Beinhäuser auf deutschem Friedhof in Vatikan entdeckt

Nachdem die Suche nach der vor 36 Jahren verschwundenen Tochter eines Vatikan-Angestellten, Emanuela Orlandi, auf einem deutschen Pilgerfriedhof in Rom am Donnerstag ergebnislos geblieben war, hat der Vatikan eine Kontrolle auf dem Gelände durchgeführt. Dabei wurden zwei Beinhäuser entdeckt. Diese wurden versiegelt, die Knochen sollen jetzt untersucht werden, wie der Vatikan mitteilte.

Friedhof im Vatikan
AP/Gregorio Borgia

Am kommenden Samstag soll es auf dem Friedhof weitere Untersuchungen geben, sagte der interimistische Vatikan-Sprecher Alessandro Gisotti gestern. Aus einer Prüfung der Dokumente sei hervorgegangen, dass in den 1960er und 70er Jahren Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten auf dem deutschen Friedhof durchgeführt worden waren, berichtete Gisotti.

Anonymer Hinweis

Auf der Suche nach den Überresten Orlandis waren die Gräber von zwei deutschen Prinzessinnen geöffnet worden. Die Gruften waren leer, was Fragen über die Überreste der dort angeblich begrabenen Frauen aufwarf. Wohin diese verschwunden seien, ist noch unklar. Auch das Schicksal der seit Juni 1983 vermissten Orlandi bleibt weiter ungewiss.

Die 15-jährige Tochter eines Vatikan-Angestellten war am 22. Juni 1983 nicht vom Musikunterricht heimgekehrt. Der Fall gilt als eines der größten Rätsel in der jüngeren italienischen Kriminalgeschichte. Vor einem Jahr erhielt die Anwältin der Familie einen mit einem Foto versehenen anonymen Hinweis, wonach die Überreste der Verschwundenen angeblich auf dem Pilgerfriedhof verscharrt seien.

Daraufhin setzte sie bei der Vatikan-Justiz eine Öffnung der beiden Gräber durch. Die Familie hatte das Bild eines Grabsteins mit einer Engelstatue auf dem Pilgerfriedhof zugesandt bekommen. Der kleine Friedhof ist normalerweise der letzte Ruheort für deutschsprachige Mitglieder katholischer Institutionen im Vatikan.