Tränengas gegen Demonstrierende im Sudan

Die sudanesische Polizei hat am ersten Tag des landesweiten „zivilen Ungehorsams“ Tränengas gegen die Demonstranten und Demonstrantinnen eingesetzt. Nach Angaben von Ärzten wurden dabei vier Menschen getötet. Anhänger der Protestbewegung hatten zuvor damit begonnen, den nördlichen Bezirk Bahari der Hauptstadt Khartum mit Autoreifen, Baumstämmen und Steinen zu blockieren.

Sie folgten damit einem Aufruf des sudanesischen Berufsverbands SPA, der als Reaktion auf die brutale Niederschlagung eines Sitzstreiks durch die Armee zu einer „Bewegung des zivilen Ungehorsams“ aufgerufen hatte. Die Bereitschaftspolizei habe heute sofort auf die Blockade reagiert und Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt, sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur AFP. Die Demonstranten hätten fast alle Straßen von Bahari versperrt. „Sie halten die Bewohner sogar davon ab, zur Arbeit zu gehen“, sagte der Augenzeuge.

Die SPA bezeichnete die Protestform des zivilen Ungehorsams als „friedlichen Akt“, um die übermächtige Armee „in die Knie zu zwingen“. Sie erklärte, der Protest werde so lange andauern, bis das Militär die Macht an eine zivile Regierung übertrage.

Straßen wie leergefegt

Seit Tagen sind die Straßen in Khartum und der Stadt Omdurman am gegenüberliegenden Nil-Ufer wie leergefegt. Viele Bewohner blieben in ihren Häusern. In den meisten Vierteln fuhren keine Busse. Das Geschäftszentrum von Khartum blieb heute geschlossen, ebenso die meisten Geschäfte und Märkte in Omdurman.

Einsatzkräfte der von den Oppositionellen gefürchteten Bereitschaftspolizei RSF, die von Augenzeugen für die Auflösung des Protestlagers mit Dutzenden Toten am Montag verantwortlich gemacht wird, fuhren heute mit Maschinengewehren bewaffnet durch einige Stadtteile Khartums. Seit dem Sturz von Langzeitdiktator Omar al-Baschir im vergangenen Dezember finden in dem ostafrikanischen Land Massenproteste statt.