Ausschreitungen bei Demonstration in Caracas
Reuters/Carlos Garcia Rawlins
Dutzende Verletzte

Putsch in Venezuela laut Maduro gescheitert

Der Putsch in Venezuela ist gescheitert. Präsident Nicolas Maduro kündigte harte Strafen für die Aufständischen an. Der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaido will allerdings nicht aufgeben. Die „Operation Freiheit“ soll am Mittwoch im ganzen Land fortgesetzt werden. Dutzende Menschen wurden bei Ausschreitungen am Dienstag verletzt.

Maduro verkündete am Abend (Ortszeit) bei seinem ersten Auftritt seit dem Putschaufruf den Sieg über die aufständischen Soldaten. In einer vom Fernsehen übertragenen Rede sprach er von einer „Niederlage der kleinen Gruppe“, die in einem „Putsch-Scharmützel“ Gewalt über Venezuela habe bringen wollen. Er kündigte strafrechtliche Konsequenzen wegen „Rebellion“ an.

Guaido räumte am Abend in seinem Onlinevideo ein, dass er die Mehrheit der Streitkräfte nicht hinter sich bringen konnte. Es hätten sich aber erste Risse in der Armee gezeigt. „Morgen geht ganz Venezuela auf die Straße“, rief er zu weiteren Protesten auf. Es ist unklar, wie viele Soldaten sich tatsächlich an die Seite Guaidos gestellt hatten. 25 Soldaten baten in der brasilianischen Botschaft in Caracas um Asyl.

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro
AFP/Präsidentschaft Venezuelas
Maduro zeigte sich mit den obersten Militärs im Fernsehen

Verteidigungsminister gelobt Maduro Treue

Maduro trat gemeinsam mit Verteidigungsminister Vladimir Padrino auf. Er habe Gustavo Gonzalez Lopez als Chef des Geheimdienstes Sebin wiedereingesetzt, so Maduro weiter. Er äußerte sich nicht dazu, weshalb der bisherige Amtsinhaber Manuel Christopher Figuera seinen Posten verließ. Christopher Figuera hatte Gonzales Lopez erst vergangenes Jahr abgelöst.

Padrino gelobte Maduro die Treue und erklärte, alle Kasernen und Stützpunkte seien unter Kontrolle. Auch die regierungstreuen Banden versprachen Maduro ihre Unterstützung. „Es ist der Moment gekommen, in dem wir die Revolution mit Waffen verteidigen“, sagte der Chef der Gruppe La Piedrita, Valentin Santana, in einem am Dienstag veröffentlichten Video und streckte ein Schnellfeuergewehr in die Kamera. „Wir werden unseren Präsidenten Nicolas Maduro verteidigen.“

Dutzende Verletzte bei Auseinandersetzungen

Oppositionschef Guaido hatte Maduro zuvor vorgeworfen, nicht länger die Unterstützung des Militärs zu genießen. Er forderte die Armee zum Sturz Maduros auf. Mehrere Dutzend überwiegend junge Soldaten schlossen sich am Dienstag vor einem Luftwaffenstützpunkt nahe der Hauptstadt Caracas dem Aufruf an und lieferten sich Schusswechsel mit Militärs, die Maduro die Treue halten.

Verletzte bei Demonstration in Caracas
Reuters/Carlos Garcia Rawlins
Die Einsatzkräfte gingen laut Berichten mit Tränengas und Schrotmunition auf die Demonstrierenden los

Zehntausende Demonstranten und Demonstrantinnen gingen in Caracas auf die Straße, es kam zu gewaltsamen Zusammenstößen. Demonstrierende schleuderten Steine und Brandsätze auf die Sicherheitskräfte, Angehörige der Nationalgarde feuerten mit Tränengas und Schrotmunition in die Menge. Im Fernsehen war zu sehen, wie ein Panzerwagen in eine Menschengruppe raste. Mindestens 69 Menschen wurden verletzt, einige von ihnen durch Schüsse. Im nördlichen Bundesstaat Aragua wurde nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation ein Demonstrant getötet. Dutzende Menschen sollen verhaftet worden sein.

