Designierte Gouverneurin Puerto Ricos hat „kein Interesse“

Die designierte Nachfolgerin des zurückgetretenen Gouverneurs von Puerto Rico will das Amt nach eigenen Angaben nicht übernehmen. „Ich habe kein Interesse an dem Gouverneursposten“, schrieb die Justizministerin des karibischen US-Außengebiets, Wanda Vazquez, gestern auf Twitter.

Gouverneur Ricardo Rossello hatte nach zweiwöchigen Massenprotesten seinen Rücktritt für den 2. August angekündigt. Der Verfassung zufolge würde ihm ein Vizegouverneur oder eine Vizegouverneurin nachfolgen, Dieser Posten ist derzeit vakant. Rossello kündigte daher Vazquez, die Nächste in der Reihenfolge, als seine Nachfolgerin an.

Vorwürfe gegen Vazquez aufgetaucht

Sie hoffe, dass Rossello vor dem 2. August einen neuen Vizegouverneur nominiere, twitterte sie. Seit Rossellos Rücktrittsankündigung war Vazquez in die Kritik geraten. Unter anderem veröffentlichte die Journalistin Sandra Rodriguez Cotto angebliche Nachrichten vom vergangenen Jahr zwischen Vazquez und dem damaligen Innenminister Raul Maldonado.

Diese beweisen nach Ansicht von Cotto, dass die Justizministerin keine Ermittlungen wegen umgelenkter Hilfslieferungen für Opfer des verheerenden Hurrikans „Maria“ von 2017 eingeleitet habe, um Angehörige von Rossellos innerem Kreis – darunter dessen Ehefrau – vor möglicher Strafverfolgung zu schützen.

Auslöser der Proteste auf den Straßen Puerto Ricos, die zu Rossellos Rücktritt führten, war die Veröffentlichung von Nachrichten einer privaten Chatgruppe. Rossello und elf Vertraute äußerten sich darin abschätzig über mehrere Personen. Die Bemerkungen wurden als frauen- und schwulenfeindlich sowie respektlos gegenüber den zahlreichen Opfern des Hurrikans empfunden.