seiner Produktionen für Lacher.

Das vierte und einzige neue weibliche Mitglied, die Filmwissenschaftlerin Kerstin Parth, nahm laut „Standard“ die Bestellung nicht an, weil sie sich „in der Konstellation“ nicht wohlfühle.

Lange unbesetzt

Der Filmbeirat war laut „profil“ über Monate unbesetzt, über 90 Förderanträge seien damit unbearbeitet liegen gelassen worden. In den Filmverbänden formiert sich laut „Standard“ Widerstand. Geplant ist ein offener Brief an Kulturminister Blümel. Zu Wort gemeldet hat sich auch Jetzt-Kultursprecher Wolfgang Zinggl, auch er bemängelte, dass „keine Fachleute im Bereich des Kunstfilms“ berufen worden seien.

Kritik kam auch von SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda: „Zwei arrivierte Filmemacherinnen werden durch Männer ersetzt, die aus einem ganz anderen Bereich des Filmschaffens kommen, aber deren vorrangiges Betätigungsfeld nicht der Avantgarde-Film ist.“

Der ehemalige Kulturminister hatte 2017 von einer geplanten Strukturreform gesprochen, in deren Rahmen es zu einer Aufstockung im Budget des innovativen Films von 2,2 auf drei Mio. Euro kommen hätte sollen. Die nunmehrigen Bestellungen nannte Drozda in einer Aussendung einen „Rückschlag für den experimentellen Film und die Filmförderung“.

Falck und Hofbauer im Festivalbeirat

Kritik gibt es auch an der Neubesetzung des Festivalbeirats. Dort taucht der Schauspieler Serge Falck auf, der im letzten Wahlkampf ÖVP-Chef Sebastian Kurz mehrfach unterstützte und lobte. Ebenfalls neu in dem mittlerweile vierköpfigen Gremium ist der Fernsehproduzent, Musicalautor und Metropol-Chef Peter Hofbauer. Er ist Ehemann von Vera Russwurm, die dem Gesundheitsministerium als Testimonial zur Verfügung steht.