Ein Vorfall von voriger Woche ließ Spaniens Boulevardpresse einmal mehr aufhorchen, als Felipe seine Ehefrau vor laufenden Kameras zurechtwies. Bei einer Audienz im Madrider Zarzuela-Palast folgte sie Felipe nicht sofort in den Saal, wie es das Protokoll vorsah, sondern erst mit Verzögerung und abgelenkt. Felipe rüffelte sie anschließend für alle Anwesenden offensichtlich. Eine kleine Verfehlung, die am nächsten Tag unbarmherzig ausgeschlachtet wurde. Schnell kam die Frage auf, ob es Letizias Absicht war, gegen die Etikette zu handeln.
Letizia, die als Königin ohnehin unter ständiger Beobachtung steht, werden keine Fehler vergeben. Die Klatschpresse richtet sich dabei nach dem Urteil der Bevölkerung, die mit Letiza auch 15 Jahre nach der Hochzeit nicht warm geworden ist.
„Du wirst die Monarchie ruinieren“
Leicht hatte es Letizia von Anfang an nicht. Während der öffentliche Enthusiasmus während der Verlobungszeit von Letizia und Felipe noch groß war, gab es im Königshaus kaum verhohlene Spannungen. „Du wirst die Monarchie ruinieren“, soll Felipes Vater, der damalige König Juan Carlos, gesagt haben, als die Hochzeit anstand. Die frühere Fernsehjournalistin, die zu der Zeit noch in einer 40-Quadratmeter-Wohnung am Stadtrand von Madrid lebte, war nicht willkommen. Letizias Mutter war Gewerkschafterin, der Großvater Taxifahrer, sie selbst die erste Königsgemahlin aus bürgerlichem Hause.
Letizia war bereits einmal geschieden. Ihren ersten Mann lernte die spanische Königin mit nur 15 Jahren kennen – es handelte sich dabei um ihren zehn Jahre älteren Literaturlehrer Alonso Guerrero. Die beiden waren ungefähr zehn Jahre lang ein Paar, bevor sie 1998 standesamtlich heirateten. Die Ehe hielt nur ein knappes Jahr. Guerrero war als Schriftsteller wenig erfolgreich, bis er vor einem Jahr einen autobiografischen Roman schrieb, der von der „Verwandlung eines Mannes mit einem sehr ruhigen Leben zur Medienfigur“ handelte. Auch Letizias Cousin, der Rechtsanwalt David Rocasolano, brachte es mit einem Buch zu Ruhm. In „Adieu, Prinzessin!“ berichtete er, Letizia habe als junge Frau ein Kind abgetrieben – ein großes Thema im katholischen Spanien.
Letizias Eigenschaften, so hoffte der Hof aber damals, sollten frischen Wind bringen. So trug sie dazu bei, dass der reserviert wirkende Felipe lockerer auftrat. Doch eckte sie mit ihrem starken Charakter zuweilen an. Schon bei der Verlobungsfeier im November 2003 hatten sich Traditionalisten darüber empört, dass Letizia dem damaligen Kronprinzen ins Wort gefallen war und ihn vor Millionen Fernsehzuschauern aufgefordert hatte: „Lass mich ausreden!“
Auch Streitereien innerhalb der Königsfamilie blieben nicht verborgen. Tausendfach wurde etwa voriges Jahr ein Video in Sozialen Netzwerken geteilt, das die frühere Königin Sofia mit Letizia im Streit zeigen soll. Zu sehen war angeblich, wie die beiden über das Posieren mit den Kindern für die Presse debattieren. Kronprinzessin Leonor, damals zwölf Jahre alt, stieß die Hand ihrer Großmutter weg. Ex-König Juan Carlos und Felipe „verfolgten die Lage entgeistert“, wie „El Mundo“ schrieb. Spanien sei „bestürzt“, so die „New York Times“.
Berichte von „unvorstellbarer Respektlosigkeit“
Offizielle Umfragen zu Letizias Beliebtheit gibt es nicht. Dafür „haben die Hofexperten, die sogar in seriösen Medien zu Wort kommen, ein Urteil gefällt: Die 46-Jährige habe es nicht geschafft, den Weg in die Herzen ihrer Landsleute zu finden“, so der Spanien-Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“. Ein Teil der Klatschpresse schreibe „mit früher unvorstellbarer Respektlosigkeit über das Königshaus. Zu den bevorzugten Zielen gehört Letizia: Sie sei stets missgelaunt, leide vermutlich unter Magersucht, und ihre angeblichen Schönheitsoperationen hätten Zehntausende Euro an Steuergeldern gekostet.“
Dass Letizia heute in Spanien unbeliebt ist, liege an der eigenen Fehleinschätzung: Sie habe nicht genug Kraft gehabt, „um frischen Wind in die abgeschottete Welt des Königshofs“ zu bringen. Nach den vielen Attacken von Medien, Kommentatoren und auch innerhalb der Familie sei die früher selbstbewusste Frau verstummt.