Jubel zur EU-Beitrittsunterzeichnung
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Votum für EU-Beitritt

25 Jahre gemeinsam statt einsam

Vor einem Vierteljahrhundert fand einer der folgenreichsten Tage in der Geschichte der Zweiten Republik statt. Nach jahrelangen Verhandlungen und einem hart gefochtenen Meinungsmatch traten 5,8 Millionen Österreicherinnen und Österreicher an die Urnen, um über den EU-Beitritt des Landes zu entscheiden. Und ihr Ergebnis war eindeutig: 66,6 Prozent stimmten für „gemeinsam statt einsam“ und ebneten den Weg in die EU.

Viele Österreicher freuen sich sichtlich über die positive EU-Volksabstimmung
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Österreichs Eingliederung in die EU war ein Langstreckenlauf. Schon 1989 gab es ein Beitrittsgesuch, doch jahrelang spießte es sich unter anderem an der Neutralität. Die Beitrittsverhandlungen starteten erst 1993 und wurden in den folgenden Monaten mit harten Bandagen geführt. Fragen zu Transit und Landwirtschaft galten als heikle Materie. Mehrfach wurde mit Abbruch gedroht.
Brigitte Ederer, Alois Mock und Wolfgang Schüssel
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Am 1. März 1994 dann der endgültige Durchbruch – und ein ikonischer Moment: Nach tagelangen Intensivgesprächen konnte das österreichische Verhandlerteam eine Einigung verkünden. Außenminister Alois Mock (ÖVP) drückte Europastaatssekretärin Brigitte Ederer (SPÖ) darob ein Busserl auf die Wange, Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel (ÖVP) sah zu.
Jubel nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses über den EU-Beitritt
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Dreieinhalb Monate später, am 12. Juni 1994, ging das Referendum über die Bühne. Das Interesse an der Schicksalsfrage war enorm: Die Beteiligung lag bei 82,3 Prozent. Rund 430.000 Wahlkarten wurden ausgegeben. 170 ausländische Journalistinnen und Journalisten ließen sich akkreditieren. Allein für den ORF waren 430 Personen im Dienst.
 Stimmabgaben der Landbevölkerung
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Vor der Volksabstimmung hatte freilich monatelang eine heftige, öffentliche Debatte über das Für und Wider des EU-Beitritts getobt. Die einen bewarben die EU unter dem zentralen Slogan „Gemeinsam statt einsam“, die anderen warnten vor einem Souveränitätsverlust. Die Komplexität der Debatte hatte Folgen: Bis zuletzt rechneten Meinungsforscher mit 25 bis 40 Prozent Unentschlossenen.
Jörg Haider bei EU-Kundgebung
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Zu den lautesten Gegnern gehörte der damalige FPÖ-Chef Jörg Haider. Die EU werde kaum über den EWR hinausgehende wirtschaftliche Vorteile, aber eine „politische Vereinnahmung“ bringen, so seine Argumentation. Einen Tag vor dem Referendum rief er seine Anhängerschaft am Favoritener Keplerplatz in Wien noch einmal zur Ablehnung des Beitritts auf – letztlich vergeblich. Daneben lagen übrigens auch die Grünen: „Es riecht nach Zwentendorf“, sagte der damalige Europasprecher Johannes Voggenhuber in Anspielung auf die Atomkraftwerkvolksbefragung.
Alois Mock gibt seine Stimme bei der EU-Volksabstimmung ab
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Aus Parteiperspektive fanden sich die lachenden Sieger des Abends bei der proeuropäischen Koalition aus SPÖ, ÖVP und dem Liberalen Forum. Doppelten Grund zu feiern hatte Alois Mock. Der bis heute als „Vater des EU-Beitritts Österreichs“ bekannte Politiker feierte am Abend des Referendums seinen 60. Geburtstag.
Ex-Bürgermeister Helmut Zilk inmitten von feiernden EU-Befürwortern
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„Große Befriedigung“ empfand auch der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ) über das unerwartet hohe Votum für einen EU-Beitritt. „Für meine Generation, die in den Trümmern aufgewachsen ist, war das immer ein Traum“, so Zilk.
Ottakringer-Chef Engelbert Wenckheim, Filmregisseur Franz Antel, Alt-Bundespräsident Kurt Waldheim und Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel
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Champagnerlaune auch bei Ottakringer-Chef Engelbert Wenckheim, Filmregisseur Franz Antel, Alt-Bundespräsident Kurt Waldheim und Wirtschaftsminister Schüssel. Der spätere Bundeskanzler sah einen „Sieg der Vernunft über die Hysterie“.
Franz Vranitzky, Alois Mock, Manfred Scheich und Ulrich Stacher
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Nicht einmal zwei Wochen nach dem Referendum unterzeichneten Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ), Bundespräsident Thomas Klestil und Außenminister Mock auf dem griechischen Korfu den Beitrittsvertrags mit der EU. Am 1. Jänner 1995 war dann alles fix: Österreich trat gemeinsam mit Schweden und Finnland der Union bei.