Militärparade in Paris
Reuters
Frankreich

Militärparade als Wink für Trump

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die heurige Militärparade zum Nationalfeiertag ganz bewusst umfunktioniert: Sie war eine Demonstration einer europäischen Verteidigungspolitik – und damit ein Appell an Europa und zugleich ein Wink an US-Präsident Donald Trump.

Mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel verfolgten am Sonntag Vertreter von insgesamt zehn EU-Ländern an der Seite von Macron die große Militärparade zum 14. Juli in Paris. Macron wollte mit der Parade die militärische Schlagkraft Europas demonstrieren – auch gegenüber US-Präsident Donald Trump, der vor zwei Jahren in Paris zu Gast war.

Trump hatte wiederholt die europäischen NATO-Partner wegen ihres mangelnden Beitrags kritisiert. Von Frankreich kopierte er erst vor wenigen Tagen die Idee der Militärparade, die am 4. Juli in Washington über die Bühne ging und dort nicht zuletzt für Kritik und Verwirrung sorgte. Mit dem Umfang der Parade – unter anderem kam ein Flyboard zum Einsatz – konnte Macron Trump wohl übertrumpfen, was diesen durchaus ärgern könnte.

Militärparade in Paris
Reuters/Charles Platiau
Einer der Höhepunkte der heurigen Show war die Vorführung des Flyboards

Allianz steckt in Kinderschuhen

Die Machtdemonstration kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bisher keine europäische Verteidigungspolitik gibt. Diese ist über einige wenige Kooperationsprojekte nicht hinausgekommen. Frankreich, Deutschland und eine Reihe anderer EU-Staaten hatten sich im vergangenen Jahr auf eine Militärallianz verständigt. Sie soll über eine deutlich engere Zusammenarbeit zwischen den Generalstäben zu einer schnelleren militärischen Reaktion in Krisenlagen führen.

Dem rein europäischen militärischen Bündnis haben sich bisher zehn Staaten angeschlossen. Den Vorschlag für die Interventionsinitiative hatte Macron gemacht. Er will mit dem Bündnis auch sicherstellen, dass die Atommacht Großbritannien nach dem geplanten EU-Austritt Teil einer europäischen Verteidigungsgemeinschaft bleibt.

Noch nie seit 1945 war Europa „so notwendig“

Der Aufbau einer gemeinsamen europäischen Verteidigung in Verbindung mit der NATO habe für Frankreich Priorität und sei der rote Faden der Feierlichkeiten an diesem 14. Juli, sagte Macron. Die Fähigkeit zum gemeinsamen Handeln zu stärken sei eine Herausforderung, welche die Europäische Interventionsinitiative angehen möchte. „Noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Europa so notwendig“, so der französische Staatschef.

Militärparade in Paris
AP/Michel Euler
Auch heuer lieferte die Parade wieder beeindruckende Bilder

Gerät und Mannschaften aus vier Ländern

Insgesamt marschierten rund 4.300 Soldaten auf, ferner waren fast 200 Fahrzeuge, 237 Pferde, 69 Flugzeuge und 39 Hubschrauber zu sehen. Sie kamen aus Frankreich, Deutschland, Spanien und Großbritannien.

Die deutsche Bundeswehr beteiligte sich mit Soldaten der deutsch-französischen Brigade, Kampfhubschraubern und einem Transportflugzeug vom Typ A400M. Zum Auftakt der Militärschau wurde auch ein deutsch-französischer Armeeroboter gezeigt. Merkel fühlte sich „geehrt“ durch die Einladung und nannte die Parade „eine große Geste in Richtung der europäischen Verteidigungspolitik“. Vor 25 Jahren waren erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten bei der Pariser Parade mitmarschiert.

Militärparade in Paris
Reuters/Pascal Rossignol
Ehrengäste waren unter anderen EU-Kommmissionspräsident Jean-Claude Juncker, der niederländische Regierungschef Mark Rutte und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel

Flyboard als Attraktion

Besondere Attraktion der Parade war in diesem Jahr die Präsentation eines Flyboard Air – einer fliegenden Einmannplattform mit Miniaturdüsentriebwerken, die künftig militärisch genutzt werden soll. Der französische Jetski-Weltmeister Franky Zapata überflog mit dem Gerät rund eine Minute lang die Champs-Elysees in der Nähe der Ehrentribüne mit Macron und den anderen Staatsgästen.

Dutzende Festnahmen

Vor der Parade hatte Macron mit Generalstabschef Francois Lecointre die Truppen in einem offenen Militärjeep fahrend inspiziert. Beim Eintreffen des Staatschefs waren Pfiffe von Vertretern der Protestbewegung der „Gelbwesten“ zu hören.

Rund 40 „Gelbwesten“ wollten sich gewaltsam Zugang zu den Champs-Elysees verschaffen, wurden aber von Sicherheitskräften abgedrängt, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Zwei prominente Vertreter wurden nach AFP-Informationen in Gewahrsam genommen. Insgesamt gab es nach Angaben der Sicherheitskräfte rund 150 vorläufige Festnahmen. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Demonstranten zu zerstreuen

Ausschreitungen am Rande der Militärparade in Paris
APA/AFP/Kenzo Tribouillard
Weniger festlich waren die Ausschreitungen danach

Jahrestag des Anschlags von Nizza

Die Parade fand unter extrem hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Auch Soldaten der Anti-Terror-Einheit waren im Einsatz. Die Erinnerung an den Anschlag von Nizza vor zwei Jahren ist in Frankreich noch wach: 2017 hatte ein Islamist nach den Feierlichkeiten zum 14. Juli einen Lastwagen in die Menge gelenkt und 86 Menschen getötet.

Mit der traditionellen Militärparade wird an den Jahrestag des Sturms auf die Bastille erinnert. Dieser gilt als Auftakt zur Französischen Revolution von 1789. Nach der Militärparade lud Macron die Gäste zu einem gemeinsamen Mittagessen in den Elysee-Palast. Daran nahmen unter anderem auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und EU-Kommissionschef Juncker teil.

Auch Frankreich will Weltraumtruppe

Am Vorabend des Nationalfeiertags hatte Macron den Aufbau eines französischen militärischen Raumfahrtkommandos angekündigt. Das Kommando werde ab September bei der Luftwaffe angesiedelt, diese werde später zu „Luft- und Weltraumstreitkräften“ ausgeweitet, sagte Macron während eines traditionellen Militärempfangs.

Macron reagiert mit seinem Vorstoß auf den wachsenden Wettlauf Chinas, Russlands und der USA um die Vormacht im All. Auf Wunsch von US-Präsident Trump arbeitet das US-Verteidigungsministerium bereits an Plänen für den Aufbau einer „Space Force“ als Teil der US-Streitkräfte.