Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel währen einer Pressekonferenz
APA/AFP/Tobias Schwarz
„Keine Sorge“

Merkel beruhigt nach drittem Zitteranfall

Nach ihrer dritten Zitterattacke in gut drei Wochen hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betont, dass es ihr gutgehe. „Man muss sich keine Sorgen machen“, sagte sie am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit dem finnischen Ministerpräsidenten Antti Rinne. Auf Nachfrage betonte Merkel, sie sei „ganz fest davon überzeugt, dass ich gut leistungsfähig bin“.

Merkel begründete den Anfall damit, dass sie immer noch in der „Verarbeitungsphase“ des Anfalls Mitte Juni beim Empfang des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski sei. „Die ist offensichtlich noch nicht ganz abgeschlossen, aber es gibt Fortschritte“, sagte Merkel.

Auf die Nachfrage, ob die Öffentlichkeit nach dem dritten Vorfall innerhalb weniger Wochen Anspruch habe zu erfahren, wie es ihr gehe, antwortete Merkel zurückhaltend. „Ich denke, dass meine Aussage, dass es mir gutgeht, Akzeptanz finden kann.“ Sie sei im Prozess, das damalige Ereignis zu verarbeiten. „Und ich glaube, dass es so, wie es gekommen ist, eines Tages auch vergehen wird. Aber es ist noch nicht so weit“, sagte die deutsche Kanzlerin.

Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und finnischer Premierminister Antti Rinne
Reuters/Hannibal Hanschke
Merkel zitterte beim Besuch des finnischen Ministerpräsidenten Rinne zum dritten Mal – und geht offen damit um

Beim Abspielen der Hymnen

Bei den militärischen Ehren für Rinne im Ehrenhof vor dem Kanzleramt in Berlin zitterte Merkel beim Abspielen der Hymnen. Sobald sie sich bewegte, hörte das Zittern wieder auf. Merkel hatte in den vergangenen Wochen in der Öffentlichkeit bereits zweimal Zitteranfälle. Beide Male betonte auch Regierungssprecher Steffen Seibert, dass es ihr gutgehe.

Merkel zittert zum dritten Mal

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zitterte bereits das dritte Mal bei einem öffentlichen Auftritt. Ihren Ausführungen nach steckt kein gesundheitliches Problem dahinter. (Videoquelle: APTN)

Der erste Anfall beim Empfang Selenskis war von Merkel mit der großen Hitze und Wassermangel erklärt worden. Nach der Wiederholung wenige Tage später hatte Merkel lediglich gesagt: „Ich bin überzeugt, so wie diese Reaktion aufgetreten ist, so wird sie auch wieder vergehen.“

„Psychologisch-verarbeitender Prozess“

Die Frage, was hinter den Zittervorfällen stecke und ob sie deswegen einen Arzt konsultiert habe, beantwortete die deutsche Kanzlerin nicht. Sie könne die Frage verstehen, sagte sie vor Journalisten am Rande des G-20-Gipfels im japanischen Osaka. „Ich habe aber nichts Besonderes zu berichten. Sondern mir geht es gut.“

Beim zweiten Mal wurde als Grund ein psychisches Problem genannt: Merkel habe so sehr daran gedacht, dass sie ein neues Zittern vermeiden wolle, dass genau das eingetreten sei – „also ein psychologisch-verarbeitender Prozess“, hatte damals ein Regierungsvertreter gesagt.

Die „Stuttgarter Zeitung“ und die „Stuttgarter Nachrichten“ hatten aus Regierungskreisen berichtet, Merkels zweiter Zitteranfall sei psychisch bedingt gewesen. Es sei kein gesundheitliches Problem, sondern Kopfsache. „Die Erinnerung an den Vorfall in der letzten Woche führte zu der Situation heute, also ein psychologisch-verarbeitender Prozess.“ Merkel wird in der kommenden Woche 65 Jahre alt.

Helmut Schmidt wurde fast 100-mal bewusstlos

Dass das politische Leben die Gesundheit angreifen kann, hatte der deutsche Altkanzler Helmut Schmidt 2014 freimütig bei einer Veranstaltung der deutschen Wochenzeitung „Zeit“ erklärt. Er sei vermutlich annähernd 100-mal bewusstlos geworden, so Schmidt laut „Süddeutscher Zeitung“, „manchmal nur sekundenweise, manchmal aber auch minutenlang“. Das habe ihn aber nicht davon abgehalten, „seine politische Pflicht zu tun“, wurde er von der Zeitung weiter zitiert.

14 bis 16 Arbeitsstunden am Tag seien für einen hauptamtlichen Politiker wie ihn die Regel gewesen. Diese Arbeitsbelastung sei auch bei Helmut Kohl, Willy Brandt und Franz Josef Strauß an der Tagesordnung gewesen, so Schmidt weiter. „Bei Angela Merkel ist es genauso“, so Schmidt 2014 in dem Interview. Er habe das gesundheitliche Risiko dafür in Kauf genommen.