Bulldozer verteilen Sand
Reuters/Dinuka Liyanawatte
Bis zu 50 Mrd. Tonnen im Jahr

Steigender Sandbedarf ruiniert die Umwelt

Der weltweite Bauboom hat die Nachfrage nach Sand und Kies einer neuen Studie zufolge in 20 Jahren verdreifacht. Mit 40 bis 50 Milliarden Tonnen im Jahr sei Sand gemessen am Volumen nach Wasser der größte gehandelte Rohstoff der Welt, teilte das UNO-Umweltprogramm (UNEP) am Dienstag in Genf mit. Der unregulierte Abbau sei für die Umwelt aber gefährlich, warnte UNEP.

„Flüsse, Deltas und Küsten werden ausgewaschen, Sandmafias blühen, und der Bedarf steigt.“ Die UNO-Organisation verlangt eine Regulierung und Bewirtschaftung der weltweiten Sandbestände. Weil die Weltbevölkerung wächst und immer mehr Menschen in Städte ziehen, werde immer mehr gebaut.

Der Sand- und Kiesbedarf für das Material, mit dem Häuser, Straßen und andere Infrastrukturprojekte gebaut werden, steige nach Schätzungen jedes Jahr um 5,5 Prozent. Auch in der Elektronikproduktion und für Glas wird Sand verwendet. Rund 200 Tonnen Sand sind etwa für den Bau eines normalgroßen Hauses nötig, rund 30.000 Tonnen allein für einen Kilometer Autobahn, heißt es auch in einer anderen Auflistung. „Unsere Gesellschaft ist im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut“, sagte der Projektleiter des Reports, Pascal Peduzzi.

Traktoren auf einer Baustelle
APA/AFP/Ishara S. Kodikara
Sand wird für ein riesiges chinesisches Bauprojekt am Meer verteilt und verfestigt

Sand wird zur Mangelware

Mancherorts werde der Sand knapp, auch wenn die Bestände weltweit enorm seien. Es werde aber weniger Sand geschaffen als abgebaut, so UNEP. Fließende Gletscher zerreiben etwa Gestein zu Sand, der als Sediment in Flüssen abfließt. Wüstensand eignet sich dem Bericht zufolge für die meisten Bauvorhaben nicht, weil der Wind die Sandkörner abschleift und sie damit nicht mehr gut haften.

Daher weicht man auch auf Strände aus. Die Folgen des Abbaus können schwerwiegend sein, heißt es in dem jetzigen UNEP-Bericht. Wenn Strände geräumt werden, können die Bewohner ihre Region kaum für den Tourismus entwickeln. Auch der Fischbestand wird bedroht.

Zusätzliche Schädigung durch Schwertransporte

In Flüssen und Mangrovenwäldern dezimiert das Sandabgraben die dort lebenden Krabben. Den Anrainern fehlen Nahrung sowie eine Ressource, die sie verkaufen können. Flussufer können instabil werden, wenn Sand abgegraben wird. Das kann wie der Abbau von Dünen zu mehr Überschwemmungen führen. Auch die für den Abbau benötigten Infrastrukturen bzw. die für den Abtransport eingesetzten Schwertransporter schädigen die Küsten- und Uferbereiche.

In Marokko hätten Schmuggler den Sand an einem Küstenstreifen zwischen Safi und Essaouira so weit abgetragen, dass nur noch Steine übrig geblieben seien. Am Mekong in Asien mache sich der Sandabbau in Laos, Thailand und Kambodscha im Flussdelta in Vietnam durch Erosion bemerkbar.

Singapur größter Sandimporteur

Der kleine, reiche Stadtstaat Singapur in Südostasien sei der größte Sandimporteur der Welt, um seine ehrgeizigen Baupläne zu verwirklichen, so der Bericht. Singapur habe seine Landfläche in den vergangenen 40 Jahren um 20 Prozent oder 130 Quadratkilometer erweitert. Dazu seien allein in den vergangenen 20 Jahren nach Schätzungen mehr als 500 Millionen Tonnen Sand eingeführt worden.

UNEP wirbt für internationale Regeln, die festlegen, wie viel Sand wo schonend abgebaut werden kann. Auf Prestigebauten ohne echten Nutzen solle verzichtet werden. Sand könne in einigen Bauten teilweise ersetzt werden, etwa durch Sägemehl, und Unternehmer sollten Recyclingmaterial für den Bau entwickeln.