Ein Kind kühlt sich unter einem Springbrunnen ab
AP/The Philadelphia Inquirer/Jose F. Moreno
„Nicht mehr normal“

Neue Hitzewelle in Europa erwartet

Am Wochenende sind in den USA mehrere Temperaturrekorde gebrochen worden – viele Messstationen verzeichneten Höchstwerte von über 43 Grad. Während es jenseits des Atlantiks aber ab Montag wieder abkühlen soll, steht europäischen Ländern eine neue Hitzewelle noch bevor. Auch hier sollen wieder Temperaturrekorde fallen.

Nur wenige Wochen nach der Hitzewelle Ende Juni müssen sich die Menschen in Europa erneut auf Temperaturen von um die 40 Grad einstellen. So steigen etwa in Teilen Österreichs wie auch Deutschlands die Temperaturen im Laufe der Woche auf bis zu 38 Grad. Doch bereits ab Dienstag breitet sich die Hitze über weite Teile Europas aus.

Auch in den Metropolen im Zentrum und Norden Italiens werden bis zu 40 Grad erwartet. In den Benelux-Staaten könnten ebenfalls neue Hitzerekorde aufgestellt werden. „Es ist wahrscheinlich, dass die drei Länder zum ersten Mal die 40-Grad-Marke erreichen oder überschreiten“, sagte der Meteorologe Francois Jobard vom französischen Wetterdienst. In Belgien gab das Königliche Meteorologische Institut eine Hitzewarnung bis Freitag um Mitternacht aus.

Hitzewelle verschlimmert Dürre

In Frankreich dürfte der landesweite Temperaturrekord der Hitzewelle Ende Juni mit 46 Grad zwar nicht gebrochen werden, doch in Paris könnte laut Experten und Expertinnen der städtische Rekord von 40,4 Grad aus dem Jahr 1947 fallen.

Der französische Wetterdienst sagte vor allem für den Südwesten des Landes hohe Temperaturen von um die 40 Grad voraus – in einer Region, die ohnehin schon unter einer Dürre leidet. Das französische Landwirtschaftsministerium rechnet bereits damit, dass die Weinproduktion aufgrund der Hitze und Dürre dieses Jahr deutlich zurückgehen wird.

Die Hitze stellt derzeit aber vor allem in Portugal ein Problem dar. Zwar konnten die verheerenden Waldbrände vom Wochenende im Zentrum des Landes bereits zu 90 Prozent unter Kontrolle gebracht werden – doch wegen anhaltender hoher Temperaturen und heftiger Windböen stellen die letzten aktiven zehn Prozent eine besondere Herausforderung für die Rettungskräfte dar.

Ein Feuerwehrmann löscht einen Waldbrand
Reuters/Rafael Marchante
Hohe Temperaturen und heftige Windböen erschweren den Einsatz der Feuerwehr bei den Waldbränden in Portugal

Hitzetote in den USA

In den USA litten die Menschen die vergangenen Tage vom Mittleren Westen bis zur Atlantikküste unter drückender Hitze. Aus Ostküstenorten zwischen den Bundesstaaten Massachusetts und North Carolina, darunter die Metropolen New York, Philadelphia und Washington, wurden am Sonntag Temperaturen von um die 38 Grad gemeldet. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit waren die gefühlten Temperaturen noch höher.

Neue Temperaturrekorde wurden an sieben US-Wetterstationen gemessen, so etwa in Atlantic City und auf dem New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen. Medienberichten zufolge starben in den Vereinigten Staaten am Wochenende mindestens sechs Menschen an den Folgen der Hitze.

Stromausfall: Leitungen überlastet

Zudem ist es in New York zu einem großflächigen Stromausfall gekommen. Rund 50.000 Haushalte im Stadtteil Brooklyn und in Westchester County im Norden der Stadt seien am Sonntagabend betroffen gewesen, teilten die Behörden in der Nacht zum Montag mit. Die Stromversorgung von rund 30.000 dieser Haushalte sei gezielt abgeschaltet worden. Ein Sprecher des Stromversorgers Con Edison sagte gegenüber der „New York Times“ („NYT“), dass die Stromleitungen, die das Gebiet versorgen, durch die Hitze überlastet waren. Die Abschaltung sollte Schäden verhindern.

In der Hauptstadt Washington setzte die Stadtverwaltung einen Notfallplan in Kraft, der unter anderem längere Öffnungszeiten der Schwimmbäder und der Parks mit Brunnen vorsieht. Die Metropole New York richtete 500 öffentlich zugängliche klimatisierte Räume als Abkühlzentren ein.

Ein Mann mit nacktem Oberkörper trinkt aus einer Flasche Wasser
Reuters/Andrew Kelly
Der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio rief die Bevölkerung am Wochenende dazu auf, viel zu trinken und sich abzukühlen

Häufigkeit der Hitzewellen „nicht mehr normal“

Die Hitze beunruhigt auch Fachleute. So meint etwa der Kieler Klimaforscher Mojib Latif, die Häufigkeit der Hitzewellen sei „nicht mehr normal“ – und letztlich eine Folge der Klimakrise, so der Experte des Kieler Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ (Montag-Ausgabe).

Ob und wie Extremwetterereignisse im Zusammenhang mit der Klimakrise stehen, ist derzeit Gegenstand vieler Untersuchungen. Dass Extremereignisse wie Hitze und großräumige Starkniederschläge zunehmen, davon zeigt sich der Weltklimarat (IPCC) aber überzeugt.

Aktuell können einzelne Ereignisse dem deutschen Klimaexperten Tobias Fuchs zufolge zwar noch nicht direkt dem Klimawandel zugeordnet werden, doch mit einer neuen Wissenschaftsmethode, der Attributionsmethode, dürfte sich das ändern. Damit sei zum Beispiel im vergangenen Jahr die Hitzewelle in Europa analysiert worden – für Mitteleuropa mit dem Ergebnis, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer Hitzewelle durch die Klimakrise etwa verdoppelt habe.