Regierungspartei will Georgiens Wahlsystem ändern

Nach den Massenprotesten in der früheren Sowjetrepublik Georgien soll das Wahlsystem geändert werden. Das schlug die Regierungspartei Georgischer Traum heute vor und ging damit auf eine Forderung der Demonstranten ein. Bei der für nächstes Jahr angesetzten Wahl sollten die Parlamentssitze nach dem Verhältniswahlrecht vergeben werden, wie die Partei mitteilte.

Ursprünglich sollte das erst ab 2024 gelten. Bisher galt in der Südkaukasus-Republik ein kompliziertes Wahlsystem, was aus Sicht der Demonstranten Oligarchen half, einflussreich zu bleiben. Georgischer Traum ist selbst eine Gründung des Oligarchen Bidsina Inwanischwili, der auch ohne offizielle Funktion die Fäden der georgischen Politik ziehen soll.

Seit Tagen Proteste

Seit Donnerstag gibt es in der Hauptstadt Tiflis Proteste. Am Wochenende flauten sie ab. Gestern Abend sprachen Beobachter von mehreren hundert Teilnehmern. Für heute waren erneut Aktionen geplant. In der Nacht auf Freitag waren bei Ausschreitungen mehr als 200 Menschen verletzt und rund 300 festgenommen worden.

Auslöser der Proteste war die Anwesenheit einer russischen Delegation im Parlament in Tiflis, die an einer Tagung der Interparlamentarischen Versammlung der Orthodoxie teilnahm. Die Demonstranten warnten davor, dass Moskau mehr Einfluss in Georgien nehmen könnte. 2008 gab es einen kurzen Krieg zwischen beiden Ländern. Dabei hatte die Republik ihre abtrünnigen Gebiete Abchasien und Südossetien endgültig verloren.

Moskau beklagte nach den Protesten eine russlandfeindliche Stimmung und verhängte ein Verbot von Direktflügen zwischen beiden Ländern. Es soll ab dem 8. Juli für eine unbestimmte Zeit gelten.