Wahlkampfauftakt von Donald Trump
AP/John Raoux
Kampagne zu Wiederwahl

„Demokraten von Hass und Wut getrieben“

Mit scharfen Angriffen auf die Demokraten, einem neuen Slogan und markigen Worten hat US-Präsident Donald Trump offiziell seine Kampagne für die erhoffte Wiederwahl 2020 eingeläutet. Gemeinsam mit seinen Anhängern werde er „Amerika weiterhin großartig machen“ und dann dafür sorgen, dass es auch „wirklich großartig bleibt“, sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit).

Rund 20.000 Zuhörer und Zuhörerinnen jubelten ihm bei seinem Kampagnenauftakt in Orlando im US-Bundesstaat Florida zu. Unter ihm werde das Land besser dastehen als je zuvor – „und deswegen stehe ich hier vor euch, um offiziell meinen Wahlkampf für eine zweite Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu starten“.

Trump erklärte „Keep America Great“ (etwa: Sorgt dafür, dass Amerika toll bleibt) zu seinem neuen Wahlkampfmotto für 2020. In die Wahl 2016 war Trump mit dem Slogan „Make America Great Again“ gezogen. Trump nannte das den besten Wahlkampfslogan aller Zeiten. Das ausgegebene Ziel sei jedoch weitgehend erreicht.

Wahlkampfauftakt von Donald Trump
AP/John Raoux
Rund 20.000 Menschen waren bei Trumps Kampagnenstart zugegen.

„Sie werden auch zerstören“

„Wir werden nicht verlieren“, sagte Trump mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahl im November nächsten Jahres. „Ich werde euch niemals enttäuschen.“ Eindringlich warnte Trump vor einem Wahlsieg der Demokraten. „Unsere radikalen demokratischen Gegner sind von Hass, Vorurteilen und Wut getrieben“, sagte er. „Sie wollen euch zerstören, und sie wollen unser Land zerstören, wie wir es kennen.“

Die Demokraten wollten Amerika zu einem sozialistischen Staat machen, die US-Bürger ihrer Grundrechte berauben und die Grenzen für illegal Einwandernde öffnen, behauptete Trump. Er werde nicht zulassen, dass es dazu komme. Der Präsident mahnte zugleich, es stehe viel auf dem Spiel, und rief seine Anhängerinnen und Anhänger eindringlich dazu auf, wählen zu gehen.

Medien bezeichnete er erneut als „Fake News“. Mit Blick auf den Vorwurf einer russischen Einmischung in den US-Wahlkampf 2016 präsentierte sich Trump wieder als Opfer einer Kampagne politischer Gegner: „Wir haben die größte Hexenjagd der politischen Geschichte hinter uns.“ Trotz schlechter Umfragewerte zeigte sich Trump siegesgewiss. Er stellte ein „Erdbeben an den Wahlurnen“ in Aussicht. „Wir haben es einmal gemacht und wir werden es wieder tun.“

Wahlkampfauftakt von Donald Trump
AP/John Raoux
Trumps Gattin Melania war mit auf der Bühne

Der „beste US-Präsident aller Zeiten“

Neben seinen gewohnt teils untergriffen Attacken auf die Demokraten und die Medien spulte Trump in der mehr als einstündigen Rede größtenteils sein übliches Repertoire an Wahlkampfbotschaften ab und stellte sich laut Kritikern selbst als den besten und erfolgreichsten US-Präsidenten aller Zeiten dar.

Trump sagte, keine andere US-Regierung habe derart viel erreicht wie seine in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Die Wirtschaft stehe besser da denn je, die Arbeitslosigkeit sei auf einem historischen Tief, und international seien die USA wieder respektiert. Die Zukunft sei noch nie derart rosig gewesen.

Trump begeistert seine Fans

US-Präsident Donald Trump will wiedergewählt werden. Bei seinem Auftritt in Florida weiß er sich zu inszenieren. Trump setzt auf Altbekanntes – mit leichten Abwandlungen. (Videoquelle: AP)

Kein politisches Programm genannt

„Der amerikanische Traum ist zurück“, sagte Trump. „Er ist größer und stärker und besser denn je.“ Mit konkreten Aussagen zu seiner künftigen politischen Agenda hielt er sich aber zurück. Kritiker sprachen von „Worthülsen“. Trump wurde in Florida von Vizepräsident Mike Pence, dessen Ehefrau Karen und First Lady Melania Trump begleitet.

Sein Stellvertreter Pence sagte: „Wir haben 2016 Geschichte geschrieben und wir werden wieder Geschichte schreiben.“ Auch Trumps Familie, Mitglieder seiner Regierung und einige republikanische Senatoren waren bei dem Wahlkampfauftakt dabei.

Amway Center
Reuters/USA TODAY Sports/Reinhold Matay
Der Ort des Auftakts: das Amway Center in Orlando

Florida der größte „Swing-State“

Dass Trumps Team als Ort dafür Florida wählte, ist kein Zufall. Der Staat im Süden gilt als Schlüssel zum Wahlsieg. Mit 29 Wahlmännern ist Florida gemeinsam mit New York der drittgewichtigste Bundesstaat im US-Wahlsystem nach Texas und Kalifornien – und mit Abstand der größte „Swing-State“. Darunter versteht man die Bundesstaaten, in denen ungewiss ist, ob die Demokraten oder Republikaner dort siegen werden.

ORF-Korrespondent David Kriegleder aus Orlando

Nach dem Kampagnenauftakt in Florida und den ersten Ansagen von Trump in Richtung Demokraten wird ein langer und brutaler Wahlkampf erwartet, erläutert ORF-Korrespondent David Kriegleder.

Um Trump herauszufordern, bewerben sich mehr als 20 Demokraten um die Kandidatur ihrer Partei. Namentlich nannte Trump nur die beiden bisher aussichtsreichsten demokratischen Bewerber: den früheren Vizepräsidenten Joe Biden und den unabhängigen Senator Bernie Sanders, der sich schon 2016 um die Kandidatur für die Demokraten bemüht hatte. Beide potenziellen Herausforderer bedachte Trump mit den üblichen Schmähungen: Sanders nannte er den „verrückten Bernie“ („Crazy Bernie“), Biden den „schläfrigen Joe“ („Sleepy Joe“).