Das Ausflugsboot mit Touristen aus Südkorea war am Mittwochabend auf der Donau mit einem viel größeren Kreuzfahrtschiff zusammengestoßen und gekentert. Mindestens sieben der 35 Insassen starben, sieben wurden gerettet. 19 südkoreanische Passagiere und zwei ungarische Besatzungsmitglieder gelten noch immer als vermisst.
Der Kapitän des am Unfall beteiligten Kreuzfahrtschiffs wurde am Donnerstag festgenommen. Laut Polizei gibt es gegen ihn „begründete Verdachtsmomente“. Details wurden zunächst nicht genannt. Laut der ungarischen Tageszeitung „Nepszava“ wurde auch Beweismaterial sichergestellt.
Risiko für Einsatztaucher derzeit „zu hoch“
Einsatztaucher aus Ungarn, Österreich und mittlerweile auch Südkorea warten indes weiterhin auf bessere Bedingungen, um nach Vermissten zu suchen. Das Risiko für die Einsatztaucher sei derzeit noch zu hoch, erklärte Gerald Haider, Leiter des Stabs der Direktion für Spezialeinheiten im Innenministerium (DSE), im Gespräch mit der APA.
„Bei Hochwasser werden viele große Gegenstände wie Baumstämme die Donau hinabgetragen. Nichts wäre blöder, als dass ein Taucher davon getroffen werden würde“, sagte Haider. Man müsse dieses Risiko gegenüber der Wahrscheinlichkeit auf einen durchschlagenden Erfolg – in diesem Fall das Auffinden Überlebender – abwägen. Die Chance, jetzt noch Überlebende zu finden, bezeichnete Haider als „eher gering“. Zu viel Zeit sei mittlerweile seit dem Unglück vergangen. Allerdings bestehe die Hoffnung, Vermisste im Wrack des gekenterten Ausflugsbootes zu finden.
Unglücksort wird abgesichert
Freitagvormittag wurde weiter eine Brückeneinrichtung von den ungarischen Einsatzteams gebaut, um den Unglücksort für die Einsatzkräfte abzusichern. „Der Druck auf die ungarischen Behörden ist groß. Kommen die Absicherungsarbeiten gut voran, dann kann vermutlich bald getaucht werden“, erklärte Haider. Die Sicht in der Donau ist derzeit sehr schlecht und die Strömungsgeschwindigkeit hoch. Der Regen nimmt laut Haider jedoch ab, weshalb schon bald mit besseren Bedingungen gerechnet werden kann.
Die drei österreichischen Teams mit insgesamt zehn Einsatztauchern des Einsatzkommandos Cobra wurden auf Bitten der Ungarn vom österreichischen Innenministerium nach Budapest entsandt. „Sie werden so lange vor Ort bleiben, wie die ungarischen Behörden ihre Unterstützung benötigen“, sagte Haider.
Kapitän verhaftet
Nach dem verheerenden Schiffsunglück in Budapest, bei dem in der Nacht auf Donnerstag ein Ausflugs- und ein Hotelschiff zusammengestoßen sind, ist nun der Kapitän des Hotelschiffs festgenommen worden.
Die Suche nach Opfern wurde am Donnerstag auf 100 Kilometer Länge entlang des Donau-Ufers festgelegt. Zwei der sieben Toten seien mehrere Kilometer weit von der Unfallstelle entfernt geborgen worden, die Behörden veröffentlichten eine Karte mit den genauen Zeiten und Fundorten der Opfer.
Weiter unklar, warum Schiff ausriss
Am Donnerstag wurde auch ein Video veröffentlicht, auf dem der Unfallhergang ersichtlich ist. Dabei dürfte das Ausflugsschiff „Hableany“ (Nixe) unter der Brücke scharf nach links gesteuert haben und damit vor den Bug des größeren Hotelschiffs „Viking Sigyn“, so ORF-Korrespondent Ernst Gelegs in der ZIB. Das größere Schiff konnte nicht mehr ausweichen. Warum das Schiff plötzlich ausriss, ist unklar, so Gelegs, menschliches Versagen könne jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Angehörige treffen in Budapest ein
Am Donnerstagabend traf laut AP Oh Sai Juengh aus dem südkoreanischen Außenministerium in Budapest ein. „Der Fokus unserer Regierung liegt auf dem Schutz von Menschen aus Korea im Ausland“, sagte er nach seiner Ankunft. Auch Angehörige der Opfer trafen am Freitag in Budapest ein. Die südkoreanische Außenministerin Kang Kyung Wha machte sich in Budapest ein Bild von der Lage. Rettungskräfte des ostasiatischen Landes, darunter Spezialtaucher, sollen zudem die Suche am Unglücksort unterstützen.