Bahlsen lässt Geschichte seiner Zwangsarbeiter aufarbeiten

Der deutsche Kekshersteller Bahlsen und die Eigentümerfamilie ziehen Konsequenzen aus den aktuellen Diskussionen über die Behandlung der Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg und lassen deren Rolle wissenschaftlich aufarbeiten. Der Göttinger Professor Manfred Grieger sei beauftragt, dazu ein unabhängiges Expertengremium zusammenzustellen, teilte die in Hannover ansässige Gruppe heute mit. Das Unternehmen wies zudem darauf hin, dass bereits in den 1990er Jahren Wissenschaftler der Universität Hannover für ein Forschungsprojekt die Belegschaftsgeschichte der Firma beleuchtet hätten.

Mit Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus hieß es in der Erklärung: „Das Expertengremium soll jetzt besonders dieses Kapitel der Firmengeschichte noch genauer aufarbeiten und die damalige Entwicklung des Familienunternehmens in seinen Zusammenhängen darstellen.“

Unternehmenserbin empörte mit Äußerungen

Erst am Vortag hatte sich Unternehmenserbin Verena Bahlsen für ihre Äußerungen zu Zwangsarbeitern bei dem Kekshersteller entschuldigt. In einer Erklärung sprach sie von unbedachten Äußerungen sowie einem Fehler.

Sie hatte der „Bild“-Zeitung auf eine entsprechende Frage nach den damaligen Zwangsarbeitern im Unternehmen gesagt: „Das war vor meiner Zeit und wir haben die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt.“ Die Bemerkung hatte in Sozialen Netzwerken empörte Reaktionen hervorgerufen.

Die Firmenerbin beschreitet in Berlin neue Wege als Unternehmerin mit einem Restaurant, das sie nach ihrem Urgroßvater „Hermann’s“ nannte und als eine Art Zukunftslabor für gesundes Essen sieht. Sie habe erkannt, dass sie sich intensiver mit der Historie des Unternehmens, dessen Namen sie trägt, beschäftigen müsse, hatte sie am Vortag erklärt und betont: „Als Nachfolgegeneration haben wir Verantwortung für unsere Geschichte; ich entschuldige mich ausdrücklich bei all denen, deren Gefühle ich verletzt habe.“