Brennender Öltanker im Golf von Oman
AP/ISNA/Iranian Students’ News Agency
USA und Iran

Säbelrasseln nach Angriffen auf Tanker

Nach den mutmaßlichen Attacken auf zwei Tanker im Golf von Oman herrscht weiter Rätselraten darüber, wer dafür verantwortlich sein soll. Auch die Angst vor einer bevorstehenden militärischen Eskalation nimmt zu. Für US-Präsident Donald Trump steht bereits fest: „Der Iran hat es getan.“ Am Freitag sprang ihm auch Großbritannien zur Seite. Der Iran wies jedoch jede Schuld von sich.

Auf die Frage des Senders Fox News, wie er weitere derartige Vorfälle verhindern wolle, sagte Trump am Freitag: „Wir werden sehen.“ Jeglicher Versuch, die für den weltweiten Ölhandel wichtige Straße von Hormus zu blockieren, werde nicht lange von Erfolg gekrönt sein. Nach den Worten des amtierenden US-Verteidigungsministers Patrick Shanahan bemühen sich die USA um einen internationalen Konsens. Dazu würden sie auch Geheimdienstinformationen weitergeben, wie es das Militär am Donnerstag bereits mit der Veröffentlichung eines Videos getan habe.

„Unsere eigene Einschätzung führt uns zu der Annahme, dass die Verantwortung für die Angriffe fast ganz sicher beim Iran liegt“, betonte auch der britische Außenminister Jeremy Hunt in einer Erklärung seines Ministeriums vom Freitagabend. Kein anderer Staat oder nicht staatlicher Akteur käme dafür vernünftigerweise in Betracht, betonte Hunt. Beweise aber legte der Minister ähnlich wie zuvor sein US-Kollege Mike Pompeo nicht vor.

Bild vom Sentinel-2-Satelliten der Europäischen Kommission zeigt den brennenden Öltanker zwischen der arabischen Halbinsel und dem Iran
AP/European Commission
Ein Satellitenbild zeigt den brennenden „MT Front Altair“-Tanker zwischen der arabischen Halbinsel (links) und dem Iran (rechts)

USA: Aufnahmen belasten Iran

Vorsichtiger gab sich die EU: „Wir sind dabei, die Lage zu bewerten und Informationen zu sammeln“, so ein ranghoher EU-Beamter in Brüssel. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sprach sich für unabhängige Untersuchungen aus. Der Iran hält die am Vortag von US-Außenminister Pompeo vorgebrachte Beschuldigung für „lächerlich, gleichzeitig aber auch besorgniserregend und gefährlich“, wie Außenamtssprecher Abbas Moussawi am Freitag laut der staatlichen Agentur IRNA sagte. Anstatt grundlose Unterstellungen zu verbreiten, sollte man eher herausfinden, wer von solchen Krisen am Golf am meisten profitiere.

Pompeo hatte den Iran verantwortlich gemacht und später ein vermeintliches Beweisvideo präsentiert, das nach der Explosion spielt. Es soll zeigen, wie ein Schnellboot des Typs „Gaschti“ der iranischen Revolutionsgarden auf den Tanker „Kokuka Courageous“ zufährt und die Besatzung eine nicht explodierte Haftmine vom Tankerrumpf entfernt.

US-Militär veröffentlicht Video

Das von den USA veröffentliche Video soll laut US-Militär den Angriff auf den Tanker „Kokuka Courageous“ zeigen. Laut den USA soll es ein Boot der iranischen Revolutionsgarden zeigen. (Quelle: APTN/US Central Command)

Der iranisch Außenminister Mohammed Dschawad Sarif warf den USA vor, die Öltankervorfälle als Vorwand zu nehmen. „Mit einem Fetzen an Indizien haben die USA sofort den Iran beschuldigt … damit ist klar, dass das amerikanischen B-Team auf Plan B und auf Sabotagediplomatie umgeschaltet hat“, schrieb Sarif auf Twitter. Mit dem B-Team meint Sarif die Mannschaft von US-Sicherheitsberater John Bolton, der nach Ansicht Teherans einen Regimewechsel im Iran plant und dafür sogar einen militärischen Konflikt provozieren würde.

