Hongkonger Polizei prangert Proteste vor Hauptquartier an

Die Polizei in Hongkong hat die Belagerung ihres Hauptquartiers durch Demonstrierende als „illegal und unvernünftig“ bezeichnet und die Verfolgung der Anführer angekündigt. Die Polizei habe „größte Toleranz“ gegenüber den Demonstrierenden walten lassen, die sich vor dem Hauptquartier versammelt hätten, erklärte die Behörde heute.

Ihre Art der Meinungsäußerung sei jedoch „illegal, unvernünftig und unverschämt“ geworden. „Die Polizei wird diese illegalen Aktivitäten streng verfolgen.“

„Schande über Polizeischläger“

Gestern waren erneut Tausende Menschen durch die Straßen der Finanzmetropole gezogen und hatten in Sprechchören die Freilassung festgenommener Mitstreiter verlangt. Studentenvertreter und Oppositionsgruppen hatten dazu aufgerufen, sich vor dem Parlament und dem Regierungskomplex zu „Picknicks“ zu treffen. Die hauptsächlich jungen Menschen blockierten zunächst die Hauptverkehrsader Hongkongs, bevor sie zum Polizeihauptquartier weiterzogen.

Demonstranten in Hong Kong
AP/Vincent Yu

Dort forderten sie die Freilassung von festgenommenen Regierungsgegnern sowie Ermittlungen zur Polizeigewalt während der Proteste. Viele der meist schwarz gekleideten Demonstrierenden trugen Masken und riefen „Lasst die Unschuldigen frei“ und „Schande über Polizeischläger“.

Größte Proteste seit 1997

In Hongkong finden seit dem 9. Juni die größten Proteste seit der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China im Jahr 1997 statt. Am Sonntag gingen nach Angaben der Organisatoren mehr als zwei Millionen Menschen auf die Straße.

Der Unmut richtete sich zu Beginn vor allem gegen ein Gesetzesvorhaben, das Auslieferungen auch an Festland-China ermöglichen würde. Kritiker fürchten, dass vor chinesischen Gerichten dann auch politischen Gegnern der Prozess gemacht werden könnte.

Beobachter sehen in der Protestbewegung inzwischen den Ausdruck eines generellen Grolls gegenüber der Regierung und Peking. Nach dem Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ wurden der früheren britischen Kronkolonie eigentlich bis 2047 politische Grundrechte wie Meinungs- und Pressefreiheit zugesichert, die in China nicht gelten. Angesichts der Entwicklung in den vergangenen Jahren sehen viele Hongkonger diese Freiheiten in Gefahr.