Bei „No Deal“-Brexit droht Großbritannien 30-Milliarden-Loch

Ein EU-Austritt ohne Abkommen könnte Großbritannien in eine Rezession führen und erhebliche Folgen für den britischen Staatshaushalt haben. Das geht aus einer heute veröffentlichten Analyse einer unabhängigen Behörde im Auftrag der britischen Regierung hervor.

London müsste im Falle eines „No Deal“-Brexits jährlich 30 Milliarden Pfund (33,4 Mrd. Euro) an zusätzlichen Schulden aufnehmen, heißt es in dem Bericht des Office for Budget Responsibility, das regelmäßig Analysen zur Stabilität des britischen Haushalts im Auftrag der Regierung erstellt.

Für ihre Schätzungen gingen die Expertinnen und Experten davon aus, dass ein EU-Austritt ohne Abkommen zu sinkenden Investitionen, einem Rückgang an Exporten wegen erhöhter Handelsbarrieren und einem heftigen Wertverfall des britischen Pfunds führen würde. Die Wirtschaft würde in diesem Szenario in eine Rezession gestürzt und bis Ende 2020 zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts einbüßen.

Auch dramatischere Auswirkungen denkbar

Die Autoren des Berichts machten jedoch deutlich, dass die Folgen eines „No Deal“-Brexits auch weitaus dramatischer ausfallen könnten. Kilometerlange Staus wegen Zollkontrollen, beispielsweise am Fährhafen in Dover, seien bei der Schätzung ausgeklammert worden.

Finanzminister Philip Hammond warnte, die Auswirkungen eines „No Deal“-Brexits, wie er derzeit von den beiden Kandidaten im Rennen um die Nachfolge von Premierministerin Theresa May in Betracht gezogen wird, würden noch „viel härter“ sein. „Die Rezession wäre größer“, sagte Hammond heute der BBC.

Boris Johnson und Außenminister Jeremy Hunt, die um das Amt des Regierungschefs konkurrieren, wollen beide einen „No Deal“-Brexit in Kauf nehmen. Mit Äußerungen zu ihren Verhandlungszielen bis zum geplanten EU-Austritt am 31. Oktober schürten sie zuletzt die Ängste vor einem ungeordneten Austritt. Der Wert des britischen Pfunds stürzte daraufhin ab.