Einsatzkräfte in Mexiko
Reuters
Erschossene Israelis

‚Unterwelt‘-Mord sorgt für Aufruhr in Mexiko

In Mexiko-Stadt sind zwei mutmaßliche Bandenmitglieder aus Israel in einem Luxuseinkaufszentrum erschossen worden. Die Verdächtige, die bei der Tat offenbar eine blonde Perücke getragen hatte, sagte, es sei ein Verbrechen „aus Leidenschaft“ gewesen. Die Behörden vermuten jedoch einen Racheakt zwischen rivalisierenden Banden.

Die Behörden gehen davon aus, dass die beiden Toten Alon Azulay und Benjamin Yeshurun Sutchi Verbindungen zur israelischen Mafia hatten. Die beiden Männer wurden in einem Restaurant des Einkaufszentrums im Süden der Hauptstadt erschossen. Der israelischen Botschaft in Mexiko zufolge waren die 41 und 44 Jahre alten Männer „sowohl in Israel als auch in Mexiko vorbestraft“.

Nun wird ermittelt, ob sie in Drogenhandel, Waffenhandel oder Geldwäsche verwickelt waren. „Es war Mord, einen anderen Grund gibt es nicht. So viel steht fest“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Ulises Lara.

Handyvideo deutet Ablenkungsmanöver an

Die Tat, die aktuell für Aufruhr in Israel sowie in Mexiko sorgt, fand bereits am Mittwoch statt. Bevor die Verdächtige das Feuer auf die beiden Männer eröffnete, habe sie laut Behörden mit einem mutmaßlichen Komplizen an einem Tisch nahe den Opfern Platz genommen und Getränke bestellt. Kurze Zeit darauf erschoss sie die beiden aus nächster Nähe. Eines der beiden Opfer verstarb sofort, das andere erlag seinen Verletzungen daraufhin im Krankenhaus.

Berichten zufolge wurde die 33-jährige Verdächtige Esperanza Gutierrez festgenommen, nachdem sie sich kurz nach der Tat außerhalb des Einkaufszentrums ihrer Verkleidung inklusive Perücke entledigte. Insgesamt werden vier Personen hinter der Tat vermutet.

Auf Aufnahmen einer Überwachungskamera ist überdies zu sehen, wie vor dem Doppelmord zwei Männer vor dem belebten Restaurant in die Luft schießen und eine Polizeistreife zum Rückzug zwingen. Ein Polizist wurde dabei verletzt. Die beiden Männer flüchteten anschließend mit einem Auto. Dabei könnte es sich um ein Ablenkungsmanöver gehandelt haben.

Widersprüchliche Aussagen

Für Verwirrung sorgte auch das angebliche Motiv der mutmaßlichen Mörderin. Die Verdächtige gab zunächst an, es habe sich um eine Beziehungstat gehandelt. Laut dem Polizeichef Jesus Orta gab Gutierrez am Mittwoch an, dass sie eine „romantische Beziehung mit einem der Männer, den sie über die Sozialen Netzwerke kennengelernt hatte, gehabt habe“. Sie habe die Männer, so der Polizeichef zudem, wegen eines Seitensprungs angegriffen.

Ihre späteren Aussagen ließen der Generalstaatsanwaltschaft zufolge jedoch den Schluss zu, dass es sich um die Tat einer kriminellen Bande handelte. „Das vermeintliche Motiv, von dem diese Person zu Beginn gesprochen hat, existiert nicht“, sagte die Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass die Tat von kriminellen Banden mit internationalen Vernetzungen ausgeführt wurde.

Vergangenheit von Ermordetem wirft Fragen auf

Über den Hintergrund von einem der beiden Erschossenen kursierten indes unterschiedliche Informationen in den Medien. Die „Jerusalem Post“ berichtete, dass der tote Israeli Sutchi vor sechs Monaten aus einem israelischen Gefängnis entlassen worden sei. Dort saß er wegen Mordes fest.

Mexikanische Behörden gaben hingegen an, dass der Mann bereits im Jahr 2013 eingereist war. Die mexikanische Zeitung „El Universal“ berichtete wiederum, dass Sutchi bereits 2001 nach Mexiko gelangte, das Land jedoch im Jahr 2005 wieder verlassen musste. Eine weitere Zeitung berichtete, dass Sutchi Casinos betrieben und mit Kokain gedealt hatte.

Informationen der Staatsanwaltschaft, aus denen die Zeitung „Reforma“ zitiert, schließen gar auf eine Verbindung zu dem ehemaligen US-mexikanischen Drogenboss Edgar Valdez Villareal. Der unter dem Namen „La Barbie“ bekannte Valdez Villareal wurde im vergangenen Jahr zu einer 50-jährigen Haftstrafe verurteilt.

Über 14.000 Morde in sechs Monaten – Rekord

Die Zahl der Morde in Mexiko stieg im ersten Halbjahr auf einen Rekordwert. Von Jänner bis Juni wurden 14.603 Morde gezählt, teilte das Amt für öffentliche Sicherheit vor wenigen Tagen mit. Im Vorjahreszeitraum waren es 13.985.

Seit Jahren kämpft Mexiko mit wachsender Gewalt, die vor allem von brutalen Drogenkartellen ausgeht. Der seit Ende 2018 regierende linke Präsident Andres Manuel Lopez Obrador macht die Wirtschaftspolitik früherer Regierungen für die Zunahme der Kapitalverbrechen mitverantwortlich. Seine Regierung wolle Korruption und Ungleichheit in Mexiko bekämpfen.