Lithium-Mine in Chile
Reuters/Ivan Alvarado
Lithium für Akkus

Milliardenchance für Australien und Chile

Lithium spielt eine wesentliche Rolle in der Produktion von Akkus und ist damit, etwa im Hinblick auf die Fertigung von E-Autos, in der Industrie enorm gefragt, Tendenz steigend. Australien und Chile gelten als „Supermächte“, wenn es um den Abbau des Metalls geht, die Fertigung von Akkus wird bisher aber anderen Ländern überlassen – das soll sich künftig ändern.

Fast drei Viertel des weltweit abgebauten Lithiums stammen aus Chile und Australien, schreibt das Finanzportal Bloomberg. Das versetzt die zwei Staaten in eine Machtposition, denn der weltweite Bedarf wird in den kommenden Jahren rasant steigen: Bis 2030 sollen laut einer Prognose zehnmal so viele Lithium-Ionen-Akkus benötigt werden – verantwortlich dafür sind vor allem Elektroautos. Hersteller wie Tesla, Volkswagen und Volvo, aber auch Technologiekonzerne wie Samsung versuchen ihre Bestände deshalb auszubauen.

Für Australien und Chile war das Geschäft mit Lithium bisher hauptsächlich auf den Rohstoff selbst beschränkt: In Chile wird das Leichtmetall aus Salzseen gewonnen, in Australien in Lithiumminen abgebaut. Verarbeitet wird das Material dann jedoch meist im Ausland. Für die beiden Staaten ist das nichts Neues: Auch Eisen und Kupfer wurde laut Bloomberg über Jahrzehnte abgebaut, dann aber an anderen Orten verarbeitet.

Akkus „Made in China“

Der große Gewinner dieser Produktionskette ist China, denn dort wird das Material zuerst raffiniert, um dann weiterverarbeitet zu werden. Auch bei der Umwandlung in Elektrolyt für die Fertigung von Akkus mischt China groß mit. Erst bei der Produktion von Akkuzellen spielen auch die USA, Japan und Südkorea eine gewichtigere Rolle, beruft sich Bloomberg auf Angaben der australischen Vereinigung der Bergbaubetriebe AMEC. Ein Großteil der Produktionskette von Akkus ist somit also oft „Made in China“.

Lithium-Mine in Chile
Reuters
Auf einem Satellitenbild ist eine Lithiummine in Nordchile zu sehen

Investitionen sollen die restlichen Produktionsschritte nun auch an die Quelle des Lithiums holen. In Australien investiert der US-Chemiekonzern Albemarle rund 620 Millionen Euro, um die weltgrößte Aufbereitungsanlage zu bauen. In Nordchile planen die südkoreanischen Konzerne Samsung und POSCO eine Fabrik, um gemeinsam chemische Komponenten für Akkus zu produzieren.

Viel größeres Geschäft mit Endprodukten

Geht man nach einer von AMEC beauftragten Studie, könnte der Umsatz in den Ländern deutlich steigen. Der Markt für das Rohmaterial soll bis 2025 auf 20 Milliarden US-Dollar wachsen, für Akkuzellen wird ein Wachstum auf 424 Milliarden Dollar erwartet. Australien selbst könnte damit einen Umsatz von 31 Milliarden Euro statt bisher 620 Millionen Euro lukrieren, die in dem Land momentan durch den Export entstehen, zitiert Bloomberg eine Studie aus dem Jahr 2018, die auch 100.000 zusätzliche Arbeitsplätze vorhersagt.

In Chile wurde der Ausbau der Lithiumgewinnung bereits an Bedingungen geknüpft: So durften der US-Konzern Albemarle und die chilenische Chemiefirma SQM nur expandieren, wenn sie ein Viertel ihrer Produktion Firmen, die das Leichtmetall in Chile weiterverarbeiten, zum niedrigsten Marktpreis anbieten. Diese Strategie sei der „goldene Schlüssel“, um die Lithiumindustrie in Chile aufzuwerten, zitiert Bloomberg den Vizechef der staatlichen Entwicklungsagentur Corfo, die auch Lithiumkonzessionen vergibt.

Große Distanz zu Herstellern als Hürde

Doch beim Ausbau stoßen die zwei Lithium-„Supermächte“ auch auf zahlreiche Hürden. Bloomberg führt etwa an, dass die Länder keine Autoindustrie haben, Hersteller würden jedoch Betriebe bevorzugen, die nahe bei Fertigungsstätten liegen. Neben der nötigen Expertise seien vor allem die Kosten ein Problem – und die Auswirkungen auf die Umwelt.

Um konkurrenzfähig zu sein, müssten Chile und Australien staatliche Anreize schaffen, wird ein Ex-Tesla-Mitarbeiter zitiert, der heute bei einer Beratungsfirma im Bereich der Akkuproduktion arbeitet. Es sei der „Hauptfokus von allen größeren Firmen“, die Kosten für Akkus zu senken. Auch deshalb würden sich Autohersteller aktiv in die Produktionskette einbringen.

Australien und Chile müssten jedenfalls bald handeln, heißt es, denn andere Länder holen bei der Lithiumgewinnung auf, etwa Argentinien und Bolivien, die an der Grenze zu Chile Lithium gewinnen. Auch zahlreiche andere Länder – auch in Europa – wollen auf dem Lithiummarkt mitmischen, selbst in Österreich gibt es Pläne für den Lithiumabbau auf der Koralm.