SPÖ-Zentrale
ORF.at/Sonja Ryzienski
Personaldebatte

SPÖ bestellt Wahlkampfleiter

Die SPÖ ist bei ihrer Suche nach einem Wahlkampfleiter für die im Herbst anstehende Nationalratswahl fündig geworden: Der ehemalige Wiener SPÖ-Landesparteisekretär Christian Deutsch, der als enger Vertrauter von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Ex-Kanzler Werner Faymann gilt, übernimmt den Job, teilte die SPÖ am Freitag in einer Aussendung mit.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner freute sich, „Deutsch als Wahlkampfleiter für diese wichtige Wahlauseinandersetzung gewinnen“ zu können, und bezeichnete ihn als „gut vernetzten, erfahrenen Wahlkämpfer, der die Partei in- und auswendig kennt“. Die „Schlagkraft der SPÖ“ habe sich dadurch „maßgeblich verstärkt“.

Auch Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda freute sich laut Aussendung über „die Verstärkung seines Teams“. Deutsch sei ein „erfahrener Vollprofi“. In den letzten Tagen hatte es intern starke Kritik und Zweifel an der personellen Aufstellung gegeben. Neben Rendi-Wagner war vor allem Drozda Zielscheibe der Kritik. Ihm wird nun Deutsch zur Seite gestellt. Damit besetzt die mächtigste SPÖ-Landesorganisation diese zentrale Funktion mit einem ihrer Funktionäre. Deutsch war laut der „Kleinen Zeitung“ der „Rädelsführer jener ‚Flächenbezirk-Rebellen‘, die Anfang 2017 das Ende der Ära Michael Häupl eingeleitet und Nachfolger Michael Ludwig den Weg ins Rathaus frei geschaufelt hatten“. Er gilt bis heute als enger Vertrauter Ludwigs.

Wahlkampfleiter Christian Deutsch
APA/SPÖ/Henisch
Deutsch soll die SPÖ erfolgreich in den Wahlkampf führen

„An einem Strang ziehen“

Deutsch betonte gegenüber der „Kleinen Zeitung“, die SPÖ müsse alles tun, um „möglichst stark“ aus der Wahl hervorzugehen. „Die Ausgangslage ist das eine, aber das Wahlergebnis ein anderes.“ Alle müssten nun an einem Strang ziehen – und auch „in dieselbe Richtung“. Im Wahlkampf solle der Fokus zudem auf Inhalten liegen – „und nicht auf Parteiinterna“.

Vertrauter von Faymann und Bures

Deutsch war von 2008 bis 2014 Landesparteisekretär der SPÖ Wien. Seine politische Laufbahn startete er 1983 als Landessekretär der Sozialistischen Jugend (SJ) Wien. 1987 wurde er Vorsitzender der SPÖ Alterlaa in Wien Liesing und Bezirksrat in Liesing – der politischen Heimat auch von Faymann und der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures. Seit 2001 sitzt Deutsch für die SPÖ im Gemeinderat. Seit Oktober 2018 arbeitet er laut seinem Lebenslauf auf der Wiener SPÖ-Website im Büro von Bures. 1995 zog Deutsch in den Gemeinderat ein.

Nach der Gemeinderatswahl 1996 war er jedoch für eine Legislaturperiode als Mitarbeiter des Bauträgers ARWAG tätig, bevor er 2001 wieder ins Wiener Stadtparlament einzog und zugleich ins Wohnservice Wien wechselte, dessen Geschäftsführer er von 2006 bis 2008 war. In diesem Jahr übernahm Deutsch schließlich die Funktion des Landesparteisekretärs.

In dieser Funktion war Deutsch für Kampagnen und die strategische Positionierung der mächtigen Rathaus-Partei verantwortlich. Unter seine Ägide fiel u. a. die größte Mitgliederbefragung der Wiener Partei 2011 und die intensive Antiprivatisierungskampagne – Stichwort: Wasser, Gemeindebauten, „Öffis“. Unter seiner Wahlkampfleitung verlor die SPÖ 2010 ihre absolute Mehrheit.

2014 kurzfristig abgelöst

Im Juli 2014 war Deutsch als Wiener Landesparteisekretär – quasi dieselbe Funktion wie Drozda, aber auf auf Landesebene – kurzfristig vom damaligen Wiener Bürgermeister Häupl abgelöst worden. Laut „Presse“-Artikel von damals war unter anderem der damals für die SPÖ in Wien schlecht gelaufene EU-Wahlkampf ein Grund dafür. Ein weiterer Grund sei gewesen, dass Deutsch ein guter Organisator, aber nicht teamfähig gewesen sei. Vor allem mit der von Häupl als Deutschs Stellvertreterin installierten Katharina Schinner habe der nunmehr zum Wahlkampfmanager der SPÖ beförderte Deutsch nie eine Basis für Zusammenarbeit gefunden.

Ähnlicher Weg wie Faymann

Deutsch kam am 27. Februar 1962 in Linz zur Welt und absolvierte auch seine Schulausbildung in Oberösterreich, bevor er 1980 zwecks Studiums nach Wien wechselte und dort einige Semester Medizin belegte. Zu dieser Zeit, 1983, begann er seine politische Karriere als Landessekretär der SJ – unter dem damaligen SJ-Vorsitzenden Faymann. Auch danach schlug Deutsch einen ähnlichen Weg ein wie Faymann: Beide waren zwischen 1985 und 1988 Konsulenten der Zentralsparkasse, beide waren in der Mietervereinigung tätig.