Syrien setzt Luftangriffe auf Idlib fort

Wenige Stunden nach einem Appell von US-Präsident Donald Trump zum Stopp des Bombardements von Idlib hat die syrische Regierung neue Luftangriffe auf die Rebellenbastion fliegen lassen. Mindestens sechs Zivilisten und Zivilistinnen wurden bei den Angriffen getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien heute mitteilte.

In der Stadt Maarat al-Numan wurden vier Zivilisten getötet, zwei weitere starben in der Stadt Haisch und im Norden der Provinz Hama. Zudem seien bei Kämpfen in Latakia 19 Kämpfer beider Seiten getötet worden, so die oppositionsnahe Organisation, die ihre Informationen von Aktivisten in dem Land bezieht. Für Medien sind sie kaum zu überprüfen.

Trump: Unschuldige Zivilisten getötet

Syrien, Russland und im geringeren Maße der Iran würden „wahllos viele unschuldige Zivilisten“ in Idlib töten, schrieb Trump gestern auf Twitter. Seit Beginn der jüngsten Offensive Ende Mai wurden laut der Beobachtungsstelle in Idlib und angrenzenden Gebieten mehr als 300 Zivilisten getötet. „Die Welt schaut diesem Gemetzel zu“, schrieb Trump nun. „Was ist der Zweck, was bringt es euch? Stopp!“

Der Kreml schrieb nach Trumps Tweet, die russische Armee attackiere nur „Terroristen“ in Idlib. Präsidentensprecher Dmitri Peskow sagte, der Beschuss durch die „Terroristen“ in Idlib sei „inakzeptabel“, und es würden daher Maßnahmen ergriffen, um ihre Artilleriepositionen zu „neutralisieren“. Russland klagt seit Langem über Raketen- und Drohnenangriffe auf seinen Luftwaffenstützpunkt Hmaimim und andere Einrichtungen.

Human Rights Watch warf der syrischen Regierung und ihrem russischen Verbündeten vor, bei ihren „illegalen Angriffen auf Zivilisten“ auch international verbotene Waffen wie Streumunition und Brandbomben einzusetzen. Auch kämen in Idlib erneut Fassbomben zum Einsatz, die weiträumige Zerstörung verursachen würden, kritisierte die Menschenrechtsorganisation.

Waffenruhe nie vollständig umgesetzt

Der russische Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatten im vergangenen September eine Waffenruhe für Idlib sowie die Schaffung einer entmilitarisierten Zone um die Region vereinbart. Die Vereinbarung wurde aber nie vollständig umgesetzt, und seit Ende April gehen die Assad-Truppen wieder verstärkt gegen die Rebellen vor.

Am Sonntagabend wurden 19 Menschen bei einem Autobombenanschlag nahe einem belebten Markt und einer Moschee in der nordsyrischen Stadt Asas getötet, wie die Beobachtungsstelle ebenfalls mitteilte. Die Explosion ereignete sich, als gerade viele Gläubige nach dem Fastenbrechen vom Abendgebet kamen. Asas wird seit 2016 von der türkischen Armee und verbündeten Rebellen kontrolliert.