Schäden im Schiff werden mit roten Pfeilen auf einem Foto gezeigt
AP/U.S. Central Command
Die USA präsentierten ein Bild, das laut ihren Angaben den Schaden an der „Kokuka Courageous“ zeigt.

China und Türkei warnen

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu warnte wie beispielsweise auch China vor übereilten Reaktionen und forderte eine ernsthafte Untersuchung. Die UNO-Vetomacht China rief alle Parteien zur Zurückhaltung auf. „Wir alle wollen keinen Krieg in der Golfregion“, sagte Außenamtssprecher Geng Shuang am Freitag in Peking. China sei besorgt über die jüngsten Spannungen im Nahen Osten. Alle Parteien sollten ihre Differenzen durch Dialog lösen und Frieden und Stabilität sichern. Die Sicherheit der Schifffahrt in den betreffenden Seegebieten müsse gewahrt werden.

Saudi-Arabien verurteilte die Angriffe und sprach von „Terroroperationen“. Das sunnitische Königreich sieht im schiitischen Iran einen Erzfeind und verschärft seit Wochen den Ton gegenüber Teheran. Es wirft dem Iran vor, sich in die Angelegenheiten arabischer Länder einzumischen und die Region zu destabilisieren. Riads Verbündeter USA hatte im vergangenen Jahr das Iran-Atomabkommen mit dem Iran einseitig gekündigt. Die US-Regierung setzt den Iran mit Wirtschaftssanktionen unter Druck.

Mysteriöse Umstände

Die genauen Umstände der schweren Zwischenfälle am Vortag blieben weiter mysteriös. Der japanische Betreiber eines der Schiffe bestritt, dass der Tanker von einem Torpedo getroffen wurde. Es habe zwei Angriffe im Abstand von einigen Stunden gegeben, sagte der Präsident der Firma Kokuka Sangyo in Tokio.

Yutaka Katada
AP/Jae C. Hong
Der japanische Reeder beschreibt den Angriff

Die Crew der „Kokuka Courageous“ habe vor der zweiten Explosion ein „fliegendes Objekt“ gesehen, das auf sie zugesteuert sei, erklärte er weiter. Am Donnerstag hatte er zunächst mitgeteilt, der Tanker sei von „einer Art Granate“ angegriffen worden. Das Schiff hat Methanol geladen und wird von der deutschen Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) gemanagt. Die 21-köpfige Besatzung sei auf den Tanker zurückgekehrt, teilte BSM in Singapur mit. Das Schiff soll nun in den Hafen Khor Fakkan in den Vereinigten Arabischen Emiraten geschleppt werden.

Bei den Zwischenfällen nahe der Küste des Iran waren am frühen Donnerstagmorgen zwei Tanker beschädigt worden. Das zweite der beiden Schiffe, die „Front Altair“ einer norwegischen Reederei, geriet nach Explosionen in Brand. Die norwegische Seefahrtsbehörde sprach von einem Angriff, was die Reederei zunächst nicht bestätigte. Auf dem norwegischen Tanker wurde das Feuer inzwischen gelöscht, wie die Reederei mitteilte.

USA schicken weiteres Kampfschiff in Region

Der Golf von Oman ist über die Straße von Hormus mit dem Persischen Golf verbunden. Die Straße von Hormus ist einer der wichtigsten Wasserwege weltweit, der vor allem für Öltransporte aus der Golfregion eine zentrale Rolle spielt. Fast ein Fünftel der Öltransporte weltweit geht durch die Straße von Hormus. Der Iran hatte wiederholt damit gedroht, diese Passage zu sperren, sollte er sein Erdöl wegen US-Sanktionen nicht verkaufen können.

Das US-Militär verlegte zuletzt unter anderem einen Flugzeugträgerverband und eine Bomberstaffel in die Region, was Sorgen vor einem militärischen Konflikt aufkommen ließ. Am Donnerstag wurde der Zerstörer „USS Mason“ in das Gebiet in Marsch gesetzt, in dem sich der mutmaßliche Angriff auf die beiden Tanker ereignet hatte. Auch die „USS Bainbridge“ war an Ort und Stelle, wie Centcom mitteilte.

Erst Mitte Mai waren vier Öltanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) attackiert worden. Saudi-Arabien machte den Iran und von ihm unterstützte Kräfte dafür verantwortlich. Der Iran wies die Vorwürfe zurück.