Indien: Proteste nach Vergewaltigung einer Dreijährigen

Nach der Vergewaltigung eines dreijährigen Mädchens im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir haben sich die Proteste heute auf die gesamte Region ausgeweitet. In mehreren Orten, darunter auch in der Sommerhauptstadt Srinagar, kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Sicherheitsvertretern, mindestens ein Dutzend Menschen wurden nach Angaben der Polizei verletzt.

Die Behörden riefen zur Ruhe auf und versprachen, alle Hintergründe des Falls zu untersuchen. Die brutale Tat liegt bereits mehrere Tage zurück: Am Mittwoch hatte ein vermutlich 20-jähriger Automechaniker die kleine Tochter von Nachbarn unter Vorwänden in eine nahe gelegene Schule gelockt und dort auf der Toilette vergewaltigt.

Der Mann wurde bereits festgenommen, doch sorgten Berichte heute für zusätzliches Entsetzen, wonach der Direktor einer anderen Schule dem Täter bescheinigt haben soll, dass er noch minderjährig sei.

Öffentliche Einrichtungen schlossen

Im gesamten Gebiet beschlossen Schulen, Geschäfte und Unternehmen spontan ihre Schließung. In drei Universitäten versammelten sich Studierende zu Protestbewegungen, sie forderten die Todesstrafe für den Vergewaltiger sowie Sanktionen für den Schuldirektor, der ihn unterstützt haben soll. Auch an mehreren Gerichten legten Anwälte aus Solidarität mit dem kleinen Opfer ihre Arbeit nieder.

Vertreterinnen und Vertreter des gesamten politischen Spektrums verurteilten die Tat, riefen aber gleichzeitig zur Ruhe auf. Der Vorfall werde ebenso wie das Verhalten des Schuldirektors „im Eilverfahren“ untersucht, sagte Kaschmirs Chefverwalter Basser Ahmad Khan.

Im Jänner 2018 hatte die brutale Massenvergewaltigung und Ermordung eines achtjährigen Mädchens aus einem muslimischen Nomadenstamm für Entsetzen in Jammu und Kaschmir sowie in ganz Indien gesorgt. Die mutmaßlichen Täter gehörten einer örtlichen Hindu-Gemeinschaft an. Sie sollen das Verbrechen begangen haben, um die Nomaden aus ihrem Gebiet zu vertreiben.