Löwenstatue in Babylon
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UNESCO

Antikes Babylon nun Weltkulturerbe

Die antike Ruinenstadt Babylon im Irak steht nun auf der Welterbeliste der UNESCO. Das UNO-Komitee erkannte am Freitag bei seiner Tagung in Baku den außergewöhnlichen und universellen Wert der Stadt aus dem Altertum an.

Babylon mit der Residenz des sagenumwobenen Königs Nebukadnezar II. (etwa 604 bis 562 v. Chr.) war eine der wichtigsten Stätten des Altertums. Sie liegt rund 100 Kilometer südlich von Bagdad am Euphrat. Der Komplex umfasst zehn Quadratkilometer, von denen bisher nur etwa 18 Prozent freigelegt wurden. Die befestigte Stadt aus Lehmziegelgebäuden ist bekannt für ihre hängenden Gärten, den sprichwörtlich gewordenen Tempelturm und das Ischtar-Tor.

Zwischen 2003 und 2004 nutzten polnische und US-Truppen das Gelände in der Nähe der uralten Stadt als Stützpunkt. Dabei kam es zu enormen Schäden. Jahrzehntelang versuchte die irakische Regierung, die Ruinenstadt zum Weltkulturerbe zu machen.

Babylon
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Babylon war eine der wichtigsten Stätten des Altertums

„Was ist die Welterbeliste ohne Babylon?“

Nach der Abstimmung am Freitag lud eine erleichterte irakische Delegation alle Delegierten ein, „Babylon, die Wiege der Zivilisation, zu besuchen“. „Was ist die Welterbeliste ohne Babylon?“, hatte der irakische Vertreter im UNESCO-Komitee vor schon der Abstimmung seine Position bekräftigt.

Die Geschichte der Menschheit könne nicht ohne das früheste der alten Kapitel erzählt werden. Die Aufnahme ins Weltkulturerbe werde die Erforschung und Entwicklung der antiken Stätte begünstigen, fügte er hinzu. Auf die Liste des gefährdeten Welterbes kam Babylon indes nicht. Die UNESCO-Kommission entschied sich auch nach Protesten des Irak dagegen, obwohl die Stätte in „extrem gefährdetem Zustand“ sei, wie betont wurde.

Von Island bis in die Antarktis

Insgesamt kamen am Freitag sieben neue Stätten auf die Liste mit schützenswerten Schätzen der Erde, darunter der Nationalpark Vatnajökull auf Island. Aufgenommen wurden auch die historischen Stätten der Eisenverhüttung in Burkina Faso sowie die Schutzgebiete für Zugvögel an der Küste des Gelben Meeres in China im Golf von Bohai.

Ishtar-Tor in Babylon
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Die irakische Delegation pries Babylon als „die Wiege der Zivilisation“ an

Das Gütesiegel der Kulturorganisation der UNO gilt jetzt außerdem für das historische Zentrum der brasilianischen Küstenstadt Paraty und vier Naturschutzgebiete des Regenwalds. Im Iran haben es die Hyrkanischen Laubwälder entlang der Küste des Kaspischen Meeres auf die Liste geschafft; im Indischen Ozean die zu Frankreich gehörenden Süd- und Antarktisgebiete; in Albanien ein Natur- und Kulturerbe, das die bereits seit 1979 geführte Ohrid-Region in Nordmazedonien ergänzt.

Venedig nicht auf „roter Liste“

Die UNESCO-Konferenz in Baku läuft noch bis kommende Woche. Bereits am Donnerstag gab es eine Entscheidung betreffend Venedig. Die Lagunenstadt werde von der UNESCO nicht auf die Liste der gefährdeten Welterbestätten gesetzt, wie Italiens Kulturminister Alberto Bonisoli erklärte.

Damit gab die UNESCO dem Druck einiger italienischer Verbände, darunter die Denkmal- und Umweltschutzvereinigung Italia Nostra, nicht nach, die darauf gedrängt hatten, Venedig als gefährdet einzustufen. Die Zerstörung Venedigs könne nur noch durch ein starkes symbolisches Zeichen wie den Eintrag in die rote Liste der UNESCO gestoppt werden, meinte der Verband, der sich mit einem Schreiben an die UNO-Kulturschutzorganisation gewandt hatte.

UNESCO sieht weiter Gefahr für Wiener City

Das „Historische Zentrum von Wien“ bleibt unterdessen weiter auf der roten Liste des gefährdeten Welterbes. Hintergrund ist das umstrittene, vorerst auf Eis liegende Projekt zur Neugestaltung des Heumarkts – mehr dazu in wien.ORF.at.