Ein Apotheker sucht in einem Regal passende Tabletten
Reuters/George Frey
„Preisabsprachen“

43 US-Bundesstaaten klagen Pharmafirmen

In den USA werden zahlreiche Pharmafirmen unerlaubter Preisabsprachen beschuldigt. 43 Bundesstaaten und das US-Außengebiet Puerto Rico reichten Klage gegen 20 Unternehmen ein, wie die Staatsanwaltschaften am Samstag bekanntgaben.

Im Zentrum der Klage steht der US-Ableger des israelischen Pharmakonzerns Teva, der weltgrößter Hersteller von Generika ist. Das Unternehmen soll Preisabsprachen mit anderen Pharmafirmen orchestriert haben, die Preise dadurch teilweise um mehr als 1.000 Prozent nach oben geschraubt und zudem den Wettbewerb bei Nachahmermedikamenten unterdrückt haben.

„Teva und seine Mitverschworenen haben die ungeheuerlichsten und schädlichsten Preisabsprachen in der Geschichte der USA getroffen“, heißt es in der 500-seitigen Anklageschrift. Dabei sei es um Tabletten, Kapseln, Cremen und Salben zur Behandlung von Diabetes, hohem Cholesterin, Bluthochdruck, Krebs, Epilepsie und vielem mehr gegangen.

Generalstaatsanwalt: „Haben eindeutige Beweise“

Eingebracht wurde die Klage im US-Bundesstaat Connecticut. Laut dem dortigen Generalstaatsanwalt William Tong hätten die Ermittler umfangreiches Beweismaterial gesammelt, dass die 20 beschuldigten Firmen schwer belaste: „Wir haben eindeutige Beweise, dass die Generikaindustrie das amerikanische Volk um Milliarden betrogen hat“, so Tong. Mit Hilfe von E-Mails, Textnachrichten, mitgeschnittenen Telefongesprächen und Firmeninsidern glaube man, eine „mehrjährige Verschwörung“ nachweisen zu können.

In der Klage wird den Firmen vorgeworfen, jahrelang auf Wettbewerb verzichtet zu haben. Stattdessen habe man sich darauf verständigt, dass jeder einen „fairen Anteil“ am Markt erhalten solle – und so niemand die Preise aufgrund des Konkurrenzdrucks senken musste. Im Jahr 2012 dann hätten Teva und die anderen Firmen ihre Vereinbarung „auf eine neue Stufe gehoben“, heißt es in der Klage. Künftig sei es nicht mehr nur um den „fairen Anteil“ am Markt gegangen, sondern auch darum, „die Preise für so viele Medikament wie möglich deutlich zu erhöhen“.

Teva will Klage bekämpfen

Teva soll sich dem Gerichtsdokument zufolge mit einer ausgewählten Gruppe von Mitbewerbern darauf verständigt haben, einander bei Preiserhöhungen zu folgen. Beginnend im Juli 2013 habe Teva die Preise von 112 Generika über einen Zeitraum von 19 Monaten deutlich angehoben; bei 86 Medikamenten habe man dabei mit einer Gruppe von „hochqualitativen“ Mitbewerbern konspiriert. Der US-Wirtschaft sei so über Jahre hinweg ein Schaden in Milliardenhöhe entstanden.

Teva kündigte an, die Klage zu bekämpfen. „Das Unternehmen versorgt Patienten rund um den Globus mit qualitativ hochwertigen Medikamenten und erfüllt dabei alle Gesetze und Vorschriften“, sagte Teva-Vizepräsidentin Kelley Dougherty.

Arzneimittelpreise als Politikum

Die USA sind weltweit der größte Markt für Medikamente. Der Markt ist nur wenig reguliert, was Herstellern potenziell hohe Umsätze und Gewinne ermöglicht. Auf der anderen Seite sorgen die hohen Preise, die Kunden sowohl für Markenprodukte als auch für Generika zu zahlen haben, in den USA immer wieder in der Bevölkerung und der Politik für Empörung.

Kritik an den Pharmakonzernen kommt dabei nicht nur von den oppositionellen Demokraten. Vergangenen Sommer beschuldigte US-Präsident Donald Trump die Branche, bei der Preisgestaltung „über Leichen“ zu gehen, und stellte den Erzeugern die Rute ins Fenster.

Der Pharmakonzern Pfizer machte Preiserhöhungen daraufhin rückgängig. Die Schweizer Konzerne Novartis und Roche – der weltgrößte Hersteller von Krebsmedikamenten – erklärten, von Preiserhöhungen absehen zu wollen. Der US-Konzern Merck kündigte gar eine Preissenkung an.