Militäreinheiten zu Wasser der iranischen Revolutionswächter (IRGC)
Reuters/Tasnim News Agency
Crew verhaftet

Iran hält ausländischen Öltanker fest

Der Iran hat nach eigenen Angaben einen ausländischen Öltanker im Persischen Golf gestoppt und die Crew festgenommen. Die Revolutionsgarden (IRGC) hätten den Tanker mit angeblich einer Million Liter geschmuggeltem Öl in der Nähe der Straße von Hormus gestoppt und die zwölf Menschen verhaftet, berichteten die IRGC am Donnerstag auf ihrer Website. Der Vorfall habe sich bereits am Sonntag ereignet.

Der Einsatz sei im Einklang mit dem Kampf des Iran gegen Ölschmuggel im Persischen Golf erfolgt und im Vorfeld mit den zuständigen Behörden und der Justiz koordiniert worden. Der Tanker habe das geschmuggelte Öl südlich der iranischen Insel Lark von hiesigen Booten erhalten und es an ein anderes Schiff außerhalb der iranischen Gewässer liefern wollen, so die IRGC. Details zum Tanker und zur Nationalität der Crewmitglieder wurden von den Revolutionsgarden zunächst nicht bekanntgegeben.

Es liefen „rechtliche Verfahren“ zu dem Schiff. Die Garden wiesen weiters Berichte „westlicher Medien“ zurück, wonach der Iran seit mehreren Tagen einen anderen Tanker festhalte. Der Iran hatte am Dienstag mitgeteilt, einem ausländischen Tanker nach einem Notruf zu Hilfe gekommen zu sein.

Das Schiff sei nach einem technischen Problem „für notwendige Reparaturen“ in iranische Gewässer geschleppt worden. Die Organisation TankerTrackers teilte mit, dass der unter panamaischer Flagge fahrende Tanker „Riah“, der in der Straße von Hormus andere Schiffe mit Treibstoff versorgte, am Sonntag in iranische Gewässer gefahren sei. Anschließend sei sein Positionssignal nicht länger zu empfangen gewesen.

Erhebliche Spannungen in Golfregion

Großbritannien forderte vom Iran Aufklärung über die Beschlagnahmung. Eine Regierungssprecherin forderte die Islamische Republik am Donnerstag zudem auf, zur Deeskalation in der Region beizutragen. Seit dem Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran im Mai 2018 und der Verhängung neuer Sanktionen haben die Spannungen in der Golfregion enorm zugenommen. Seit Anfang Mai gab es mehrere Angriffe auf Tanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate und im Golf von Oman, für die Washington den Iran verantwortlich machte. Teheran wies jede Verantwortung zurück.

Karte zeigt Straße von Oman
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Ende Juni brachte der Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch die Revolutionsgarden über der Straße von Hormus den Iran und die USA an den Rand einer militärischen Konfrontation. US-Präsident Donald Trump stoppte erst in letzter Minute einen Vergeltungsangriff.

Streit über Tanker vor Gibraltar

Für weitere Spannungen sorgte Anfang Juli die Festsetzung eines Tankers mit iranischem Erdöl vor Gibraltar. Teheran drohte daraufhin Großbritannien mit Konsequenzen. Die Behörden in Gibraltar und die britische Royal Navy hatten den unter der Flagge Panamas fahrenden Supertanker „Grace 1“ vor Gibraltar wegen des Verdachts auf illegale Öllieferungen nach Syrien festgesetzt.

Der Kapitän und drei weitere Mitglieder der Besatzung wurden vorübergehend festgenommen, sind aber inzwischen wieder auf freiem Fuß. Der Iran protestierte, bestellte mehrmals den britischen Botschafter ein und forderte, das Schiff sofort weiterfahren zu lassen. Der Oberste Gerichtshof in Gibraltar ordnete jedoch an, dass das Schiff mindestens bis zum 21. Juli nicht auslaufen darf.

Am Wochenende gab es aber erste Anzeichen von Entspannung. Der britische Außenminister Jeremy Hunt stellte eine Freigabe des Schiffes durch die Behörden in dem britischen Überseegebiet in Aussicht, sollte der Iran zusichern, dass die Ladung nicht für Syrien bestimmt ist. Auch sein iranischer Amtskollege Mohammed Dschawad Sarif betonte, dass Teheran den Konflikt diplomatisch lösen wolle.

Weiterer Vorfall mit britischem Schiff

Bereits vergangene Woche hatte es einen Zwischenfall mit einem britischen Tanker in der Straße von Hormus gegeben. Britischen Angaben zufolge hatten dort drei iranische Boote versucht, ein britisches Handelsschiff an der Durchfahrt zu hindern. Eine Fregatte zwang sie jedoch zum Abdrehen. Teheran bestritt, in den Vorfall verwickelt zu sein.

Die Straße von Hormus im Persischen Golf ist einer der wichtigsten Schifffahrtswege weltweit. Ein Fünftel der Erdöltransporte gehen durch diese Meerenge. Die USA wollen ein Bündnis schmieden, um die Schifffahrtsstraße zu sichern. Die Vorfälle mit den Tankern tragen zu den Spannungen rund um die Uranproduktion des Iran und das auf der Kippe stehende Atomabkommen bei.