Einsatzkräfte in Budapest
Reuters/Bernadett Szabo
Schiffsunglück in Budapest

Kapitän bleibt in Haft

Nach dem schweren Schiffsunglück auf der Donau in Budapest ist die Suche nach den 21 vermissten Reisenden aus Südkorea am Samstag weitergegangen. Der ukrainische Kapitän des Kreuzfahrtschiffes, mit dem das Ausflugsschiff kollidiert war, bleibt weiter in Haft.

Der 64-Jährige wurde nach Angaben eines Gerichtsvertreters am Samstag offiziell beschuldigt. Der Kapitän der „Viking Sigyn“ war am Donnerstag in Gewahrsam genommen worden, gegen ihn wird wegen „krimineller Fahrlässigkeit“ auf einer öffentlichen Wasserstraße ermittelt. Der Anwalt des Mannes erklärte, dass das Gericht seinen Antrag auf eine Freilassung gegen Kaution abgewiesen habe.

Zu dem Unglück war es am Mittwochabend gekommen, als das kleine Ausflugsschiff „Hableany“ („Nixe“) nahe der Margaretenbrücke im Zentrum Budapests mit dem wesentlich größeren Flusskreuzfahrtschiff „Viking Sigyn“ zusammenstieß. Die bisher geborgenen Todesopfer – sie waren allesamt Mitglieder einer südkoreanischen Reisegruppe – konnten am Samstag laut den ungarischen Behörden identifiziert werden.

Rettungstaucher in Budapest
AP/Laszlo Balogh
Den Tauchern ist es bisher nicht gelungen, bis zum gesunkenen Schiffswrack vorzudringen

Warten auf sinkende Pegel

Da es sich bei den meisten Opfern um südkoreanische Touristen handelte, unterstützten Spezialisten von Marine und nationaler Feuerwehr aus Südkorea die Rettungsaktionen der ungarischen Behörden. Weiters standen zehn Cobra-Taucher in Budapest bereit.

Am Samstag wurde die Suche an der Oberfläche der Donau auf einer Strecke von bis zu 50 Kilometern flussabwärts fortgesetzt. Ungarns Behörden arbeiten auch mit Serbien zusammen, weil nicht ausgeschlossen werde, dass Leichen bis in das Nachbarland treiben könnten.

Gefährlicher Unterwassereinsatz

Mit einem Einsatz unter Wasser dürfte unterdessen frühestens am Montag zu rechnen sein. Möglicherweise sind auch im untergegangenen Schiff einige Leichen, vermuteten die ungarischen Behörden. Den Tauchern sei es wegen der starken Strömung und des steigenden Wasserstands unmöglich, sich dem Wrack zu nähern, berichtete das ungarische Nachrichtenportal index.hu.

Kerzen und Blumen unter der Margaret Bridge
AP/MTI/Zoltan Balogh
Menschen gedenken der Opfer mit Kerzen und Blumen an der Unglücksstelle.

Theoretisch würde es mindestens fünf Tage dauern, bis der Wasserstand so weit sinkt, dass ein Zugang zum Wrack möglich wäre, hieß es. Derzeit führt die Donau am Unglücksort Wasser in Höhe von etwa 5,3 Metern, normalerweise wären es vier Meter. Auch ein Herausheben aus dem Wasser sei derzeit technisch nicht zu machen, teilte das Innenministerium in Budapest mit. Der ungarische TV-Sender ATV zeigte eine Sonaraufnahme des auf der Seite liegenden Wracks.

Taucher beinahe getötet

Tauchgänge waren bei dem hohen Wasserstand, der Nullsicht und der starken Strömung weiterhin lebensgefährlich. So hatte der Versuch eines ungarischen Tauchers am Donnerstag fast zu einer Tragödie geführt, berichtete das Internetportal starthirek.hu. Sein Luftschlauch hatte sich beim Hinabsteigen an einer Leiter verfangen.

Polizei am Unglücksort
APA/AFP/Attila Kisbenedek
Die Polizei nahm am Donnerstag die Ermittlungen auf

Nur mit Hilfe eines anderen Rettungstauchers konnte der Mann an die Oberfläche geholt werden, indem der Schlauch durchtrennt wurde. Fachleute empfehlen den Einsatz einer Abschirmungsplatte vor dem gesunkenen Wrack, um die Strömung zu verlangsamen und so die Bergungsarbeiten zu erleichtern.

Weiter unklar, warum Schiff ausriss

Am Donnerstag war ein Video veröffentlicht worden, auf dem der Unfallhergang ersichtlich ist. Dabei dürfte das Ausflugsschiff „Hableany“ unter der Brücke scharf nach links gesteuert haben und damit vor den Bug des größeren Hotelschiffs „Viking Sigyn“ gekommen sein, so ORF-Korrespondent Ernst Gelegs in der ZIB. Das größere Schiff konnte nicht mehr ausweichen. Warum das Schiff plötzlich ausriss, ist unklar, so Gelegs, menschliches Versagen könne jedoch nicht ausgeschlossen werden.