Vor Istanbul-Wahl: Erdogan verdächtigt Ausland

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verdächtigt ausländische Kräfte, bei der Neuwahl des Bürgermeisters von Istanbul am Sonntag die Hände im Spiel zu haben. „Warum interessieren sich so viele Kreise im Ausland so sehr dafür, wer Istanbul führen wird?“, fragte er heute in einer Wahlkampfrede im Istanbuler Stadtviertel Sancaktepe.

„Kümmern wir uns etwa darum, wer Bürgermeister in London, Berlin, Paris, Wien, Amsterdam oder Brüssel wird? Das bedeutet, da steckt etwas dahinter.“ Erdogan warf zudem dem aussichtsreichen Kandidaten Ekrem Imamoglu von der größten Oppositionspartei CHP vor, aus dem Ausland und von Terroristen unterstützt zu werden.

Imamoglu landete knapp vor AKP-Kandidaten

Bei der Kommunalwahl am 31. März hatte Imamoglu zunächst überraschend und knapp vor dem Kandidaten der Regierungspartei AKP von Erdogan, Ex-Ministerpräsident Binali Yildirim, gewonnen. Die AKP hatte in Istanbul lange das Machtmonopol. Die Wahlkommission annullierte nach Anträgen der AKP das Ergebnis aber wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten und setzte die Wiederholung der Wahl für den 23. Juni an. Die Entscheidung stieß international auf Kritik.

Der bis vor wenigen Wochen unbekannte Lokalpolitiker Imamoglu war mit seinem Überraschungssieg gegen die AKP zum Shootingstar der türkischen Politik geworden. Für Erdogan-Verdrossene steht er nun als Symbol dafür, dass politischer Wandel möglich ist.