„Fani“ war Freitagfrüh im Nordosten Indiens vom Pazifik her kommend in der Region um Puri im Bundesstaat Odisha (Orissa) auf Land getroffen. In der für Hindus heiligen Stadt, die jährlich auch Millionen Touristen besuchen, brach die Strom- und Wasserversorgung zusammen.
Sie glich am Freitag laut Medienberichten einer Geisterstadt. Für Odisha war eine Sturmflutwarnung ausgegeben worden. Die indischen Behörden hatten mit dem Heranziehen des Zyklons, der laut US-Medienberichten über dem Meer Geschwindigkeiten von bis knapp 250 km/h erreicht hatte, etwa eine Million Menschen in Sicherheit gebracht. Nicht alle aber wollten die Stadt verlassen und suchten in öffentlichen Gebäuden und Hotels Schutz. Die Windstärke von „Fani“ entsprach am Freitag einem Hurrikan der Kategorie drei (178 bis 209 km/h) bis vier (210 bis 249 km/h).
Regelmäßig schwere Tropenstürme
Zwischen April und Dezember werden der Osten und Südosten Indiens regelmäßig von heftigen Stürmen getroffen. Im Dezember 2017 kamen durch den Zyklon „Ockhi“ mehr als 250 Menschen ums Leben. Beim bisher schlimmsten Zyklon in Odisha waren 1999 fast 10.000 Menschen gestorben. Die meisten Menschenleben in der jüngeren Geschichte – mehrere hunderttausend – hatte 1970 ein Zyklon im indisch-pakistanischen Grenzgebiet gefordert.
Auch am Freitag gab es erste Meldungen über Tote. Die indische Regierung nannte „Fani“ einen „extrem starken“ Sturm, er ist der stärkste seit zwei Jahrzehnten in der Region. Als Zyklone werden (mit Ausnahmen) Wirbelstürme, die sich über dem Indischen Ozean bzw. südlichen Pazifik bilden, bezeichnet im Unterschied zu Hurrikans etwa über dem Atlantik.
Zahlreiche Siedlungen überschwemmt
Indiens Premierminister Narendra Modi versprach laut einem Bericht des US-Fernsehsenders CNN Soforthilfen von umgerechnet knapp 127 Mio. Euro. Die Zentralregierung stehe hinter allen von dem Sturm betroffenen Menschen, zitierten ihn indische Medien. Sie stehe außerdem in ständigem Kontakt mit den Lokalregierungen der Bundesstaaten Westbengalen, Andra Pradesh, Tamil Nadu und Puducherry, sagte Modi. An der Ostküste des Landes wurden zahlreiche Siedlungen überschwemmt.
Sturmflut an der Küste
Zyklon „Fani“ traf laut dem indischen Wetterdienst Freitagfrüh gegen 8.00 Uhr Ortszeit auf Land (APTN).
Flugverkehr eingestellt
Katastrophenschutz (National Disaster Response Force, NDRF), Küstenwache, Armee und Marine sind im Einsatz. Laut CNN dürfte sich der Wirbelsturm über dem Festland etwas abschwächen. Er war über dem Golf von Bengalen östlich von Sri Lanka entstanden, zog dann in Richtung der indischen Ostküste und soll laut Prognosen etwa am Sonntag das Nachbarland Bangladesch erreichen – allerdings nur noch als vergleichsweise schwächerer Tropensturm. In der Millionenmetropole Kolkata (Bundesstaat Westbengalen) wurde am Freitag der Flugbetrieb eingestellt.
Im an den Bundesstaat Westbengalen angrenzenden Bangladesch habe die UNO begonnen, Schutzmaßnahmen für Flüchtlingscamps zu treffen, meldete der US-Sender. Es seien etwa wasserfeste Zelte für die Zyklon- bzw. Monsunsaison in die Region gebracht worden, die provisorische Unterkünfte ersetzen sollen. In den Camps leben mehrere zehntausend Flüchtlinge der Minderheit der Rohingya aus dem benachbarten Myanmar.