Nissan: Fiat-Renault-Fusion „schlecht gemachter Plan“

Die mögliche Fusion zwischen dem französischen Autohersteller Renault und dem US-italienischen Konzern Fiat Chrysler hat Nissan offenbar kalt erwischt. „Das ist ein schlecht überlegter und schlecht gemachter Plan“, sagte gestern ein Nissan-Vertrauter. So richtig gut funktioniert hat die seit 1999 bestehende „Allianz“ zwischen Renault und Nissan sowieso nicht mehr – nun rechnen Beobachter damit, dass sich die Partner noch weiter voneinander entfernen könnten.

„Nissan scheint nicht informiert worden zu sein“, sagte der Analyst Satoru Takada von der Beratungsfirma TIW in Tokio. „Das ist unangenehm für sie und könnte unnötiges Misstrauen bei Nissan-Managern gegenüber Renault schaffen.“ Nissan-Chef Hiroto Saikawa gab sich heute cool: Er sei „offen für konstruktive Gespräche zur Stärkung der Allianz“ mit Renault. Das Thema dürfte bei seinem Treffen mit Renault-Chef Jean-Dominique Senard am Mittwoch zur Sprache kommen.

Fusionspläne in heikler Phase

Die Fusionspläne mit Fiat Chrysler (FCA) platzen in eine heikle Phase: Der Gewinn von Nissan sank im abgelaufenen Geschäftsjahr auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren, die Prognose für das laufende Jahr ist düster. Der ehemalige Verwaltungsratschef Carlos Ghosn wartet derzeit in Japan auf seinen Prozess – Nissan wirft ihm eine Vielzahl von Finanzdelikten vor, sein ehemaliger Ziehsohn Hiroto Saikawa machte sogar Ghosns „exzessive Investitionen“ für die schlechten Zahlen mitverantwortlich.

Ghosn war die Klammer, die Renault und Nissan zusammenhielt. Seit seiner Verhaftung im November ist die Beziehung zwischen den Franzosen und den Japanern deutlich abgekühlt.

„Tür steht offen“

Allerdings könnten Renault und FCA Nissan gut als Dritten im Bunde gebrauchen. „Die Tür steht offen für Nissan“, versicherten denn auch Verhandlungskreise in Paris. Ein Branchenexperte sagte: „Nissan ist immer noch ein wichtiger Teil im Puzzle, denn sie sind in China gut im Geschäft, wo weder Renault noch FCA stark sind.“ Und Nissan würde den kleineren japanischen Partner Mitsubishi mitbringen, der viele Autos in Südostasien verkauft.

Der Renault-Verwaltungsrat signalisierte jedenfalls Interesse an dem Fusionsvorschlag. Der Plan könne die Position der Renault-Gruppe in der Industrie stärken und zusätzlichen Wert für die Allianz schaffen. Durch eine Fusion mit Fiat Chrysler würde der drittgrößte Autokonzern der Welt entstehen und die Marktführer Volkswagen und Toyota herausfordern. VW wollte die Ankündigung bisher nicht kommentieren.

Paris reagiert verhalten positiv

„Das ist ein Projekt, dem wir recht positiv gegenüberstehen“, begrüßte die französische Regierung die Fusionspläne mit Vorbehalt. Es sei gut für Europa, einen „Industriegiganten“ zu haben. Allerdings müsse sich Frankreich die Konditionen des Geschäfts genau ansehen. Der französische Staat ist mit 15 Prozent der größte Eigner des Autoherstellers. Gerade diese Beteiligung sorgt unterdessen in Italien bei der mitregierenden rechten Lega für Kritik.

Die Anleger scheinen letzterer Einschätzung zuzuneigen: Die Aktienkurse von Renault und FCA schossen mit der offiziellen Veröffentlichung der Fusionspläne nach oben – der Kurs von Nissan kletterte moderat um ein Prozent.