Urteil: Niederlande begrenzt haftbar für Srebrenica-Massaker

Die Niederlande sind nach einem höchstrichterlichen Urteil nur sehr eingeschränkt für den Tod von rund 350 muslimischen Buben und Männern in Srebrenica während des Jugoslawien-Krieges 1995 haftbar. Die Niederländer hätten die Menschen kaum retten können, urteilte der Hohe Rat heute in Den Haag.

Im Kern bestätigte das höchste Gericht des Landes zwar das Urteil der früheren Instanz von 2017, sprach den Klägern aber eine deutliche geringere Entschädigung zu. Die Hinterbliebenen der Opfer, die „Mütter von Srebrenica“, hatten die Zivilklage angestrengt. Gegen das Urteil der früheren Instanz hatte der Staat Revision eingelegt.

Keine Chance gegen serbische Übermacht

Die UNO-Schutzzone Srebrenica stand während des Krieges unter dem Kommando niederländischer Blauhelm-Soldaten. Sie hatten sich im Sommer 1995 serbischen Einheiten kampflos ergeben. Diese hatten anschließend rund 8.000 bosnisch-muslimische Buben und Männer ermordet. Für den Völkermord von Srebrenica wurden als Hauptverantwortliche der frühere Serbenführer Radovan Karadzic und der serbische Ex-General Ratko Mladic zu lebenslanger Haft verurteilt.

Etwa 350 muslimische Männer befanend sich damals direkt auf dem Gelände der UNO-Militäreinheit. Die niederländischen Blauhelme handelten dem Urteil zufolge unrechtmäßig, als sie die Männer vom Gelände wegschickten. Sie hätten wissen können, dass die Männer misshandelt oder getötet werden sollten. Das Gericht schätzte deren Überlebenschance angesichts der Übermacht der Serben jedoch als gering ein.