Das verunglückte Flugzeug Sukhoi SSJ100 der Aeroflot Airlines
APA/AFP
41 Tote bei Notlandung

Moskau vermutet technisches Gebrechen

Nach der Notlandung und dem Brand eines russischen Passagierjets auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo mit 41 Toten suchen die Ermittler weiter nach der genauen Unfallursache. Dazu sollen Überlebende, Augenzeugen und Flughafenmitarbeiter befragt werden, wie das staatliche Ermittlungskomitee nach der Katastrophe am Sonntag mitteilte.

Vorerst geht die staatliche Fluggesellschaft Aeroflot davon aus, dass ein technisches Gebrechen den Piloten der Maschine vom Typ Suchoi Superjet 100 auf dem Weg nach Murmansk im Norden Russlands zum Umkehren zwang. Auf dem Moskauer Flughafen ging die Maschine bei der Notlandung auf dem Rollfeld in Flammen auf.

Der Pilot der Maschine gab mindestens ein Signal, dass es technische Probleme gibt, wie Medien berichteten. Ersten Erkenntnissen zufolge brach auch der Funkkontakt ab. Es gab aber auch Aussagen von Augenzeugen, laut denen das Flugzeug von einem Blitz getroffen worden sein soll.

Passagierjet musste wegen Feuers notlanden

Bei einer Notlandung fing ein russischer Passagierjet Feuer. (Videoquelle: APTN/@ARTEMPETROVICH/ @NORENKO_MIKHAIL/Riccardo Dalla Francesca)

Mehrmals auf Rollbahn aufgeprallt

Als die Maschine mehrmals auf dem Rollfeld des Flughafens aufprallte, platzte nach ersten Erkenntnissen der Ermittler auch der voll befüllte Treibstofftank. Blitzschnell breitete sich das Feuer aus. Der hintere Teil der Maschine stand komplett in Flammen und zog eine dicke Rauchwolke hinter sich her. Das Wrack war nach dem Löschen des Feuers etwa zur Hälfte verkohlt, wie auf Bildern zu sehen war.

Das verunglückte Flugzeug Sukhoi SSJ100 der Aeroflot Airlines
AP/Alexander Zemlianichenko
Das ausgebrannte Flugzeug wird nun eingehend untersucht

Nun sollen die beiden Flugschreiber der verunglückten Maschine ausgewertet werden. Beide seien im Wrack entdeckt worden, hieß es am Montag aus Sicherheitskreisen der Agentur Interfax zufolge. Das russische Zwischenstaatliche Luftverkehrskomitee (MAK) kümmere sich um die Auswertung, die jedoch mehrere Tage dauern könne. Flugschreiber enthalten unter anderem Aufzeichnungen der Flugdaten und der Cockpitgespräche, was sehr wichtig bei der Klärung der Unfallursache ist. Die Blackboxes sind so robust gebaut, dass sie normalerweise auch ein Unglück überstehen sollten.

Wichtiges Flugzeug für Russland

Der Superjet 100 ist die erste Neuentwicklung des russischen Flugzeugbaus nach dem Ende der Sowjetunion, der Kurzstreckenjet ist seit 2011 zugelassen. Aeroflot hat zurzeit 50 Maschinen dieses Typs im Einsatz, erst im vergangenen Herbst kündigte sie den Kauf von weiteren 100 Maschinen an. Die Jets sollten trotz des Unfalls vorerst im Einsatz bleiben, hieß es. Bei einem Probeflug des Superjets starben 2012 in Indonesien 45 Menschen. Doch ein vergleichbares Unglück in Russland hat es mit dem Flugzeugtyp bisher nicht gegeben.

Der Verkauf läuft schleppend – vor allem international hatte Russland auf einen Absatz der Mittelstreckenflugzeuge gehofft. Die nun verunglückte Maschine war 2017 in Betrieb genommen worden, im April war die letzte Inspektion, wie die Agentur TASS unter Berufung auf Luftfahrtkreise meldete.

78 Menschen an Bord

An Bord des Fluges SU1492 waren 78 Menschen. Unter den Toten sind nach Angaben der Behörden zwei Kinder und ein Flugbegleiter. Viele der Verletzten erlitten laut Rettungskräften Rauchgasvergiftungen. In der Maschine brach Panik aus, wie auf einem im Internet veröffentlichten Video zu hören und zu sehen war. Die Aufnahmen zeigten auch, wie die rechte Tragfläche der Maschine brannte.

Das Feuer wurde nach Angaben des Flughafens und des Zivilschutzes schnell gelöscht. Zahlreiche Passagiere hätten das Flugzeug in weniger als einer Minute über Notrutschen verlassen, teilte Aeroflot mit. „Die Crew hat alles ihr Mögliche getan, um die Leben der Passagiere zu retten und den Betroffenen Nothilfe zu geben.“ Lange war das Ausmaß des Unglücks unklar. Russische Behörden gaben zudem unterschiedliche Opferzahlen bekannt.

Brennende Aeroflot-Maschine bei der Landung in Moskau
AP/@artempetrovich
Der hintere Teil des Flugzeugs stand komplett in Flammen

Rasche Wiederaufnahme des Betriebs

Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete eine gründliche Aufklärung an. Er und Regierungschef Dmitri Medwedew sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Den Überlebenden sicherten sie Hilfe zu. In dem Gebiet Murmansk nahe der finnischen Grenze solle der Opfer gedacht werden, sagte der Gouverneur der Region.

Nach dem Unglück wurden zunächst einige Maschinen auf andere Moskauer Flughäfen umgeleitet. Der Betrieb auf Russlands größtem Flughafen Scheremetjewo wurde aber bereits nach kurzer Zeit wieder aufgenommen. Mehr als 100 Flüge waren verspätet.

In Russland kommt es immer wieder zu schweren Zwischenfällen im Luftverkehr und zu Flugzeugunglücken mit vielen Toten. Beim Absturz eines russischen Passagierflugzeugs vom Typ Antonow An-148 starben im Februar vorigen Jahres in Nähe von Moskau 71 Menschen. Die Maschine der Fluggesellschaft Saratow Airlines war nach dem Start vom Hauptstadtflughafen Domodedowo vom Radar verschwunden und zerschellte auf einem Feld im Bezirk Ramenskoje südöstlich von Moskau. Im September wurden 18 Menschen bei der Notlandung eines Flugzeugs in der Schwarzmeer-Stadt Sotschi verletzt.