Vor Istanbul-Wahl: Erdogan will Ergebnis anerkennen

Vor der mit Spannung erwarteten Neuwahl des Bürgermeisters in Istanbul am Sonntag hat Präsident Recep Tayyip Erdogan Umfragen angezweifelt, die den Kandidaten der Oppositionspartei CHP vorne sehen. Erdogan kündigte aber an, das Wahlergebnis zu akzeptieren.

In einer seltenen direkten Zusammenkunft mit internationalen und lokalen Journalisten in Istanbul sagte er, die Daten seien „vollkommen manipulativ und auf Bestellung gemacht“ worden. „Es gibt Umfragen, die das genaue Gegenteil sagen“, sagte Erdogan. Die wirkliche Umfrage finde erst am Wahltag statt.

Oppositionskandidat deutlich vor AKP-Kandidaten

Das bekannte Meinungsforschungsinstitut Konda hatte gestern Daten veröffentlicht, wonach Ekrem Imamoglu von der Mitte-links-Partei CHP auf 49 Prozent der Stimmen kommt. Er hätte damit einen Vorsprung von 8,1 Prozentpunkten auf seinen Herausforderer von der Regierungspartei AKP, Ex-Ministerpräsidenten Binali Yildirim. Der kommt demnach auf 40,9 Prozent der Stimmen.

Auch mehrere andere Institute sahen den Oppositionskandidaten vorne. Allerdings sind Umfragen in der Türkei mit Vorsicht zu nutzen, weil Institute nicht selten politisch motiviert sind.

Bei der Kommunalwahl in Istanbul hatte am 31. März Imamoglu überraschend den Bürgermeisterposten knapp vor Yildirim gewonnen. Istanbul war lange ein Machtzentrum der AKP. Die Wahl muss wiederholt werden, weil die Wahlbehörde das Ergebnis nach Einsprüchen der AKP Anfang Mai für ungültig erklärt hatte. Es sind rund zehn Millionen Istanbuler wahlberechtigt.