Britischer Starkoch Jamie Oliver
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1.300 Arbeitsplätze in Gefahr

Jamie Olivers Restaurants insolvent

Das Restaurantimperium des britischen Starkochs Jamie Oliver ist insolvent. Er sei „zutiefst traurig“ über diese Entwicklung, schrieb Oliver am Dienstag auf Twitter. Er dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die „seit über einem Jahrzehnt ihr Herz und ihre Seele in dieses Geschäft“ gesteckt hätten. In den Restaurants des 43-Jährigen sind bis zu 1.300 Jobs in Gefahr.

Die meisten von Olivers Restaurants gehören zur Kette Jamie’s Italian, die der Koch 2008 gegründet hatte. Zuletzt betrieb er noch 25 Filialen in Großbritannien. Von diesen seien 22 von der Insolvenz betreffen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Als Insolvenzverwalter sei die Unternehmensberatung KPMG bestellt. Sie suche nun nach einem oder mehreren Käufern für alle oder einen Teil der Restaurants.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über wirtschaftliche Schwierigkeiten der Restaurantkette. Anfang 2017 hatte Oliver bereits sechs Jamie’s-Italian-Lokale schließen müssen. Damals machte der Koch die Brexit-Causa verantwortlich: Die Zutaten für italienische Gerichte seien dadurch zu teuer geworden, sagte er. Doch auch mit seinen Steakhäusern hatte Oliver zuvor bereits Schiffbruch erlitten.

Restaurants in Wien nicht betroffen

In Österreich eröffnete der Starkoch im Herbst 2017 in der Wiener Innenstadt sein erstes Restaurant im deutschsprachigen Raum. Hinter der Dependance am Stubentor steht die ungarische Zsidai Gastronomy Group, die bereits in Budapest ein Jamie’s Italian führt. Auf dem Flughafen Wien-Schwechat hat Oliver ebenfalls eine Filiale, die von SSP Österreich GmbH betrieben wird. Der Jamie’s-Standort in Wien-Schwecht laufe „sehr erfolgreich“, teilte der Flughafen Wien am Dienstagnachmittag mit. Da die Jamie-Filialen in Wien von Lizenznehmern betrieben werden, sind sie von der Insolvenz nicht betroffen.

Britischer Starkoch Jamie Oliver während einer Buchpräsentation
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Olivers Karriere als Buchautor sei durch die Insolvenz nicht gefährdet, heißt es

Vom kochenden Schulbuben zum „Naked Chef“

Laut eigenen Angaben begann Oliver schon im frühen Alter von acht Jahren im Pub seiner Eltern in Essex im Nordosten von London mit dem Kochen. Entdeckt wurde er vom britischen Fernsehsender BBC, als er im Londoner River Cafe in den späten 1990ern tätig war. BBC produzierte später auch die Kochsendung „The Naked Chef“ mit Oliver als Fernsehkoch. Die Sendung wurde in Dutzenden Ländern ausgestrahlt. Auch seine fünf Kinder waren in den TV-Sendung öfters zu sehen.

Oliver setzte in der Vergangenheit Politikerinnen und Politiker unter Druck, um das zunehmende Problem der Fettleibigkeit bei Kindern in Großbritannien zu bekämpfen, indem er sich für gesündere Schulmahlzeiten einsetzte. Aus diesem Projekt entstand auch eine Realityshow. Oliver veröffentlichte zudem mehrere Kochbücher. In ihnen findet man häufig Rezepte für einfache und billige Gerichte, die trotzdem nahrhaft sein und schmecken sollen. Berühmt wurden auch seine Küchentricks, die das Kochen erleichtern sollen.

Olivers Restaurant Fifteen brachte ihm 2003 eine Auszeichnung der Queen ein. Bei Fifteen, das von einem Franchiser betrieben wird, werden junge Arbeitslose ausgebildet. Dieses Restaurant ist offiziellen Angaben zufolge nicht von der Insolvenz betroffen, ebenso wenig seine Fernseh- und Autorenkarriere.

Lieferservices schuld?

In den britischen Medien wird Olivers Imperium als das jüngste Opfer eines bitteren Ellbogenkampfs britischer Restaurantbetreiber bezeichnet. Zahlreiche weitere, in Österreich weitgehend unbekannte Ketten seien in den letzten Monaten geschlossen worden – darunter die Namen Gourmet Burger Kitchen, Giraffe und Ed’s Easy Diner.

Durch die veränderten Kundengewohnheiten sei das Interesse an Lieferservices wie Deliveroo und Just Eat gestiegen, urteilt Reuters. Doch die Kundinnen und Kunden würden sich bei diesen Anbietern eher für billigere Restaurants entscheiden – und Olivers Speisen seien eher teuer. Exklusivere Restaurants würden also durch die Lieferservices unter Druck gesetzt. Laut Reuters ist der Umsatz in High-Class-Restaurants in Großbritannien unter anderem deshalb dieses Jahr bis März um rund sechs Prozent gesunken.