„Seht her. Diese Idioten treffen Entscheidungen für FRAUEN in Amerika“, schrieb Sängerin Rihanna (31) auf Instagram. Dazu zeigte sie Bilder der 25 männlichen Politiker, die in Alabama zusammen mit der republikanischen Gouverneurin Kay Ivey für das neue Abtreibungsgesetz stimmten, das als strengstes der USA gilt. „Game of Thrones“-Star Lena Headey, Sänger Charlie Puth, Model Gigi Hadid oder Rapper P. Diddy posteten den Spruch „Männer sollten keine Gesetze machen, die den Körper von Frauen betreffen“.
Das Gesetz in Alabama, das am 16. November in Kraft treten soll, würde Abtreibungen nach der sechsten Woche verbieten. Selbst im Falle einer Vergewaltigung oder bei Inzest bleibt der Schwangerschaftsabbruch untersagt. Legal ist Abtreibung nur, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist oder das Kind eine unheilbare Krankheit hat. Ärztinnen und Ärzten, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, drohen Haftstrafen von bis zu 99 Jahren.
„Das ist eine Entscheidung von mir“
Einige prominente Frauen berichteten in der Debatte über eigene Abtreibungen, wie Hollywood-Star Milla Jovovich, Moderatorin Busy Philipps und Schauspielerin Minka Kelly. „Wer bist du, mir sagen zu wollen, was ich mit meinem Körper machen soll? Das ist eine Entscheidung von mir, meinem Arzt, meiner Familie und meinen Freunden“, erklärte Jovovich am Freitag in einem emotionalen Video.
Am Vortag hatte die 43-Jährige in einem Instagram-Beitrag erstmals ihre Notabtreibung vor zwei Jahren geschildert. Sie habe im vierten Monat der Schwangerschaft vorzeitige Wehen bekommen, als sie in Osteuropa einen Film gedreht habe. Bei dem Eingriff habe sie die ganze Zeit wach bleiben müssen.
„Es war einer der entsetzlichsten Momente, die ich jemals erlebt habe. Ich habe immer noch Alpträume deshalb. Ich war alleine und hilflos“, schrieb Jovovich („Das Fünfte Element“) auf Instagram. Sie sei danach in eine Depression gefallen und habe nur durch harte Arbeit einen Ausweg gefunden. Mit ihrer Geschichte wolle sie anderen Frauen Mut machen, so Jovovich.
Verschärfungen in zahlreichen Bundesstaaten
Mindestens 28 US-Bundesstaaten haben seit Anfang des Jahres Maßnahmen ergriffen, um das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche einzuschränken. Kentucky und Mississippi verabschiedeten restriktive Abtreibungsgesetze, die Schwangerschaftsabbrüche ab dem ersten messbaren Herzschlag des Fötus verbieten.
In Kentucky wurde die Umsetzung des Gesetzes durch einen Richter gestoppt, in Mississippi greift die Regelung hingegen ab Juli. Louisiana wollte den Zugang zu Abtreibungskliniken per Gesetz einschränken, erst das oberste Gericht brachte das Vorhaben zu Fall. Das Repräsentantenhaus des US-Bundesstaates Missouri verabschiedete am Freitag außerdem ein Gesetz, gemäß dem Abtreibungen nach der achten Schwangerschaftswoche verboten werden sollen. 109 Abgeordnete stimmten dafür, 46 votierten dagegen. Der Senat des Bundesstaates hatte das Gesetz bereits am Donnerstag verabschiedet.
Ende April erließ das US-Gesundheitsministerium zudem eine „Gewissensklausel“. Damit will die Regierung von US-Präsident Donald Trump die Rechte von medizinischem Personal stärken, die aus Glaubensgründen keine Abtreibungen oder andere medizinische Eingriffe durchführen wollen. Nach den Worten von Trump geht es um den „Schutz der Gewissensrechte“ für Ärzte, Pfleger, Apotheker, Lehrer, Studierende und glaubensbasierte Wohltätigkeitsorganisationen.
Hollywood zögerlich
Für prominenten Protest sorgte bereits im März das neue Abtreibungsgesetz in Georgia. Dank besonderer Steuererleichterungen ist der Bundesstaat in den vergangenen Jahren zum größten Standort für Film- und Fernsehproduktionen in den USA geworden. Marvels „Black Panther“ wurde in Georgia gedreht, ebenso Serien wie „Stranger Things“ und „The Walking Dead“.
Der Hauptdarsteller der in Georgia gedrehten Netflix-Serie „Ozark“, Jason Bateman (50), erklärte, nicht mehr in dem US-Bundesstaat arbeiten zu wollen, sollte das Gesetz in Kraft treten und nicht in letzter Minute von einem Gericht gestoppt werden. Auch Alyssa Milano, Luke Hamill und Mandy Moore kündigten an, den Bundesstaat wegen des neuen Gesetzes, das am 1. Jänner 2020 in Kraft treten soll, zu boykottieren.
Kleinere Filmproduktionsfirmen schlossen sich dem Aufruf an. „The Wire“-Schöpfer David Simon und die Indiefilmstars Mark und Jay Duplass kündigten an, ihre Unternehmen würden nicht mehr in Georgia drehen. Die großen Hollywood-Studios haben bisher zu dem strengen Abtreibungsgesetz geschwiegen. Sie scheinen sich zumindest vorerst auf die Gerichte zu verlassen. Ein Sprecher des Industrieverbandes The Motion Picture Association of America verwies auf die 92.000 Arbeitsplätze, die in Georgia an der Film- und Fernsehproduktion hängen. Es sei wichtig, daran zu erinnern, dass die Versuche anderer Bundesstaaten, restriktive Abtreibungsgesetze zu erlassen, von Gerichten gestoppt oder vor Gericht angefochten wurden.
Befürworter wollen Recht auf Abtreibung kippen
Ziel der Befürworter der strikten Abtreibungsgesetze ist es, das in den USA geltende Recht auf Abtreibung grundsätzlich zu Fall zu bringen. Der Oberste Gerichtshof hatte 1973 in einem historischen Prozess Schwangerschaftsabbrüche für legal erklärt. Der Fall wurde als „Roe gegen Wade“ bekannt.
Liberale Richter sind am Supreme Court in der Minderheit, seit US-Präsident Donald Trump zwei Oberste Richter ernannte, die Abtreibungsgegner sind. Abtreibungsgegner hoffen daher, dass das Gericht das Recht auf Abtreibung aufheben könnte, falls es sich erneut mit dem Thema befasst.