Übungsbücher zur Zentralmatura für Mathematik
APA/Harald Schneider
Nach Änderungen

Mathematikmatura heuer besser ausgefallen

Die Zentralmatura im Fach Mathematik ist an den AHS heuer wesentlich besser ausgefallen als im Vorjahr. Darauf deuten die im Bildungsministerium gemeldeten Notenanträge der Mehrzahl der Schulen hin. „Für Entwarnungen sei es aber zu früh“, hieß es am Freitag trotzdem. Erst vor wenigen Monaten hatte ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann große Änderungen bei der Mathematikzentralmatura vorgestellt.

Nach derzeitigem Stand bekamen nur noch elf statt rund 22 Prozent der Kandidatinnen und Kandidaten an den AHS einen Fünfer. Etwas anders ist es an den BHS: Dort sanken die Fünfer-Zahlen nur geringfügig von knapp 20 auf 17 Prozent. Insgesamt langten im Ministerium bisher Notenanträge von rund 80 Prozent der AHS und BHS ein. Faßmann zeigte sich über die besseren Resultate erfreut.

Auf der anderen Seite sei die Reifeprüfung aber auch „nicht so ausgefallen, dass man uns den Vorwurf machen kann, sie wird hergeschenkt“, so der Minister. Die Zahl der mit „Sehr Gut“ beurteilten Arbeiten sank an den AHS von neun auf acht Prozent, an den BHS stieg sie von fünf auf sieben Prozent. Die Durchschnittsnoten verbesserten sich geringfügig von 3,2 auf 3,1 Prozent (AHS) bzw. von 3,5 auf 3,4 Prozent (BHS).

Die wenigsten Fünfer in Oberösterreich und der Steiermark

Nach Bundesländern wurden vorerst an den AHS die wenigsten Fünfer in Oberösterreich (7,5 Prozent) verzeichnet, die meisten in Wien (16,5 Prozent) und Salzburg (15,8 Prozent). An den BHS gab es in der Steiermark (13,3 Prozent) die wenigsten negativen Noten und im Burgenland (22,2 Prozent) und Kärnten (22,1 Prozent) die meisten. Für Faßmann hat vor allem die „erhöhte Zeitsouveränität zur Entspannung“ und damit den besseren Ergebnissen beigetragen.

Bildungsminister Heinz Faßmann
APA/Helmut Fohringer
Bildungsminister Faßmann stellte die Änderungen bei der Mathematikzentralmatura Ende Jänner vor

An den AHS musste bisher der Grundlagenteil (24 Punkte) mit einfacheren Aufgaben innerhalb von zwei Stunden gelöst und abgegeben werden, anschließend der zweieinhalbstündige zweite Teil mit anspruchsvolleren Aufgaben (ebenfalls 24 Punkte). Für einen Vierer waren 16 Punkte im Grundlagenteil nötig, wobei im zweiten Teil dafür noch vereinzelt „Bonuspunkte“ zum Erreichen der 16 Punkte gesammelt werden konnten.

Heuer wurden beide Aufgabenteile gleichzeitig zu Beginn ausgeteilt und konnten die vollen viereinhalb Stunden bearbeitet werden. Außerdem habe es bei einzelnen Aufgaben auch die Möglichkeit zur Vergabe halber Punkte gegeben, und man habe gezielt auf die Textverständlichkeit geachtet. Für einen Vierer reichten entweder die bisherigen 16 Punkte (plus Bonuspunkte aus dem zweiten Teil) im Grundlagenteil oder – neu – insgesamt 24 Punkte aus beiden Teilen.

Neuerungen nach „Zuhörtour“

Ende Jänner hatte Faßmann die Änderungen vorgestellt. Neben den kürzeren, verständlicheren Aufgabenstellungen und Erleichterungen bei der Punktevergabe wurde damals die Anwesenheit eines bzw. einer Fachlehrerin gewünscht, die die Aufgaben zu Beginn der Klausur auf ihre Vollständigkeit und Leserlichkeit durchgehen sollte. In einem nächsten Schritt sollte es zu einer Überarbeitung des Prüfungsstoffs kommen und die Fortbildung besser auf die Bedürfnisse der Lehrer zugeschnitten werden, hieß es außerdem.

Auslöser für die Maßnahmen war die hohe Anzahl an negativen Benotungen beim letzten Haupttermin im Mai 2018. Faßmann schickte den ehemaligen Wiener Stadtschulratspräsidenten Kurt Scholz daraufhin auf eine „Zuhörtour“ in die Bundesländer, um Verbesserungsvorschläge zu sammeln.

Scholz: „Für Entwarnung zu früh“

Sowohl Faßmann als auch Scholz betonten am Freitag neuerlich, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sei. „Für eine Entwarnung ist es zu früh“, meinte Scholz. Man müsse nun weiterarbeiten, um Ängste vor dem Fach zu nehmen.

Einen anderen Aspekt orteten von der APA befragte Nachhilfelehrerinnen und -lehrer. Die heurigen Beispiele seien vom Schwierigkeitsgrad und von den erforderlichen Rechenoperationen her nicht leichter oder schwerer als in den Jahren davor gewesen, so der Tenor. Zumindest an den AHS habe es aber heuer mehr „Sicherheitsaufgaben“ gegeben – also Beispiele, die ähnlich gebaut waren wie solche bei den Reifeprüfungen davor. „Der Wiedererkennungseffekt war sicher höher. Zumindest für jene, die zur Vorbereitung die alten Maturaaufgaben durchgearbeitet haben.“

„Man hat gemerkt, dass etwas geändert wurde“

„Man hat gemerkt, dass etwas geändert wurde“, sagte der Bundesschulsprecher Timo Steyer nach ersten Rückmeldungen von Schülervertretern von der diesjährigen Mathematikzentralmatura bereits vergangene Woche. Auch an den BHS seien die Änderungen vor allem durch die kürzeren Angaben bemerkt worden, so Steyer zur APA.

„Das heißt aber nicht, das es deswegen einfacher war. Der Teil zwei war durchaus herausfordernd und schwierig“, meinte der Bundesschulsprecher. Am 28. und 29. Mai finden noch die Kompensationsprüfungen statt. Dabei können Schülerinnen und Schüler mit einem Fünfer ihre Note noch – bestenfalls auf ein Befriedigend – ausbessern.

Nicht die erste Überarbeitung

Die Änderungen vom Jänner bei der Mathematikzentralmatura waren nicht die ersten in der Geschichte der „Standardisierten Reife- und Diplomprüfung“. Bereits nach den ersten Testläufen wurde an einigen Rädchen gedreht. Kurz vor der ersten österreichweiten Zentralmatura an den AHS hatten aufgrund angeblich mangelhafter Vorbereitung Elternvertreter und -vertreterinnen mit Klagen und Schülervertreter und -vertreterinnen mit einem Streik gedroht. Im Dezember 2013 kam es dann zu einem Kompromiss. In der Mathematik wurde sogar die Grundkonstruktion etwas geändert.

2013 wurde ebenfalls eine Art „Im Zweifel für den Schüler“-Regel festgehalten. Seither wird in den Bewertungsvorgaben darauf hingewiesen, dass Aufgaben auch dann als korrekt gelöst zu werten sind, „wenn bei korrektem Ansatz das Ergebnis aufgrund eines Rechenfehlers nicht richtig ist“. Auch bei einer fehlenden Maßeinheit ist der Punkt grundsätzlich trotzdem zu geben.