Trump kommt nächster Verteidigungsminister abhanden

Mitten in der Krise mit dem Iran kommt es zu einem erneuten Wechsel an der Pentagon-Spitze. Der geschäftsführende US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan will das Ressort doch nicht dauerhaft leiten. US-Präsident Donald Trump teilte gestern auf Twitter mit, Shanahan wolle den Prozess zur Nominierung als Verteidigungsminister nicht weiter verfolgen und stattdessen seiner Familie mehr Zeit widmen. Trump hatte den früheren Boeing-Manager erst vor wenigen Wochen als dauerhaften Chef des Verteidigungsministeriums nominiert.

Trump schrieb auf Twitter, Shanahan habe einen „wundervollen Job“ gemacht und herausragenden Dienste geleistet. Die geschäftsführende Leitung des Pentagons werde Mark Esper übernehmen. Dieser ist bisher „Secretary of the Army“ und damit der höchstrangige Zivilist im US-Heer, der direkt dem Verteidigungsminister unterstellt ist.

Schon zweiter Minister geht

Es handelt sich nun um den bereits zweiten Wechsel an der Spitze des Pentagons innerhalb rund eines halben Jahres. Der frühere Verteidigungsminister Jim Mattis war im Dezember aufgrund seiner ablehnenden Haltung zu Trumps Syrien-Kurs zurückgetreten, danach übernahm sein Stellvertreter Shanahan vorläufig das Ministeramt.

Unter Shanahans Leitung weiteten die US-Streitkräfte in den vergangenen Wochen ihre Präsenz in der Golfregion deutlich aus. Begründet wurde das von der US-Regierung mit einer angeblich vom Iran ausgehenden Bedrohung für die US-Truppen in der Region.

Gewalt in der Familie als Hintergrund?

Nach einem „Washington Post“-Bericht spielten für Shanahans Entscheidung offenbar frühere Gewalttaten in seiner Familie eine Rolle – sie wären bei den Anhörungen im Senat womöglich vor einer breiten Öffentlichkeit diskutiert worden. Shanahan sagte der Zeitung, das würde „das Leben meines Sohnes ruinieren“. Dem Bericht zufolge ging es unter anderem um einen Angriff des damals 17-jährigen gemeinsamen Sohnes auf die von Shanahan getrennt lebende Ehefrau mit einem Baseball-Schläger im November 2011.

Shanahan hatte seinen Sohn danach in Schutz genommen. Er sagte der „Washington Post“ in Gesprächen, er habe damals nicht gewusst, wie schwer die Verletzungen waren, die der Sohn der Mutter zugefügt hatte. Die Zeitung berichtete, bereits im August 2010 sei es zudem zu Gewalt zwischen Patrick Shanahan und seiner damaligen Ehefrau gekommen. Shanahans Darstellung zufolge habe ihn seine Ehefrau ins Gesicht und auf den Körper geschlagen. Sie habe der Polizei gegenüber angegeben, er habe ihr in den Bauch geschlagen. Die Gerichtsakte zur Scheidung habe später mehr als 1.500 Seiten umfasst.