Innenminister Herbert Kickl (FPÖ)
APA/Herbert Pfarrhofer
Kriminalität

Weniger Anzeigen, höhere Aufklärungsquote

Im Jahr 2018 sind in Österreich insgesamt 472.981 Straftaten angezeigt worden, wie Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) am Donnerstag in einer Pressekonferenz bekanntgegeben hat. Im Vergleich zum Jahr 2017 bedeutet das ein Minus von 7,4 Prozent bzw. 37.555 Anzeigen weniger. Damit gab es erstmals seit 20 Jahren weniger als 500.000 Anzeigen. Gestiegen ist wiederum die Aufklärungsquote auf 52,5 Prozent.

Im Schnitt wurden 2018 jeden Tag knapp 1.300 Straftaten angezeigt. Während Gewalt- und Eigentumsdelikte 2018 rückläufig waren, gab es – wie schon in den Jahren zuvor – erneut einen großen Anstieg im Bereich Cybercrime.

„Die erfreulichen Entwicklungen bei der Zahl der Anzeigen und der Aufklärungsquote zeigen, dass wir unsere Schwerpunkte in der Kriminalitätsbekämpfung richtig gesetzt haben und unsere Maßnahmen bereits greifen“, so Kickl.

Die Kriminalstatistik

Bei der Kriminalstatistik handelt es sich um eine Anzeigenstatistik. Darin umfasst sind nur die von der Polizei an die Justiz weitergeleiteten Anzeigen. Die Statistik soll jährlich über die aktuelle Kriminalitätslage informieren und bei Kriminalitätsbekämpfung und Prävention helfen.

Neue Schwerpunktsetzung

Wie schon im Vorfeld der Pressekonferenz bekanntgegeben wurde, hat das Bundeskriminalamt (BK) heuer die Schwerpunkte der Statistik geändert. Gab es bisher die „Big Five“ mit Wohnraumeinbrüchen, Kfz-Diebstählen, ausgewählten Gewaltdelikten, Internet- und Wirtschaftskriminalität, werde die Kriminalität nunmehr in drei Säulen dargestellt, sagte BK-Direktor Franz Lang in einem Hintergrundgespräch.

Damit bilde man gegenwärtige Entwicklungen ab. „Die Anzeigen zu den Schwerpunkten der letzten Jahre sind zurückgegangen“, erläuterte Josef Kerbl, Leiter des Landeskriminalamtes Wien. Neben Einbrüchen in Wohnraum und Fahrzeuge seien auch Autodiebstähle sowie etwa Überfälle auf Juweliere, Banken, Wettlokale und Geldboten – Letzteres, weil es diese kaum noch gibt – rückläufig, sagte Kerbl. Cybercrimedelikte und auch Internetbetrug wiederum seien immer noch „im Steigen begriffen“.

Neue Definition von Gewaltkriminalität

Erweitert wurde der Schwerpunkt der Gewaltkriminalität. Dazu zählen strafbare Handlungen gegen Leib und Leben wie Totschlag, Mord und Körperverletzung sowie gegen die Freiheit und die sexuelle Integrität. Für 2018 wurde der Gewaltbegriff in der Kriminalitätsstatistik neu definiert und um weitere Delikte erweitert. Nunmehr gehören beispielsweise auch Zwangsheirat, sexuelle Belästigung, gefährliche Drohung und Nötigung dazu. Damit ein Vergleich mit den Vorjahren möglich bleibt, wurden die Statistiken der vergangenen zehn Jahre mit der neuen Definition der Gewaltkriminalität erneut berechnet.

69.426 solche Gewaltdelikte wurden im Vorjahr in Österreich angezeigt, was einen Rückgang von mehr als vier Prozent gegenüber 72.577 Anzeigen im Jahr 2017 bedeutet. Aufgeklärt wurden 84,1 Prozent der Fälle.

Grafik zur Kriminalitätsstatistik
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: BMI/BK

Weniger Einbrüche und Diebstähle angezeigt

Einen Rückgang von zwölf Prozent gab es bei Eigentumskriminalität. Wurden 2017 noch mehr als 195.000 Einbrüche, Diebstähle etc. gemeldet, waren es im Vorjahr 171.718 Anzeigen. Somit wurden jeden Tag rund 470 Eigentumsdelikte angezeigt. Aufgeklärt wurde rund ein Viertel der Taten. „Diese Delikte haben einen großen Einfluss auf das subjektive Sicherheitsgefühl“, sagte Kickl bei einer Pressekonferenz am Donnerstag im Wien.

Wie schon in den Jahren davor gab es auch 2018 eine große Steigerung bei der Internetkriminalität. Hier stieg die Zahl der Anzeigen um mehr als 2.800 auf insgesamt 19.627 im Vorjahr. Die Aufklärungsquote bezug 37,4 Prozent. Zurückgegangen sind dagegen die angezeigten Suchtmitteldelikte. Insgesamt 41.044 Drogenvergehen wurden 2018 angezeigt, um 3,7 Prozent weniger als 2017. Die Aufklärungsquote bei Suchtgiftkriminalität ist mit 92,4 Prozent sehr hoch, wenn auch im Vergleich zu 2017 leicht rückläufig (minus 0,8 Prozent).

Deutlich weniger Anzeigen

Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) präsentierte am Donnerstag die Kriminalstatistik. Erstmals seit 20 Jahren gab es 2018 weniger als 500.000 Anzeigen.

Täter zum überwiegenden Teil männlich

Insgesamt wurden 288.414 Tatverdächtige ausgeforscht, im Vergleich zu 2017 war das ein Plus von 6,6 Prozent. 230.068 – und damit fast 80 Prozent davon – waren männlich, 58.346 weiblich. Rund 60 Prozent der Verdächtigen waren österreichische Staatsbürger. Bei den Herkunftsländern der anderen Tatverdächtigen lag Rumänien (vier Prozent) knapp vor Deutschland (3,6 Prozent) und Serbien (3,58 Prozent). Die vergangenen Jahre gab es in Österreich immer deutlich über eine halbe Million angezeigte Straftaten. Zuletzt waren es im Jahr 1999 mit 493.246 weniger als 500.000.