Johann Gudenus
APA/Hans Punz
„Mit sofortiger Wirkung“

Gudenus laut FPÖ nicht mehr Parteimitglied

Der am Vortag als FPÖ-Klubobmann zurückgetretene Johann Gudenus hat am Sonntagabend auch seinen Austritt aus der Freiheitlichen Partei bekanntgegeben. Gudenus steht zusammen mit dem am Samstag als Vizekanzler und FPÖ-Chef zurückgetretenen Heinz-Christian Strache im Zentrum der „Ibiza-Affäre“, die am Wochenende für ein innenpolitisches Erdbeben sorgte.

Gudenus verlässt die Partei „mit sofortiger Wirkung“, wie die FPÖ per Aussendung mitteilte: „Ebenso wird er sein Nationalratsmandat zurücklegen.“ Nur kurz zuvor veröffentlichten das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) „neue Details“ zum FPÖ-Skandal. Konkret stellten die beiden deutschen Medien infrage, dass es – zumindest für Gudenus – nur ein Treffen gegeben habe.

„Es war nicht nur eine #b’soffne G’schicht’ an einem Abend“, vielmehr bemühte sich Gudenus laut „SZ“ auch nüchtern um die vermeintliche Oligarchennichte. Dabei beteuerte Gudenus laut „Spiegel“ noch vergangene Woche, er habe nach dem Treffen auf Ibiza keinen Kontakt zu jener Frau mehr gehabt, die in dem Skandal die Rolle einer vermeintlich vermögenden russischen Investorin spielte.

Den Angaben zufolge stelle sich allerdings heraus, dass Gudenus zumindest „zum Umfeld der Frau“ offenkundig noch Kontakt gehabt habe. Laut „SZ“ wurden auch „die Absprachen etwa um den Kauf der ‚Kronen‘-Zeitung und das Zuschanzen von Staatsaufträgen keineswegs nur an diesem einen Abend besprochen“.

Verweis auf Audioaufnahmen

„Im Gegenteil: Der zurückgetretene FPÖ-Funktionär Gudenus – Straches engster politischer Verbündeter – hatte offenbar monatelang Kontakt zu der vermeintlichen russischen Investorin und deren Umfeld“, heißt es in der Zeitung. Laut „SZ“ gab es „auch nach dem Abend in der Ibiza-Villa noch weitere Treffen zwischen Gudenus und dem Vertrauten der angeblichen Russin, der auf dem Video meist neben ihr sitzt“.

Der „Ibiza-Skandal“

Der „Ibiza-Skandal“ ist der Auslöser der Regierungskrise. Ein Treffen von Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Klubchef Johann Gudenus (beide FPÖ) mit einer angeblichen russischen Oligarchennichte geriet zum Sittenbild für Korruption und Käuflichkeit höchster Amtsträger. Ein heimlich aufgenommenes Video des Treffens brachte die beiden Politiker zu Fall – und die ÖVP-FPÖ-Koalition gleich mit.

„Das belegen Audioaufnahmen von Treffen, die offenbar in Wien stattfanden und ‚SZ‘ und ‚Spiegel‘ vorliegen“. Bei dem „Nachtreffen“ sei es darum gegangen, „dass Ibiza nicht so lief wie erhofft“. Dabei sei von einem „mutmaßlichen Lockvogel“ schließlich auch eine „Geste des guten Willens“, konkret eine Parteiaussendung mit Vorwürfen gegen den Baukonzern STRABAG, gefordert worden, wie der „Spiegel“ schreibt.

„wer/zah/lts/chaf/ft/an“

Am kolportierten Stichtag, dem 4. September 2017, forderte der Wiener FPÖ-Landesparteisekretär und Stadtrat Toni Mahdalik per Aussendung vom langjährigen STRABAG-Chef Hans Peter Haselsteiner die Offenlegung seiner „offenbar scheckheftgepflegten Polit-Netzwerke“. Die Aussendung endet mit „wer/zah/lts/chaf/ft/an“, was etwa laut „Standard“ auf die vom „Spiegel“ erwähnten „Schlagworte“ schließen lassen könnte – ergibt es doch ohne Schrägstrich den Satz: „Wer zahlt, schafft an.“

Screenshot zeigt „wer/zah/lts/chaf/ft/an“
Screenshot: ots.at/FPÖ Wien

Mahdalik wies am Sonntag auf APA-Anfrage die Vorwürfe zurück. Die Aussendung sei keineswegs eine Auftragsarbeit für Gudenus oder jemand anderen gewesen. Auch die Autorenkürzelzeile beziehe sich nicht auf russische Oligarchen, sondern auf Haselsteiner. Solche humorigen Botschaften habe er in Aussendungen immer wieder platziert.