Ansicht der Stanford Universität
Reuters/Beck Diefenbach
Schmiergeldskandal

6,5 Millionen für Stanford-Studienplatz

Im Schmiergeldskandal, bei dem vermögende Eltern die Aufnahme ihrer Kinder an Eliteuniversitäten wie Stanford, Yale und der University of California (UCLA) erschlichen haben, ist US-Medienberichten nun die Herkunft der bisher größte Geldsumme geklärt. Diese übertrifft mit 6,5 Millionen Dollar (5,8 Mio. Euro) die bisher bekannten Schmiergeldzahlungen um ein Vielfaches und wurde den Angaben zufolge von einer Milliardärsfamilie aus China bezahlt.

Für die siebenstellige Summe gab es einen Studienplatz in Stanford, konkret sei die Chinesin Yusi Zhao 2017 bei einem Programm für begabte Seglerinnen untergekommen, wie unter anderem die „New York Times“ („NYT“) und die „Washington Post“ berichten. Nach Angaben der „Los Angeles Times“ stammt auch die bisher zweithöchste Summe im Bestechungsskandal aus China. In diesem Fall habe die Familie der Studentin Sherry Guo 1,2 Millionen Dollar dafür bezahlt, dass ihre Tochter als Fußballspielerin in Yale aufgenommen wurde.

Den Angaben zufolge gingen die Zahlungen in beiden Fällen an die „Wohltätigkeitsorganisation“ Key Worldwide Foundation, die vom mutmaßlichen Drahtzieher des Bestechungsskandals, William Singer, als Tarnung eingerichtet worden sei. Den US-Berichten zufolge seien beide Studentinnen mittlerweile exmatrikuliert – ob die Eltern mit strafrechtlichen Folgen rechnen müssen, sei derzeit allerdings noch offen.

„Betrug“ und „Irreführung“

Zhaos Mutter wirft Singer nach Angaben des Finanzportals Bloomberg indes Betrug und Irreführung vor. Sie sei nicht mit den Zulassungsverfahren an US-Eliteuniversitäten vertraut und zudem davon ausgegangen, dass für Vermögende in den USA hohe Spenden für die Aufnahme an Eliteunis durchaus üblich seien und damit „Gehälter von akademischem Personal, Stipendien, Leichtathletikprogrammen und die Unterstützung jener Studenten, die es sich sonst nicht leisten können, Stanford zu besuchen“ finanziert würden, wie Bloomberg dazu aus einem Anwaltsschreiben zitiert.

Angesichts der laut Beobachtern im Raum stehenden Straffreiheit für die beiden chinesischen Familien könnten nun auch in den Skandal involvierte amerikanische Eltern verstärkt auf diese Verteidigungsstrategie setzen. Bisher versuchen bereits die Schauspielerin Lori Loughlin und deren Mann Mossimi Gannulli, die für die Aufnahme ihrer beiden Töchter in das UCLA-Ruderprogramm rund 500.000 Dollar bezahlten, sich als naive Eltern und Opfer von Singer darzustellen. In Medienberichten ist von einer riskanten Strategie die Rede: Sollte diese nicht aufgehen, droht eine Verurteilung wegen Verschwörung zum Betrug und zur Geldwäsche und damit eine Haftstrafe von bis zu 40 Jahren.

Haft für „Desperates Housewive“ Huffman gefordert

Von den rund 30 in den Schmiergeldskandal involvierten Eltern gibt es nach Angaben der US-Staatsanwaltschaft unterdessen auch bereits 14 Schuldeingeständnisse. Auch „Desperates Housewives“-Darstellerin Felicity Huffman gestand bereits ein, 15.000 Dollar für einen frisierten Aufnahmetest bezahlt zu haben. Mit dem Schuldeingeständnis entgeht die 56-Jährige zwar einem Prozess – Huffman droht aber nach wie vor Haft.

Wie US-Medien zuletzt mit Verweis auf Gerichtsdokumente berichteten, soll Huffman nach dem Willen der Ermittler für einen Zeitraum von vier bis zehn Monaten hinter Gitter gehen. Die Staatsanwaltschaft würde damit eine Haftstrafe am unteren Ende der bis zu zehn Jahre reichenden Spanne empfehlen, hieß es. Im Raum stünden zudem zwölf weitere Monate auf Bewährung sowie eine Geldstrafe von 20.000 Dollar.

„Größter Betrug, der je verfolgt wurde“

Der Skandal um wohlhabende Eltern, die ihren Kindern mit Hilfe hoher Bestechungsgelder Zugang zu US-Eliteuniversitäten verschafft haben, ist im März aufgeflogen. Auch der als Berater beim Aufnahmeprozess an Unis aktive Singer hat seine Schuld bereits eingestanden. Laut Staatsanwaltschaft zahlten Eltern Singer von 2011 bis heuer rund 25 Millionen Dollar. Damit bestach er Uniangestellte, die in der Zulassungsabteilung arbeiteten. Außerdem bezahlte er Insider, die falsche Antworten der Jugendlichen bei den Tests korrigierten.

Geht es nach der Staatsanwaltschaft im US-Bundesstaat Massachusetts, handle es sich um „den größten Betrug bei der Uniaufnahme, der je vom Justizministerium verfolgt wurde“. Laut Medienberichten von Ende März stehen acht Unis im Visier der Ermittler. Sie könnten, so der Vorwurf, angesichts des Bestechungsskandals ihre Aufnahmeregularien verletzt haben. Bei einem Verstoß gegen die Bestimmungen droht den Hochschulen Verlust von Bundesgeldern für Stipendien.