Die Hochsaison bei der Besteigung des Mount Everest dauert von Ende April bis Ende Mai. In dieser Zeit sind die Wetterbedingungen auf dem höchsten Berg der Erde weniger lebensfeindlich. Weil immer mehr Bergsteiger das „Dach der Welt“ besteigen wollen und Nepal sehr viele Genehmigungen dafür erteilt, kommt es in der „Todeszone“ des Everest oberhalb von 8.000 Metern zu langen und lebensgefährlichen Staus.
Der Tourenveranstalter Everest Parivar Expedition teilte mit, ein 44-jähriger britischer Bergsteiger habe Samstagfrüh zwar den Gipfel des 8.848 Meter hohen Berges erreicht, sei dann aber nach nur 150 Metern beim Abstieg zusammengebrochen und gestorben.
Der Ire starb nach Angaben seines Tourveranstalters bereits am Freitag auf der tibetischen Seite des Berges. Der 56-Jährige war demnach auf dem Weg zum Gipfel umgekehrt, aber dann am North-Col-Pass auf 7.000 Meter Höhe in seinem Zelt gestorben.
Steirer starb bei Abstieg
In der gesamten Klettersaison 2018 waren fünf Menschen ums Leben gekommen. In den vergangenen Tagen sind auf dem höchsten Berg der Welt mehr Menschen ums Leben gekommen als im gesamten Vorjahr. Weitere zehn Bergsteiger starben an anderen 8.000er-Bergen im Himalaya wie dem Lhotse und dem Annapurna, zitierte die „Himalayan Times“ Regierungsbeamte.
Unter den Todesfällen auf dem Mount Everest ist auch ein 65 Jahre alter Steirer, der sich laut „Himalayan Times“ am Donnerstag beim Abstieg auf der tibetischen Seite des Berges befand. Bereits Ende April war ein 31-jähriger Steirer bei einer privaten Tour auf den Mount Everest tödlich verunglückt.
Allein am Mittwoch hatten rund 200 Bergsteigerinnen und Bergsteiger die günstigen Wetterverhältnisse für den Aufstieg zum Gipfel genutzt. Unterhalb der Bergspitze bildete sich ein richtiger Stau, wie Bilder in Sozialen Netzwerken zeigten.
Zwölf Stunden Wartezeit
Die Menschenmassen dürften zu den hohen Opferzahlen beitragen. Zwei indische Bergsteiger sollen an Erschöpfung gestorben sein, nachdem sie zwölf Stunden in der Menschenschlange Richtung Gipfel festgesteckt waren, berichtete die AFP unter Berufung auf einen lokalen Organisator von Bergtouren.
Die Klettersaison auf dem Mount Everest könnte heuer den Rekordwert aus dem Vorjahr übertreffen. 2018 hatten 807 Personen das „Dach der Welt“ erklommen. In diesem Jahr habe allein der Everest-Anrainerstaat Nepal bereits 381-mal die Erlaubnis zum Aufstieg erteilt, berichtete die BBC.
Sherpa als Rekordhalter
Seit der ersten Besteigung des Everest im Jahr 1953 schafften es inzwischen mehr als 5.000 Menschen auf den Gipfel. Etwa 300 kamen bei dem Versuch ums Leben. Rekordhalter, was die Besteigungen betrifft, ist Sherpa Kami Rita. Der Nepalese baute diese Woche seinen eigenen Rekord gleich zweimal aus. Der 49-Jährige erreichte am Dienstag als Führer einer Gruppe indischer Bergsteiger zum 24. Mal den Gipfel des mit 8.848 Metern höchsten Bergs der Welt, wie das Tourismusministerium des Himalaya-Staates mitteilte.
Erst am vergangenen Mittwoch hatte Kami Rita zum 23. Mal die Everest-Spitze erklommen. Fast genau ein Jahr zuvor war er der alleinige Rekordhalter geworden. Zwei andere Sherpas kommen auf 21 Besteigungen. Die Sherpa sind eine ethnische Gruppe aus dem Himalaya, deren Angehörige häufig für Bergsteigerinnen und Bergsteiger arbeiten.
Kami Rita bezwang den Everest erstmals im Jahr 1994 und erklomm auch mehrere andere Berge über 8.000 Meter im Himalaya. Er will nach eigenen Angaben den Gipfel des Everest noch ein 25. Mal erreichen. Anschließend will er eine eigene Firma für Bergtouren gründen.
Salzburger zum dritten Mal auf Gipfel
Der Salzburger Bergführer und Alpinpolizist Rupert Hauer leitete unterdessen am Freitag eine Expedition erfolgreich auf den Gipfel. Der 50-Jährige stand dabei das dritte Mal binnen gut eines Jahres auf dem höchsten Punkt der Erde. Hauer hatte im Mai 2013 für Aufmerksamkeit gesorgt, als er rund 150 Höhenmeter unterhalb des Gipfels den eigenen Besteigungsversuch abbrach, um einem erblindeten amerikanischen Bergsteiger zu helfen. Er rettete dem Mann damit das Leben. Hauer zog sich beim Rettungseinsatz selbst schwere Erfrierungen an der Nase zu – mehr dazu in salzburg.ORF.at.