Zusammenstöße zwischen Guaido-Anhängern und Soldaten

Zahlreiche Anhänger Guaidos folgten dessen Aufruf und versammelten sich auf einer Autobahn am Rande des Luftwaffenstützpunktes La Carlota. Soldaten setzten Tränengas ein und sicherten das Gelände ab.

Abtrünnige Soldaten befreiten zudem den seit Jahren inhaftierten Oppositionsführer Leopoldo Lopez aus dem Hausarrest. Der Gründer der Partei Voluntad Popular suchte mit seiner Frau und seiner Tochter zunächst in der chilenischen Botschaft Schutz und zog später in die diplomatische Vertretung Spaniens weiter.

Pompeo: Maduro wollte Venezuela verlassen

Laut US-Regierung war Maduro bereits bereit, das Land zu verlassen. Russland habe ihn aber überzeugt zu bleiben, sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Dienstag dem Sender CNN. „Es ist lange her, dass jemand Maduro gesehen hat. Er hatte ein Flugzeug auf dem Rollfeld. So wie wir es verstehen, war er bereit, heute Früh zu gehen. Die Russen haben ihm aber zu verstehen gegeben, dass er bleiben sollte“, erklärte Pompeo.

Pro-Maduro Demonstration in Caracas
Reuters
Auch für Maduro gingen die Menschen auf die Straße

Maduro wies diese Angaben als „unseriös, unsinnig, verrückt, verlogen“ zurück. Auch Moskau dementierte die Angaben Pompeos. „Washington versuchte sein Bestes, die venezolanische Armee zu demoralisieren, und benutzte nun Fälschungen als Teil des Informationskrieges“, so eine Sprecherin gegenüber CNN.

USA unterstützen Opposition

Die USA halten die Opposition seit langer Zeit für die legitime Kraft in Venezuela und versuchen, Kräfte im mächtigen Militär zur Abkehr von Präsident Maduro bewegen. Auch viele EU-Staaten und lateinamerikanische Länder haben Guaido als rechtmäßigen Übergangsstaatschef anerkannt – dagegen halten Russland, China, die Türkei sowie die linken Regierungen in Kuba, Nicaragua und Bolivien weiterhin Maduro die Treue.

Außenminister Pompeo sagte in dem CNN-Interview weiter, ranghohe Vertreter der venezolanischen Regierung hätten den USA in den vergangenen Wochen gesagt, dass sie sich im Falle eines Aufstandes von Maduro abwenden würden. Das ist bisher nicht passiert. US-Präsident Donald Trump drohte Kuba mit Embargo und Sanktionen, sollten kubanische Truppen und Milizen in Venezuela nicht sofort ihre militärischen und andere Operationen in Unterstützung für Maduro einstellen.

Gegenüber Fox sagte Pompeo, dass eine militärische Intervention der USA in Venezuela „möglich“ sei. Trump sei darauf vorbereitet. Er fügte aber hinzu, die US-Regierung hoffe, dass eine Militärintervention nicht notwendig werde: „Wir hoffen, dass es eine friedliche Lösung geben kann“ und dass Maduro sein Amt „ohne Gewalt“ aufgeben werde.

Lima-Gruppe fordert Unterstützung für Guaido

Zahlreiche Länder der Region, die Staaten der Lima-Gruppe, riefen die venezolanischen Streitkräfte auf, Guaido als Oberbefehlshaber zu akzeptieren und aufzuhören, „ein Instrument des illegitimen Regimes zur Unterdrückung des venezolanischen Volkes zu sein“.

Die Europäische Union forderte durch ihre Außenbeauftragte Federica Mogherini „größte Zurückhaltung“ im Machtkampf. Es könne nur einen „politischen, friedlichen und demokratischen Weg“ aus der Krisensituation des Landes geben, erklärte Mogherini. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro verlieh auf Twitter seiner Unterstützung für die „demokratische Wende“ in Venezuela Ausdruck.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA forderte die Fluggesellschaften des Landes unterdessen auf, Venezuela wegen der unsicheren Lage binnen 48 Stunden zu verlassen. Das umfasse auch Privatjets. Zudem wies die FAA amerikanische Flugzeugbetreiber an, bis auf Weiteres eine Mindestflughöhe von 26.000 Fuß (knapp acht Kilometer) über Venezuela einzuhalten.