Queen Elizabeth II. spricht mit einem Veteranen
APA/AFP/Jeff J Mitchell
75. Jahrestag

Mahnende Worte und Dank zum D-Day

Mit einer feierlichen Zeremonie haben am Mittwoch die Staats- und Regierungschefs der westlichen Alliierten und Deutschlands der Landung in der Normandie im Zweiten Weltkrieg vor 75 Jahren, auch D-Day genannt, gedacht. Neben Trubel und Militärspektakel gab es auch mahnende Worte und Dank an die zahlreichen Veteranen.

Die Feierlichkeiten in der südenglischen Hafenstadt Portsmouth umfassten szenische Darstellungen der Ereignisse sowie Livemusik. Rund 4.000 Soldaten nahmen daran teil. Als bedrückende Briefe toter Soldaten vorgelesen wurden, gab es spürbare Emotionen unter den Gästen. Einige Veteranen – 90 Jahre und älter, manche auf einen Gehstock gestützt – wurden vom Publikum mit stehendem Applaus geehrt, rund 300 waren anwesend.

Der 97-jährige US-Veteran Tom Rice sprang am Mittwoch ein zweites Mal nach 1944 mit dem Fallschirm über Nordfrankreich ab, dieses Mal im Tandem: „Es fühlt sich großartig an.“ Am D-Day selbst waren mehr als 156.000 Soldaten der Alliierten in der französischen Normandie gelandet. Sie kamen größtenteils auf Schiffen, über 20.000 von ihnen sprangen mit Fallschirmen von Flugzeugen ab. Mehr als 10.000 von ihnen wurden getötet, verletzt, gefangen genommen oder galten als verschollen.

Militärübung zum D-Day-Gedenken am Omaha Beach, Normandy, Frankreich
AP/David Vincent
Tausende Soldaten starben bei der Landung in der Normandie

Ein Großteil der Streitkräfte hatte sich von Portsmouth aus über den Ärmelkanal Richtung Normandie aufgemacht, wo sie am 6. Juni landeten. Die größte Landungsoperation der Militärgeschichte als Finalpunkt der Operation Neptune hatte entscheidende Bedeutung für den weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges.

Queen lobt Mut der Soldaten

Zahlreiche Staats- und Regierungschef aus der EU, Australien und Neuseeland waren bei den Feierlichkeiten anwesend, darunter die britische Königin Elizabeth II., US-Präsident Donald Trump, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und die britische Premierministerin Theresa May. Auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau, der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos und der belgische Premier Charles Michel waren gekommen.

Gedenkfeier zum D-Day
AP/Matt Dunham
Die Queen, Trump und Ehefrau Melania waren bei der Parade

In einer Ansprache lobte die Queen den Mut der Soldaten, die vor 75 Jahren an der Landung teilnahmen. Ihr Vater, König George VI., habe damals einen neuen Geist und eine unbezwingbare Entschlossenheit gefordert, sagte die Queen. „Genau das haben viele mutige Männer in die Schlacht mitgebracht, da das Schicksal der Welt von ihrem Erfolg abhing“, betonte sie. Viele junge Leute seien aber nie von dort zurückgekehrt.

Briefe und Tonaufnahmen als Zeitdokumente

Frankreichs Präsident Macron las den Abschiedsbrief eines Widerstandskämpfers an dessen Eltern vor, der im Alter von 16 Jahren hingerichtet wurde. Auch eine Tonaufnahme der Rede des damaligen britischen Premierministers Winston Churchill im Parlament im Juni 1940 wurde eingespielt. Die scheidende britische Premierministerin May verlas den Brief eines britischen Kommandanten, der in der Normandie gestorben war.

Militärübung zum D-Day-Gedenken
Reuters/Pascal Rossignol
Der 97-jährige Rice sprang zum 75. Jahrestag erneut aus einem Flugzeug ab

Trump trug Auszüge eines Gebets vor, das der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt im Radio sprach, als er die USA über den Militäreinsatz in der Normandie informierte. Merkel würdigte den D-Day als „einzigartige, nie dagewesene militärische Operation“, die „Deutschland die Befreiung vom Nationalsozialismus gebracht hat“.

Moskau fehlt bei Feier

Anders als vor fünf Jahren nahm Russland heuer nicht an der Feier teil – stattdessen warnte Moskau vor einer Überbewertung des D-Days. „Der Beitrag der Alliierten am Sieg über das Dritte Reich ist eindeutig“, so das russische Außenministerium. Aber ohne die „gewaltigen Anstrengungen der Sowjetunion“ hätte es „den Sieg nicht gegeben“, hieß es in Moskau.

Militärübung zum D-Day-Gedenken
AP/David Vincent
Rund 300 Veteranen waren bei der Feier anwesend

Bei der Gedenkfeier verabschiedeten die insgesamt 16 teilnehmenden Länder eine gemeinsame Erklärung. „In den vergangenen 75 Jahren haben sich unsere Nationen für den Frieden in Europa und der Welt eingesetzt, für Demokratie, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit“, hieß es darin. „Wir werden als Verbündete und Freunde zusammenarbeiten, um diese Freiheiten zu verteidigen, wann immer sie bedroht sind.“

Militärparade und Jahrmarktspektakel

Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung donnerten mehrere historische und moderne Militärflugzeuge über das Veranstaltungsgelände am Hafen von Portsmouth. Ein Kriegsschiff feuerte Salutschüsse ab. Die Regierung in London hatte zuvor das „größte britische Militärspektakel der jüngeren Geschichte“ angekündigt. Zu dem Event gehörten auch Musik- und Tanzeinlagen auf einer überdachten Bühne nahe am Wasser.

Militärübung zum D-Day-Gedenken am Omaha Beach, Normandy, Frankreich
AP/Alex Brandon
Das „größte britische Militärspektakel der jüngeren Geschichte“ sollte die Feier sein

Der öffentliche Teil des Geländes hatte Volksfestcharakter mit Karussells, Fish-and-Chips-Buden und kleinen Souvenirgeschäften. Hunderte hatten es sich dort auf einer Wiese gemütlich gemacht. Am Donnerstag, dem eigentlichen Jahrestag des D-Days, wird es eine weitere Gedenkveranstaltung an der französischen Küste geben, an der neben Macron Trump ebenfalls teilnehmen wird.