Schiffswrack von Flüchtlingsunglück kommt zur Biennale

Das Wrack des im April 2015 gesunkenen Flüchtlingsbootes, aus dem 700 Leichen geborgen wurden, ist vom sizilianischen Hafen Augusta in Richtung Venedig unterwegs. Das Schiff wird ab Donnerstag im Rahmen der Kunstbiennale Venedig (11. Mai bis 24. November) auf dem alten Industrie- und Werftgelände Arsenale gezeigt.

20 Meter lang und 50 Tonnen schwer ist das große Fischerboot, das am 18. April 2015 nach dem Zusammenstoß mit einem portugiesischen Frachter, der auf ein Notrufsignal reagiert hatte, sank. Zeugenaussagen zufolge befanden sich etwa 700 Menschen an Bord des vor der Küste Libyens gekenterten Schiffes, lediglich 28 von ihnen wurden gerettet.

Die italienische Marine barg das Wrack im Juni 2016 in einer Tiefe von 370 Metern aus libyschen Gewässern. Darin wurden Hunderte Leichen entdeckt, darunter jene vieler Kinder und Frauen. Das Wrack wurde zum NATO-Stützpunkt in Melilli nahe der sizilianischen Stadt Augusta geführt.

„Barca Nostra“

Der Schweizer Künstler Christoph Büchel, der die Reste des Schiffes bei einem Besuch auf Sizilien sah, setzte sich ein, um es bei der Kunstbiennale in Venedig zu zeigen, berichtete die Tageszeitung „La Repubblica“ (Montag-Ausgabe). Mehrere bürokratische Hürden mussten bewältigt werden, um die Reste des Schiffs nach Venedig zu bringen. Das Wrack wird von Sizilien nach Venedig mit einem Schiff geschleppt, wo es als Installation mit dem Titel „Barca Nostra“ (Unser Boot) gezeigt wird.

Büchel provoziert gern mit seinen Arbeiten. In Wien etwa löste er 2010 einen Skandal aus, weil er einen Swingerclub in die Secession verlagerte. 2015 hatte er in Venedig die seit rund 40 Jahren in Privatbesitz befindliche Kirche Santa Maria della Misericordia im Stadtteil Cannaregio in eine Moschee umgewandelt, was für heftige Polemik gesorgt hatte.