Saudi-Arabien bremst bei Bonner Klimakonferenz

Saudi-Arabien hat bei der UNO-Klimakonferenz in Bonn teilweise mit Unterstützung der USA wissenschaftliche Erkenntnisse zur Erderwärmung angezweifelt und sich bei den Beratungen als Bremser betätigt. Die Vertreter Saudi-Arabiens wandten sich gegen einen Bericht, der hervorhebt, wie wichtig es sei, den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen.

„Saudi-Arabien, die USA und der Iran bilden hier eine unheilige Allianz der Wissenschaftsleugner“, sagte der deutsche Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser heute. „Dieser Report des Weltklimarats ist so unmissverständlich in seiner Botschaft – jeder Widerspruch dagegen klingt wie verantwortungslose Ignoranz.“

Der Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig bestätigte: „Saudi-Arabien ist der Hauptakteur dieser Attacke gegen die Wissenschaft, in einigen Aspekten sind ihnen aber auch die USA zur Seite gesprungen.“ Michael Schäfer vom WWF kritisierte das wiederholte Infragestellen wissenschaftlicher Erkenntnisse: „Es ist unverantwortlich, vor den Fakten weiter die Augen zu verschließen.“

Kaum Vorankommen bei Umsetzung des Klimaabkommens

Kaum weitergekommen sind die Unterhändler bei den Marktmechanismen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Dabei geht es darum, dass Länder Klimaschutzmaßnahmen in anderen Ländern finanzieren können und dafür im eigenen Land weniger tun müssen. Der klimapolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Lukas Köhler, forderte, bei der Weltklimakonferenz in Chile müssten „klare Regeln beschlossen werden, die insbesondere die doppelte Abrechnung von CO2-Einsparungen verhindern“.

Befürchtet wird, dass die jeweilige Einsparung zweimal gezählt wird: in dem Land, in dem sie erfolgt, und dort, wo sie finanziert wird. Einige Länder wie Brasilien wollten hier möglichst laxe Regeln durchsetzen, sagte Oxfam-Experte Kowalzig. Greenpeace-Chef Kaiser kritisierte: „Keine Regierung darf sich einbilden, mit ein paar Waldprojekten oder Solarparks im Ausland eigene Sofortmaßnahmen für ein schnelles Senken des CO2-Ausstoßes ersetzen zu können.“

="Jeder muss sich ändern"==

Zehn Tage haben die UNO-Klimaexperten und -expertinnen in Bonn beraten, um die Weltklimakonferenz in Chile vorzubereiten – und die meiste Zeit war es ungewöhnlich heiß. Nach Einschätzung der chilenischen Umweltministerin Carolina Schmidt lässt die derzeitige Hitzewelle die Folgen des Klimawandels sehr konkret spürbar werden. „Das ist nicht etwas, was in 100 Jahren passiert, es ist etwas, was wir jetzt schon erfahren“, sagte die Präsidentin der nächsten Weltklimakonferenz im Dezember in Santiago de Chile.

„In Chile leiden wir seit fast zehn Jahren unter Trockenheit. Das betrifft 70 Prozent unserer Bevölkerung. Wir beobachten, dass auf der ganzen Welt das Thema Wasser sehr wichtig wird.“ Die chilenische Politikerin hat deshalb kürzlich ein Video aufgenommen, das sie unter der Dusche zeigt: Damit will sie dafür werben, nur einmal am Tag und höchstens drei Minuten lang zu duschen.

Die Bekämpfung des Klimawandels sei nicht nur eine Aufgabe für Regierungen, betonte Schmidt. „Jeder muss sich ändern. Und ich glaube, viele Menschen sind dazu jetzt auch bereit, weil sie sehen, wie der Klimawandel ihr Leben beeinflusst.“ Sie sei dankbar dafür, dass etwa in Deutschland so viele junge Leute für „Fridays for Future“ auf die Straße gingen, „denn das bringt Regierungen dazu zu handeln“.